Wir machen den Generationen vor uns immer wieder den Vorwurf, dass sie im Vorfeld der NS-Diktatur die Vorzeichen nicht erkannt hätten bzw. nicht dagegen eingeschritten seien.
Heute kennen wir allerdings die Geschichte und haben eine genaue Schablone dafür, was zu einem derartigen Grauen wie dem Dritten Reich und der industriellen Vernichtung von Menschenleben geführt hat.
Wenn man sich intensiver mit der FPÖ und deren rechten Rand beschäftigt und sich mit der Vorzeit und den Vorzeichen der nationalsozialistischen Verbrechen näher befasst, erkennt man erschreckend viele Parallelen. Ja, die FPÖ und deren rechter Rand wettert heute nicht mehr offen gegen Juden. Aber eine andere Religion hat nun deren Platz eingenommen. Im Parteiprogramm bekennt sich zwar die FPÖ zu allen Religionen, lässt aber gleichzeitig keine Gelegenheit aus, Muslime öffentlich anzupatzen - und die Verantwortlichen in der Regierung und der Justiz sowie viele Menschen sehen dabei mittlerweile weg.
So kann ein FPÖ Nachwuchspolitiker mal eben in einer OTS offen gegen Muslime hetzen - das Verfahren wird von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Ein Ex-FPÖ-Pressesprecher kann offen Texte aus SS-Liedern posten - und wird freigesprochen. Ohne dass die Medien es breittreten, kann ein FPÖ Nationalrat falsche Zahlen aus Deutschland verwenden und so selbst Behinderte für die Hetze gegen Asylwerber einsetzen. Oder es wird salonfähig, dass ein Funktionär ein Schild im Internet postet, auf dem Muslimen wie Tieren verboten wird, einen Ort aufzusuchen. Aufforderungen von Menschen, alle Muslime auszurotten, werden auf Medienanfrage nur damit kommentiert, dass man sich nicht um alles kümmern könne.
Wenn man sich den Blog Heimat ohne Hass ansieht, wird das Ausmaß sichtbar. Mühelos schaffen wir es seit einem knappen Dreivierteljahr, täglich einen Blog zu füllen - und das meist nur mit den eigenen Recherchen.
Ja, wir machen den Generationen vor uns den Vorwurf, sie hätten die Signale nicht erkannt. Wir machen ihnen den Vorwurf, nicht im Vorfeld aufgestanden zu sein und gerufen zu haben: Stopp - bis hierher und nicht weiter! Doch was ist heute? Die Rufe werden ignoriert. Die Bevölkerung ist der vielen Aufschreie müde geworden. Für die Medien haben die Skandale der FPÖ-Politiker kaum mehr Neuigkeitswert. Viel zu viele Skandale gab es bereits. In zu vielen kleinen Häppchen ist das, was bisher passiert ist, auf zu viele Jahre verteilt.
Und was lernen wir daraus? Wir werden weitermachen und aufzeigen! Denn wir wollen uns 70 Jahre später nicht vor unseren Enkeln und Ur-Enkeln den Vorwurf machen lassen: Ihr habt es zugelassen, obwohl ihr eigentlich wusstet, wohin das führen musste.
Ich mache es der heutigen Bevölkerung sehr wohl zum Vorwurf. Durch das Internet und die Medien hat ein jeder und eine jede die Möglichkeit, sich zu informieren. Jede/r hat die Chance, die Dinge zu erfahren und wer da heute nicht aufsteht und laut schreit: “Stopp - bis hierher und nicht weiter”, der wird in Zukunft sein Gewissen erforschen müssen.
Lukas Mayer