Freitag, 20. Dezember 2013

FPÖ-Funktionär aus Heidenreichstein (Niederösterreich) als aktive rechtsextreme Hetz- “Posterin” entlarvt?

Seit mindestens eineinhalb Jahren treibt der User “Maria Theresia“ (Anm.: im Folgenden ist von einer weiblichen Person die Rede, obwohl wir es für wahrscheinlich halten, dass hinter “Maria Theresia” de facto ein Mann steht - wie im heutigen Kurier berichtet) im Fahrwasser der FPÖ-Propaganda auf Facebook sein Unwesen - sie gehört zu den aktivsten rechtsextremen Facebook-HetzerInnen in Österreich überhaupt. Beinahe 1.800 Fotos wurden auf der Timeline ihrer Seite veröffentlicht. Meist sind es Zeitungsartikel (in der Regel aus der Kronen-Zeitung), die tagespolitische Themen behandeln. “Maria Theresia” erzielt damit z. T. eine erstaunliche Reichweite - ein von ihr geteilter und kommentierter Scan aus der “Kronen Zeitung” zum Thema “Hochwasser” wurde z. B. mehr als 25.000 Mal geteilt (!).

Screenshot / (C) Facebook Inc

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„Maria Theresia“ kommentiert Bilder und Artikel in der Regel mit einem kurzen, mit Hass oder Unmut erfüllten und häufig vor Rassismus triefenden oder spöttischen Statement, das Stimmung machen soll: gegen „Linke“, gegen “AusländerInnen”, gegen Menschen jüdischer Herkunft, gegen die EU. Hauptfeind sind MuslimInnen, die etablierten Großparteien mit Ausnahme der FPÖ und der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer, den sie konsequent als „Klo-Heinzi“ beschimpft und entsprechende - dilettantisch angefertigte - Karikaturen verbreitet.
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Über türkische Frauen schreibt „Maria Theresia“ etwa in holprigem Deutsch: „Die Türkenweiber sind die größten Zuchtmaschinen aus dem Gund den Sozialstaat auszuplündern und als Nebenefekt die Deutsche rasse mit türkischen Blut zu verseuchen!” (Fehler im Original).


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Für österreichische PolitikerInnen von Schwarz, Rot und Grün bereitet „Maria Theresia“ den grafischen Galgen und andere Mordinstrumente vor, auch stellt sie den Wiener Bürgermeister Häupl sowie die Politiker Spindelegger und Faymann als Juden dar.

Screenshot / (C) Facebook Inc
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Letztere würden „kein Mitleid“ kennen und nur nach Geld streben, zitiert sie einen antisemitischen Ausspruch. Auch darin, dass Menschen mit Migrationshintergrund im Polizeidienst tätig werden, sich also in die österreichische Gesellschaft integrieren, sieht „Maria Theresia“ eine große Gefahr. Im Dezember 2013 veröffentlichte sie ein Zeitungsfoto mit jungen PolizistInnen, die ihre Ausbildung in Oberösterreich absolviert haben. Darunter auch ein Mann mit pakistanischen Wurzeln, dem „Maria Theresia“ unterstellt, „Islamist“ zu sein (HOH und mehrere Medien berichteten).

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Auch geschmacklose, den Nationalsozialismus verherrlichende Bilder finden sich auf ihrer Timeline:
Screenshot / (C) Facebook Inc

„Maria Theresia“ erntet breite Anerkennung für ihre Beiträge: Mehr als 200 Personen haben ihre Timeline abonniert, zusätzlich zählt sie mehr als 600 FreundInnen. Darunter waren und sind vermutlich dutzende FPÖ-FunktionärInnen und -Ortsgruppen (z. B. Harald Vilimsky, RFJ Tulln, FPÖ Jennersdorf, FPÖ Judendorf-Straßengel, RFJ Josefstadt, Dietmar Luschin, Andrea Kellner... ).

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Auch die Facebook-Seite von FPÖ-Bundesobmann Strache hat von “Maria Theresia” Inhalte geteilt.


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Die Sympathien von “Maria Theresia” sind ohnehin klar definiert - es ist die FPÖ, die unterstützt werden soll:


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Schon vor Monaten hat Heimat ohne Hass begonnen, sich näher mit „Maria Theresia“ zu beschäftigen. Auffällig ist, dass sie offenbar in einem Naheverhältnis zur FPÖ Heidenreichstein im niederösterreichischen Waldviertel steht. Im Dezember 2012 äußerte sie sich etwa in einem privaten Chat mit folgenden Worten: „Ich bitte dich (…), die Seite der (…) FPÖ Heidenreichstein mit einem gefällt mir zu unterstützen! Vielen dank (sic!) im Namen der FPÖ Heidenreichstein!“. Auch machte „Maria Theresia“ auf ihrer Timeline Werbung für die blaue Ortsgruppe.

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Betreuer der Facebook-Gruppe ist Peter Immervoll sen., Schädlingsbekämpfer und FPÖ-Obmann aus Heidenreichstein. Bereits am 13. Dezember berichtete der Kurier über ein rassistisches Posting auf der von Immervoll betriebenen Seite. Dutzende Male verlinkte Immervoll Artikel, Bilder und Kommentare, die von „Maria Theresia“ veröffentlicht wurden.


Screenshot / (C) Facebook Inc

In einem privaten Chat gibt Immervoll auch zu, „Maria Theresia“ zu kennen und behauptet, diese wohne in Wien.

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Immervoll und „Maria Theresia“ haben Vieles gemeinsam: Beide scheinen sich für junge Frauen zu interessieren, so meinte etwa „Maria Theresia“ im Juli 2012 auf der Facebook-Seite der FPÖ-Sympathisantin Katja H. und auf in rechtsextremen Kreisen doch recht unübliche Weise: „Könnte mich glatt in dich verlieben!“.


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Auch sprachlich gibt es zwischen der FPÖ Heidenreichstein alias Peter Immervoll und „Maria Theresia“ Parallelen: Beide beschweren sich z. B. leidenschaftlich gerne über „ROT-SCHWARZ(-GRÜN)“.


Screenshot / (C) Facebook Inc

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Wie konnte Heimat ohne Hass die mutmaßliche Verbindung zwischen Peter Immervoll sen. und “Maria Theresia” recherchieren?
  • Es gibt eine auffallende Parallele der Online-Zeiten zwischen den beiden. Geht er online, geht sie offline und vice versa.
  • Wir haben aus diesem Grund extra eine Facebook-Seite mit dem Titel “Hängender Stein - Heidenreichstein” erstellt und “Maria Theresia” gebeten, diese auf der Facebook-Seite der FPÖ Heidenreichstein zu bewerben. Das wurde noch am selben Tag getan.
  • Wir haben in wochenlanger Recherchearbeit die Postings der beiden auf sprachliche Ähnlichkeiten hin untersucht.

Weitere Details finden Sie im heutigen Kurier
Mittwoch, 18. Dezember 2013

Was nicht passt, wird passend gemacht …

Erich Reders Blog “erstaunlich.at” wird von Rechten gerne als Quelle von allerhand skurrilen Stories verwendet. Auch “Heimat ohne Hass” wurde auf diesem Blog mehrfach erwähnt und so manche Posterin, der ein Naheverhältnis zu “Heimat ohne Hass” nachgesagt wird, findet gelegentlich Erwähnung.

Dass aber Herr Reder dort Kommentare mit einem Bildbearbeitungsprogramm nach seinen Wünschen verfälscht, ist auch uns neu und wir werden in Zukunft sehr genau beobachten, ob dies wieder vorkommt oder in der Vergangenheit auch schon manipuliert wurde.


Stein des Anstoßes war die SPÖ Bezirksrätin Angelika Frasl, welche die Auffassungsgabe von Rechten scheinbar überstrapaziert hat. Wir betonen, dass selbstverständlich auch wir von “Heimat ohne Hass” den “Republikanischen Schutzbund” nicht wieder herbeiwünschen!

Auf erstaunlich.at wurden folgende (manipulierte) Kommentare gebloggt, die wir darunter mit dem Original vergleichen.

Der konstruierte Kommentar auf erstaunlich.at:

Screenshot / (C) Facebook Inc


Das Original:

Screenshot / (C) Facebook Inc

Der konstruierte Kommentar auf erstaunlich.at:

Screenshot / (C) Facebook Inc


Das Original:

Screenshot / (C) Facebook Inc

Auffällig war in diesem Zusammenhang die eigenartige Textanordnung. Bei Facebook folgt nach dem Namen sofort der Text mit nur einem Leerzeichen Abstand (NAME POSTING). Auch die ungewöhnlichen Zeilenabstände sind dabei ein Indiz.

Der Vollständigkeit halber möchten wir an dieser Stelle noch den Blog-Artikel von Erstaunlich.at veröffentlichen, der sehr genau beschreibt, WIE da nun etwas hinein konstruiert wurde.

Screenshot / (C) Erstaunlich.at

@Update 19.12.2013 00:00
Herr Reder hat auf seinem Blog nach unserem Artikel die Manipulation der Screenshots zugegeben: www.erstaunlich.at

Interessanter Link zu diesem Artikel:
Dienstag, 17. Dezember 2013

Wie lange darf ein Bundesparteiobmannstellvertreter ein Posting auf seiner Timeline stehen lassen, in dem dazu aufgerufen wird, das KZ-Dachau wieder aufzusperren?

Wir haben uns gedacht, dass es ja sein könnte, dass Herr Johann Gudenus nicht immer auf unsere Seite schaut. Gut, dann sollte ihn jemand darauf aufmerksam machen, dass wir folgenden Artikel geschrieben haben: Johann Gudenus sperrt FPÖ-kritische Personen. KZ Kommentare bleiben jedoch stehen!

Nun hat Facebook das (manchmal nützliche, manchmal auch nervige) Feature es der Verfasserin oder dem Verfasser anzuzeigen, wenn jemand den Beitrag sieht. Das scheint einigen Mitgliedern der FPÖ nicht klar zu sein. Wir wissen also, dass Herr Gudenus unseren Artikel gesehen hat

Dies war am 17.12.2013 um 10:14 Vormittags der Fall (siehe Screenshot weiter unten). Die Überschrift alleine sollte ihn zumindest dazu anstiften, den Beitrag auch zu lesen. Aber das ist natürlich Bürozeit und ein Abgeordneter hat sicher viel um die Ohren. Deshalb haben wir ihm Zeit gelassen, bevor wir diesen Artikel geschrieben haben. So viel Zeit, dass er inzwischen 4 (!!!) weitere Artikel auf seiner Timeline veröffentlichte.

Der Kommentar, in dem dazu aufgerufen wird das KZ-Dachau wieder aufzusperren, ist allerdings immer noch online. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (17.12.2013 13:35) seit mehr als 4 Tagen.

@Update 17.12.2013 15:30:
Mittlerweile ist das gesamte Posting (inkl. dem Kommentar) gelöscht worden.

Screenshot / (C) Facebook Inc



Nun sollte sich jede_r einmal die Frage stellen, WARUM er das Posting einfach nicht und nicht entfernen möchte.