Wenn FPÖ-Obmann Strache zu einem neuen Hetz-Rundumschlag ansetzt, ist ihm keine Quelle zu dubios. Diesmal bringt er ein privates Video (dessen Entstehungsgeschichte inzwischen einwandfrei recherchiert ist) in Zusammenhang mit angeblich räuberischen Flüchtlingen. Die Geschichte, wie er sie "erzählt", ist simpel falsch und dient nur der Stimmungsmache. Um folgendes Posting geht es:
Quelle: Screenshot / © Facebook.Inc. |
Zunächst mal: Der Begleittext ist- wie so oft- nur sehr bedingt richtig: Tatsächlich spielt die Szene in Calais (dem französischen “Eingang” zum Eurotunnel). Allerdings handelt es sich dabei nicht um einen Raubüberfall, sondern vielmehr um Flüchtlinge, die versuchen, sich in LKWs zu verstecken, um so den Grenzübertritt von Frankreich nach Großbritannien zu schaffen (nähere Infos etwa hier). Wenn man bedenkt, wie aussichtslos dieses Unterfangen ist (da die Grenzbeamten natürlich Bescheid wissen) kann man sich vielleicht in Ansätzen die Verzweiflung der betroffenen Menschen vorstellen.
Was nun ein Raubüberfall mit diesem Video zu tun haben soll, erschließt sich uns nicht. Das Muster dahinter ist uns allerdings nur allzu bekannt: Zwei Dinge, die miteinander nichts zu tun haben, noch dazu aus unüberprüfbarer “privater” Quelle (hier ein angeblich in Paris überfallener Freund) werden miteinander in Verbindung gesetzt, um so Angst, Furcht und in Folge Hass zu erzeugen.
Das Ergebnis lässt sich dann in den Kommentaren unter Straches Posting “bewundern”:
Quelle: Screenshot / © Facebook.Inc. |
Neben dieser (bewusst in Kauf genommenen?) Fehlinformation ist durchaus auch die Quelle, von der Strache hier teilt, einer näheren Betrachtung wert. Es handelt sich dabei um ein Privatprofil, allerdings sind sehr viele Beiträge öffentlich einsehbar. Hier ein paar Beispiele dafür, was man auf diesem Profil alles finden kann:
Da haben wir zum Beispiel die Verwendung eines von den NationalsozialistInnen erschaffenen Begriffes (hier “Umvolkung”):
Quelle: Screenshot / © Facebook.Inc. |
Geschichtsrevisionismus:
Quelle: Screenshot / © Facebook.Inc. |
...der teilweise ziemlich skurrile (oder je nach Betrachtungsweise auch erschreckende) Züge annimmt:
Quelle: Screenshot / © Facebook.Inc. |
und jede Menge Verschwörungstheorien (hier nur ein Beispiel):
Quelle: Screenshot / © Facebook.Inc. |
Fassen wir die Sachlage zusammen:
1.Herr Strache teilt einen Beitrag von einem sehr weit rechts stehenden - man könnte sogar vermuten, rechtsextremen - Profil.
2. Dieser Beitrag verbindet zwei Dinge, die absolut nichts miteinander zu tun haben und erzeugt so ohne Faktenhintergrund Furcht vor einer Bevölkerungsgruppe.
3. Die darauffolgenden Gewaltphantasien im Kommentarbereich bleiben wie gewohnt unmoderiert stehen.
Wieder einmal scheint es, als bestünde Straches einziges Ziel darin, gegen vertriebene Menschen, die alles verloren haben und in Europa unter unwürdigsten Bedingungen leben müssen, Stimmung zu machen.
Anstand, Menschlichkeit und Mitgefühl scheinen hierbei schon lange verloren gegangen zu sein. Jeder Österreicher und jede Österreicherin sollte sich gut überlegen, ob diese Einstellung wirklich eine ist, die man guten Gewissens mit seiner Stimme unterstützten soll.