Mittwoch, 14. Januar 2015

Charlie Hebdo - Gastkommentar

Quelle: jacquelinemhadel.files.wordpress.com/
Der Anschlag auf Charlie Hebdo erinnert an bereits vergangene Vorfälle. Wieder macht sich Entsetzen und Sprachlosigkeit breit. Viele haben Angst vor weiteren Anschlägen, viele fordern Konsequenzen. Experten warnen vor Eskalationen. Nicht nur durch radikale Islamisten, die "die Gunst der Stunde" für ihre Ziele nutzen könnten, auch vor wütenden "Rächern", deren Ziel muslimische Zentren oder auch Einzelpersonen sein könnten.

Die Politik - zumindest die westliche Politik - bildet eine einheitliche Linie. Die Anschläge werden verurteilt, es wird um Besonnenheit ersucht, auch Stimmen, die eine Verschärfung von Überwachung und Einwanderung von Muslimen verlangen, werden laut. Wie nicht anders zu erwarten, gibt es - nicht nur aus dem arabischen Raum - auch Zustimmung für die Dschihadisten. Zum Teil eher verhalten "man hätte radikale Gruppierungen nicht herausfordern dürfen", zum Teil laut jubelnd durch IS-Kämpfer und Islamisten.

Die Auswirkungen des Terrors in Paris sind bereits allerorts spürbar. Was bereits nach 09/11 klar war, was in Madrid passiert ist, wurde durch die neuen Anschläge wieder sehr präsent - Terrorismus ist Krieg gegen einen Feind, den man nicht an Nationalität festmachen kann. Die Grenzen, die - wenn auch nur vermeintlich - Sicherheit vermitteln, sind sinnlos. Denn es kann auch der Nachbar sein, der im Aufzug immer so freundlich grüßt. Der aber offensichtlich Moslem ist und vielleicht nur darauf wartet, sich mit Islamisten zusammen zu schließen, um in einem Selbstmordkommando möglichst viele "Andersgläubige" in den Tod zu reissen.

Diese Ängste sind wichtig, damit Terrorismus funktioniert. Niemand kann sich mehr sicher fühlen, nirgends auf der Welt, nicht einmal im eigenen Wohnzimmer. Deshalb schreiben viele Journalisten, dass die Reaktionen Wasser auf den Mühlen der Dschihadisten wären. Aber nicht nur auf deren Mühlen, sondern auch auf denen der Rechtspopulisten und Rechtsextremisten. Denn die sehen ihre teilweise extemen Forderungen nach Ausweisungen, Einwanderungsstopp, Verbot einer Weltreligion bestätigt und nutzen die Anschläge zur Untermauerung ihrer oftmals menschenverachtenden Politik.

Es muss Konsequenzen geben und es wird Konsequenzen geben, nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa, auch in Österreich. Endlich wurde der Exekutive wieder mehr Geld zugesagt, anstatt weitere Einsparungen vorzunehmen. Ein erster Schritt, weitere werden mit Sicherheit folgen.

Wichtig war und ist, dass Dschihadisten, Islamisten und Extremisten nicht für eine ganze Glaubensgemeinschaft mit Millionen von Mitgliedern sprechen und handeln können. Diese Legitimation haben sie nicht, sie glauben nur, sie für sich in Anspruch nehmen zu können. Und wir sollten sie ihnen nicht einfach so geben, denn damit würden wir genau das tun, was sie sich in ihrem kranken Tun erhoffen - sie an die Spitze stellen, anstatt sie dem Bodensatz zuzuordnen.

Die Grundaussagen sind klar und sollten auch genau so gehört werden. Niemand, weder politische Parteien, noch sonstige Gruppierungen, ganz gleich, ob links oder rechts, findet etwas Gutes an den Toten, die diesen Anschlägen zum Opfer gefallen sind. Extremismus, noch dazu in der Form, der Tote als unumgänglichen Teil der Botschaft definiert, muss bekämpft werden.

Auch wenn die Vorstellungen über den Umgang mit Einwanderung, Integration und Asyl in Österreich häufig in sehr unterschiedliche Richtung gehen, die Förderung von Terrorismus hatte noch nie Unterstützer. Denn der Bodensatz ist nicht das Sprachrohr einer Weltreligion und darf es auch niemals sein. Darin sind sich hoffentlich alle einig. Das war sicher auch mit ein Grund dafür, dass sämtliche muslimischen Vertretungen in Österreich ihr Entsetzen über die Anschläge öffentlich gemacht haben. Sie und viele Muslime zeigen sich solidarisch mit Charlie. Diese Art der Solidarität und Einstimmigkeit wird es brauchen, um die nächsten Schritte gegen den Terror und den Umgang mit Extremisten zu setzen und deutlich zu machen, dass man sich nicht durch Anschläge von Extremisten dazu manipulieren lässt, einer ganzen Weltreligion den Krieg zu erklären und damit dem Bodensatz die Möglichkeit eröffnet, Spitze zu werden.

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