Samstag, 16. Mai 2015

Eine FPÖ-Ortsgruppe im Rassenwahn?

Wir erhalten jeden Tag eine Vielzahl an Nachrichten via E-Mail und Facebook. Neben Sympathiebekundungen und lobenden Worten (vielen Dank hierfür), erreichen uns auch immer wieder Hinweise, wir mögen uns doch eine bestimmte Seite näher anschauen. So auch unlängst, mit der Bitte, den Facebook-Auftritt der blauen Fraktion der weststeirischen Gemeinde Groß Sankt Florian (mit drei freiheitlichen Mandataren) zu begutachten.

Für die Inhalte der dazugehörigen Facebookseite ist selbstverständlich nicht die Landespartei verantwortlich, sondern wie immer ausschließlich die Ortspartei. Beworben werden diese Seiten trotzdem gerne überregional - aber was soll’s. So argumentieren zumindest immer die FPÖ Landesorganisationen.

Neben den im blauen Dunstkreis leider üblichen und quasi als "salonfähig" angesehenen Postings gegen Überfremdung, einer Beleidigung des Bundeskanzlers Werner Faymann und einem völlig irrwitzigen Aufruf, man möge selbst Asyl beantragen, um in den Genuss der vermeintlichen Privilegien von Asylwerbern zu kommen, bemerkten wir eine am 4. Mai gepostete Verlinkung zu "neuen Erkenntnissen" im "Mordfall (sic!) Haider".

Eher aus Routine denn aus Interesse, folgten wir dem Link zur Seite www.deutschelobby.com, die uns wiederum (leider) bekannt war - der Blog ist ein Sammelsurium an rechter Weltanschauung und nationalsozialistischem Gedankengut.

Im verlinkten Artikel geht es um eine Analyse des Unfalltods von Jörg Haider - die gesamte Ausführung und Analyse des Textes würde hier den Rahmen sprengen. Zum besseren Verständnis gehen wir jedoch auf einige Auszüge von der Seite ein.

Bereits im zweiten Absatz des besagten Artikels verfällt der Autor in rassentheoretisches Räsonieren – konstruiert ein Problem über das angeblichen “Vergessen der eigenen Rasse“ und packt sattsam bekannte rassistische Klischees über Juden und Araber aus. Ebenfalls auf der Startseite von „DeutscheLobby“ findet sich ein Bericht über "Geschichtsfälschung und alliierte Kriegsverbrechen". Diesem Link folgend erfahren wir nun, dass "DeutscheLobby nicht den Holocaust im Sinne des Paragraphen 130 leugnet", der Bericht bloß die persönlichen Meinungen der Autoren widerspiegelt und zur "Meinungsbildung" dienen solle - um drei Zeilen danach den 8. Mai 1945 als "Tag der Demütigung und Versklavung" zu bezeichnen.

Quelle: "DeutscheLobby" / Screenshot
Aber zurück zum Ausgangspunkt. Natürlich werden auf der Seite der FPÖ Groß Sankt Florian in gewohnter Manier noch weitere Vorurteile bedient - auch gerne mit Hilfe von Kinderfotos. Auch damit steht diese Ortsgruppe nicht alleine da - die etwas eigenartige Bildkomposition erinnert an ähnliche Sujets auf FPÖ-Fanseiten.

Quelle: FB-Seite "Fpoe Gross Sankt Florian". Screenshot / © Facebook Inc

Auch mit selbst verfassten Artikeln versucht die Seite zu glänzen. Wir lassen uns jetzt nicht über deren strukturelle, grammatikalische und orthographische Mängel aus, obwohl der Sinn eines der Pamphlets über den Islamismus (der wie üblich mit dem Islam gleichgesetzt wird) wirklich schwer zu erfassen ist. Aber man fragt sich dennoch, warum die Partei, die am vehementesten von Zuwanderern Deutschkenntnisse fordert, immer diejenige ist, deren Mandatare diese Forderung selbst am wenigsten erfüllen. Dabei könnte man Texte doch von kundigen Personen Korrektur lesen lassen oder im Zweifelsfall den Online-Duden zurate ziehen.

Quelle: FB-Seite "Fpoe Gross Sankt Florian". Screenshot / © Facebook Inc

Leider sind solche Artikel weder stilistisch noch inhaltlich Einzelfälle auf dieser Seite.

Quelle: FB-Seite "Fpoe Gross Sankt Florian". Screenshot / © Facebook Inc

Da längere Texte aber erfahrungsgemäß meist kaum zu Ende gelesen werden (man kann von den LeserInnen schließlich nicht verlangen, was man selbst nicht zu leisten imstande ist), greift man auf (ebenfalls nicht ganz fehlerfreie) Meme-Bildchen, die Kalendersprüche der Online-Welt, zurück.

Quelle: FB-Seite "Fpoe Gross Sankt Florian". Screenshot / © Facebook Inc

Wobei man an dieser Stelle auch sagen könnte: “Ich beleidige deine Freiheit? Deine Deutschkenntnisse beleidigen meine Heimat!”

Scrollt man auf der Timeline noch etwas weiter nach unten, stößt man wenig überraschend auf von anderen einschlägigen Seiten bekannte Falschmeldungen aus anonymer Produktion…

Quelle: FB-Seite "Fpoe Gross Sankt Florian". Screenshot / © Facebook Inc

…oder aus Blogs wie “Volksbetrugpunktnet” (nomen est omen). Dieser „Artikel“, der sich zwar auf Deutschland bezieht, was aber für den populistischen Zweck des Stimmenfangs mittels Hetze offenbar völlig egal ist, wurde rekordverdächtige 326 mal von der Facebookseite FPÖ Groß Sankt Florian weiter geteilt, während es alle anderen Artikel im Schnitt gerade mal auf zwei bis drei Teilungen brachten.

Quelle: FB-Seite "Fpoe Gross Sankt Florian". Screenshot / © Facebook Inc

Fazit:


Darüber, aus welchem Intelligenz-Pool die FPÖ stets ihre Funktionäre herbeizaubert, wird ja seit Langem gerätselt. Aber der Mindeststandard politischer Seriosität würde zumindest voraussetzen, dass man Artikel, die man teilt, aufmerksam zu Ende liest. Dass man dies bei einem Artikel, der ausgedruckt ganze 39 Seiten in Anspruch nehmen würde, nicht in allen Fällen tut, kann man vielleicht noch verstehen. Dass man aber schon beim zweiten Absatz nicht mehr darauf achtet, welche Absonderlichkeiten sich darin verbergen - und den Artikel dennoch teilt - das ist schon eine besondere Kunst - oder einfach nur absolute Ignoranz. Liebe FPÖ Groß Sankt Florian - es wäre zu eurem eigenen Vorteil, ihr würdet Verlinkungen prüfen, BEVOR ihr auf eine einschlägige rechte Internetseite verweist - und Rechtschreibprüfungen vor dem Posten sollten für Traditionsbewahrer eures Kalibers doch Ehrensache sein.

Anders als sonst bei HoH und abseits vom speziellen Thema dieses Artikels, aber dennoch thematisch sehr gut dazu passend, möchten wir unseren LeserInnen folgendes Youtube-Video nahelegen, sofern noch nicht bekannt:

https://www.youtube.com/watch?v=Q-hWvIY3aY0
Donnerstag, 14. Mai 2015

Der Feind in meinem B(ar)ett...

Es klingt ja wirklich schockierend, was uns der BPO der "Nächstenliebe"partei informativ kredenzt - nämlich eine “schockierende” Meldung von der Timeline seines Parteikollegen Haimbuchner. So brisant, dass er selbst eine Headline schreibt anstelle des altbekannten “zur Info”

 
Screenshot / (C) Facebook Inc



Feindbild muslimische Rekruten also? Gender-ignorierende Soldaten eines neo-osmanischen Heeres, das quasi die 3. Türkenbelagerung von innen heraus durchführen möchte? Im Gegenzug zu früheren Schockern ob der mutmaßlichen Zerstörung des österreichischen Heimatlandes durch FPÖ-fremde Kräfte dieses Mal sogar mit Quellenangabe.
Der zum oben wiedergegebenen Ausschnitt gehörende Artikel findet sich in der aktuellen Ausgabe des Magazins “EINSATZ - Magazin für Sicherheit, Wirtschaft und Sport 6/14”, herausgegeben von Helmut Moser und der Exclusiv-Verlagsges.m.b.H. - erwähnter Moser zeichnet sich auch verantwortlich für den Artikel, der da in seiner Gesamtheit wie folgt heißt:


Herr Moser scheint über fundiertes Insiderwissen zu verfügen, immerhin stellt er Behauptungen auf ohne weitere Beweisführung. Was uns allerdings sofort ins Auge sticht - er verwendet eine uns leider nicht unbekannte Wortwahl, die wir ebenfalls rot markiert haben. So spricht er von:
-Regierungstreuen Jubelblättern
-Maulkorberlass
-Gutmenschen-Richtern
-Gut-Menschen-Politik

Grund genug, das E-Paper des Magazins weiter zu durchforsten. Neben einigen von Kurt Guggenbichler verfassten Artikeln finden wir auf Seite 17 eine Einschaltung von Abg. Mario Kunasek, seines Zeichens Vorsitzender des Landesverteidigungsausschusses und Wehrsprecher der FPÖ, über den “erdrutschartigen Sieg” der AUF/AFH bei den letzten Bundes-Personalvertretungswahlen. Gleich darunter weiß Landesrat Haimbuchner (ebenfalls FPÖ und Entdecker des vermeintlichen Skandals) über den 2. Platz der freiheitlichen Polizeivertreter in Oberösterreich zu berichten.
Ansonsten finden sich keine politischen Einschaltungen im Magazin - bis auf die letzte Seite, auf der BPO Strache und oben erwähnter Mario Kunasek unseren Soldaten ein frohes Weihnachtsfest wünschen.

  
So weit, so gut - das Magazin hat Gönner in den Reihen der freiheitlichen Partei, das lässt sich einwandfrei darstellen.
Aber zurück zu Helmut Moser, oder genauer - seinen Freunden und Vorlieben. Die “Gefällt mir” Angaben auf seiner Seite zeigen ein etwas klareres Bild von ihm.
Screenshot / (C) Facebook Inc
Auch seine Freunde auf Facebook sind interessant. Neben namhaften Größen aus den Reihen der Freiheitlichen ist uns ein “Altbekannter” ins Auge gestochen - Ludwig R. -  dem “Welser“, vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands als Rechtsextremist bezeichnet, haben wir schon einige Artikel gewidmet.
Screenshot / (C) Facebook Inc

Nun mag man vermuten, es handle sich dabei um eine FB-Freundschaft ohne persönlichen Bezug, immerhin haben wir von einigen FPÖ-Mitgliedern bereits gehört, man habe “Freunde einfach hinzugefügt ohne sie zu kennen oder zu prüfen” und “man wurde zwielichtigen Gruppen hinzugefügt, ohne davon in Kenntnis gesetzt worden zu sein” - in dubio pro reo.
Die amikalen Bande zwischen Moser und R. sind aber offensichtlich nicht so oberflächlich, wie wir an Mosers Timeline sehen können:


Die Kommunikation scheint aber nicht einseitig zu erfolgen, so teilt Moser eine Gruppe auf R.s Seite:
Screenshot / (C) Facebook Inc

Die Gruppe “D.A.CH für die vereinten Patrioten” ist ebenfalls keine unbekannte - so finden sich in dieser FB-Gemeinschaft verschiedene Sujets und Postings aus der braunen Ecke.


Ob Moser die Bilder gesehen oder gelikt hat, wurde nicht überprüft - immerhin hat er selbst in der Gruppe Artikel aus fragwürdigen Quellen gepostet: 
Screenshot / (C) Facebook Inc


Kreuz-net.info, ist die “Nachfolgerin im Geiste” von Kreuz.net - einer Seite mit fundamental-katholischen Artikeln, teils mit “homophoben, rassistischen, rechtslastigen und antisemitischen Inhalten” (Der Spiegel). Nach Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft musste Kreuz.net von ebenjenem genommen werden - die Kompetenz der fragwürdigen Inhalte wurde von Kreuz-net.info komplett übernommen.
Und dann passiert ihm das, was keinem guten Journalisten passieren sollte - er verlinkt die kanadische Schweinefleischgeschichte (der Heinz Chr.  Strache ebenfalls aufgesessen ist), ohne die Richtigkeit der Story zu prüfen. (die erläuternden Artikel sind mittels einfacher Websuche oder über den Link oben zu finden).
Screenshot / (C) Facebook Inc


Nun stellt sich natürlich die Frage, wie eng seine Kontakte zu den inneren Kreisen der Landesverteidigung sind und wie gut er die eingangs erwähnte Äußerung recherchiert hat - immerhin hat das Ministerium für Inneres sämtliche Gelder für die Herausgeber des Magazins EINSATZ bereits 2011 eingefroren, nachdem der Zeitschrift “rechtsextreme und rassistische Blattinhalte” vorgeworfen wurden und nachdem bekannt wurde, dass zumindest bis 2011 laut einem Standard-Artikel die "Crème de la Crème der Neonaziszene” bei Herrn Moser arbeitete.

Lieber Herr Moser - halten Sie ihr Blatt doch ein wenig weg vom rechten Rand, dann klappt’s auch wieder mit der Landesverteidigung.
Und lieber Herr Strache: Halten Sie es wirklich angebracht, Artikel aus Zeitschriften zu teilen, die rechtsextremer und rassistischer Blattinhalte verdächtig sind, und deren Autor anscheinend gute Kontakte in die rechtsextreme Szene hat?