Freitag, 25. September 2015

Von Zionisten, Satanisten und Illuminaten (FPÖ St. Barbara)

Im steirischen Bezirk Bruck-Mürzzuschlag befindet sich die kleine Marktgemeinde St. Barbara im Mürztal. Dort stellt, nachdem die FPÖ bei den Landtagswahlen 2015 mit beinahe 33 % den 2. Platz erreichte, GK Ernst Ebner, Bezirkspartneiobmann Stellverteter der FPÖ Bruck- Mürzzuschlag, einen Bürgermeisterstellvertreter. Laut Impressum ist dieser auch verantwortlich für den Inhalt der Facebookseite "FPÖ St. Barbara".

Wie es mittlerweile leider auf FPÖ-Seiten üblich ist, postet auch Herr Ebner fast ausschließlich Beiträge, die sämtliche Asylsuchende in ein negatives Licht rücken sollen. Mit dem letzten Beitrag, der vor unbelegten, verhetzenden und sogar antisemitischen Behauptungen nur so strotzt, hat er allerdings den Bogen überspannt.

So werden in einem Posting, natürlich ohne Beleg, 90% aller Flüchtlinge als “Wirtschaftsflüchtlinge” und Terroristen bezeichnet. All jene, die das in Zweifel stellen, werden als “Vollidioten” und “Arschlöcher” beschimpft, längst widerlegte Lügen über illegale Schusswaffentransporte auf Flüchtlingsschiffen werden verbreitet usw.

Schuld seien natürlich die USA und - wie soll es sonst sein - Israel und die “zionistische/satanistische” Kanzlerin Merkel (sprich: “Der Jude ist an allem schuld”).

Der Text ist so lang und wirr, dass wir nur einige Ausschnitte zeigen wollen. Diejenigen, die sich dies tatsächlich in der Gesamtheit ansehen wollen, können alles auf der Facebookseite der FPÖ St. Barbara nachlesen. (Kommentieren zahlt sich aber nicht aus, Kritik wird dort nämlich rigoros gelöscht.)

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(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)

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(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)

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(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)

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(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)

Eventuell wäre eine Klarstellung der FPÖ Steiermark gut, ob diese abstruse Verschwörungstheorie der Parteilinie entspricht. Wir hoffen sehr, dass sie das nicht tut, aber ausschließen können wir leider nach den Erfahrungen der letzten Jahre nichts mehr.

Die faszinierende Welt eines FPÖ-Bezirksrats

Die Donaustadt ist, gemessen an der Einwohnerzahl von 170.000, der zweitgrößte Bezirk Wiens. Die FPÖ erzielte hier im Jahr 2013 ein Ergebnis von 26.8% und wurde somit zweitstärkste Partei. In diesem Team, unter dem ehemaligen dritten NR-Präsidenten Dr. Martin Graf, dient auch Bezirksrat Walter Kalab, mit dem wir uns aufgrund einschlägiger Kommentare genauer beschäftigt haben.

Seiner Abneigung gegenüber Flüchtlingen (“kamöl treiber (sic!)”, “pack (sic!)”, “schleimige Hunde (sic!))” und politisch Andersdenkenden (“drogen bosse (sic!)” - in Richtung der Grünen) lässt Herr Kalab unter anderem in der Hetzgruppe “Asylmissbrauch Stop Österreich” zum Besten, die in letzter Zeit durch besonders primitive Hetze bis hin zu Holocaustleugnung durch einige Poster auffällt (erst gestern haben wir einen Fall zur Anzeige gebracht) freien Lauf.

Zu Asylwerbern:

(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)

Zu einer Halal-Fleischerei:


(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)

Zu den Grünen:

(Quelle: Screenshots © Facebook Inc.)
(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)

Seine gar eigenartigen Vorstellungen zu den Problemen, die z.B. Asylwerber in Traiskirchen haben, sowie deren Herkunftsländer:

(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)
(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)

Der obligatorische Neid auf Menschen, die nichts besitzen, darf natürlich nicht fehlen. Da wird auch mal wieder die plötzliche Liebe zu autochthonen Obdachlosen entdeckt:

(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)

Die meisten dieser Beiträge wurden übrigens öffentlich abgesetzt. Herr Kalab scheint also kein Problem damit zu haben, diese Dinge auch der Allgemeinheit bekannt zu geben, was uns besonders fasziniert, da er auch NPD-Inhalte bzw. NPD-nahe Inhalte teilt.

(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)


(Quelle: Screenshot © Facebook Inc.)

Doch wer liest das eigentlich? In seiner Freundesliste finden sich dutzende FPÖ-Obleute, Landtagsabgeordnete sowie zumindest fünf (!) Nationalratsabgeordnete der FPÖ (Gerald Hauser, Mario Kunasek, Mag. Gernot Darmann, Ing. Christian Höbart und Josef A. Riemer.) sowie der ehemalige (wegen Verhetzung verurteilte und aus der FPÖ ausgeschlossene) Abgeordnete DDr. Werner Königshofer. Bei dieser Menge an hochrangigen FPÖ-Funktionären in der Freundesliste und somit auch potentiellen Lesern seiner Kommentare fällt es schwer zu glauben, dass keine der aufgezählten Personen nichts davon mitbekommen hat und offensichtlich auch kein Problem mit dieser Einstellung bzw. diesen Aussagen hat.
Donnerstag, 24. September 2015

Michael Prückl (FPÖ-Spitzenkandidat Pregarten) “gefällt” Hitler-Rede

Vor kurzem hatten wir bereits über Michael Prückl, den Bürgermeisterkandidaten der FPÖ in Pregarten/OÖ, berichtet. Zur Erinnerung: Unter anderem hatte er auf den Blog eines Holocaustleugners verlinkt, die Abschaffung der SPÖ gefordert und sich dazu bekannt, sich vor “Asylanten” mehr zu fürchten als vor Nazi-Hooligans.

Auch wenn die FPÖ die neuerdings übliche Verteidigungstaktik anwendet und behauptet, Prückls Facebookprofil wäre gehackt worden,



(Quelle: Screenshot, © meinbezirk.at)

möchten wir uns trotzdem nochmal mit dem “gehackten” Herrn Spitzenkandidaten beschäftigen. Wir sind nämlich noch auf einige interessante Details gestoßen, die unser bisheriges Bild nämlich nicht widerlegen, sondern noch in durchaus erschreckender Weise bestätigen.

Wieso markiert man zum Beispiel eine Hitler-Rede mit einem “gefällt mir”, noch dazu eine, in der quasi der Schritt zur Diktatur herbeiargumentiert und gerechtfertigt wird? Da zeigt sich wieder einmal das Demokratieverständnis Prückls:


(Quelle: Screenshot, © Facebook)

Ins gleiche Horn stößt das folgende Posting, das Prückl ebenfalls mit einem “gefällt mir” markiert hat - man beachte die Überschrift, die der Poster diesem, an sich harmlosen, Bildchen vorangestellt hat, und die nur wenig Interpretationsspielraum zulässt:



(Quelle: Screenshot, © Facebook)

Auch die Flüchtlingsdebatte kann an einem FPÖ-Funktionär nicht vorübergehen. Dabei sind es weniger Statistiken, Tatsachenberichte oder Analysen, die Herrn Prückl fesseln, eher die, ähem, “humoristischen” Beiträge und Memes. Zum Beispiel gefällt ihm dieses Bild:

(Quelle: Screenshot, © Facebook)

Hier könnte man noch argumentieren: “Na und? Er will halt die Flüchtlinge alle wieder zurückschicken, ist ja bei einem FPÖ-Mitglied keine Überraschung.” Aber die nächste Geschichte hat sogar bei uns, und wir sind wirklich einiges an Menschenverachtung gewöhnt, Entsetzen ausgelöst:




(Quelle: Screenshot, © Facebook)

Diese von Herrn Prückl mit einem “gefällt mir” markierte Geschmacklosigkeit wurde 3 Tage nach dem Schiffsunglück im Mittelmeer am 19. April 2015 gepostet, der mit geschätzten 800 Todesopfern größten bekannten Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer aller Zeiten. In der Woche davor waren ebenfalls laut UNHCR schon über 1000 Menschen im Mittelmeer ertrunken.

Ja, es geht hier um Menschenleben, Herr Prückl! Witzig, was?

FPÖ-Politiker vergibt Like für "An die Wand mit dem Politikergesindel"

FPÖ-Politiker vergibt Like für "An die Wand mit dem Politikergesindel"
GÜNTHER OSWALD
Mauthausen-Komitee fordert Rücktritt von Haimbuchner und Welser Spitzenkandidat Rabl

Wels – In Wels könnte die FPÖ nach der Gemeinderatswahl am Sonntag erstmals den Bürgermeister stellen. Die blaue Kandidatenliste für die 60.000-Einwohner-Stadt sorgt aber wieder einmal für Diskussionen. Der "Kurier" berichtete zuletzt, dass die Nummer zehn auf der Liste, Ralph Schäfer, der bereits wegen einer Nazi-Sprühaktion mit der Justiz zu tun hatte, zuletzt mit einer "Bürgerwehr" nachts in einer Siedlung patrouillierte.

Die Nummer 23 der Welser FPÖ, James Engelbert Pingera, wiederum fiel mit einschlägigen Facebook-Einträgen auf. Unter der Bezeichnung "Pro Austria" schrieb er im März (mittlerweile ist der Beitrag nicht mehr abrufbar): "Wann werden unsere Politiker und Journalisten endlich für ihre Lügen und Verbrechen haftbar gemacht?"

Gekaufte Journalisten

Ein von einem anderen User gepostetes Verschwörungsbuch mit dem Titel "Gekaufte Journalisten. Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken" wurde von Pingera damals gelikt, ebenso ein Kommentar dazu von User Elmar G., der schrieb: "An die Wand mit dem Politikergesindel." Der FP-Kommunalpolitiker, der über einen Vorzugsstimmenwahlkampf in den Gemeinderat will, zeigte also Sympathie für diesen direkten Aufruf zu Gewalt.


Für Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen-Komitees Österreich, ist das ein "wunderbares Beispiel, welche Politiker in der FPÖ agieren. Von der Parteispitze wird das geduldet, das ist das Schlimme", wie er im Gespräch mit dem STANDARD sagt.

Das Mauthausen-Komitee, das die Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen vertritt, spricht – auch wegen blauer Kandidaten in anderen Gemeinden – von einer "Gefahr für Demokratie und Menschenrechte". Der FPÖ-Spitzenkandidat in Pregarten, Michael Prückl, verbreite Inhalte eines Holocaust-Leugners – darüber hatte die Seite HeimatOhneHass.com berichtet. Johann Gibitz, FPÖ-Spitzenkandidat in Lambach, boykottiere die Produkte einer Firma, weil die Frau des Firmeninhabers Flüchtlingen Deutschunterricht gebe.

Rücktrittsaufforderungen

Mernyi: "Immer wieder behauptet der blaue Landesobmann Manfred Haimbuchner, dass er Neonazis und Hassprediger in seiner Partei nicht duldet. Doch das ist, wie sich jetzt wieder zeigt, eine glatte Lüge." Er fordert sowohl Haimbuchner als auch den Welser FPÖ-Vizebürgermeister Andreas Rabl zum Rücktritt auf.

Rabl meinte am Mittwoch auf Anfrage, er wolle zuerst mit Pingera sprechen, bevor über allfällige Konsequenzen nachgedacht werden könne. Er könne sich "nicht vorstellen", dass Pingera tatsächlich einen Gewaltaufruf gelikt habe. Er achte in der Welser FPÖ darauf, dass es "keine Anknüpfungspunkte" zu Rassismus, Rechtsextremismus und Nationalsozialismus gebe.

Zweite Chance

Bei Schäfer, dessen Verfahren nach dem Verbotsgesetz mit einer Diversion geendet hatte, warb Rabl um Verständnis. Schäfer sei damals 17 Jahre alt gewesen und habe mit anderen "Märtyrer leben länger" auf eine Wand gesprüht, daneben das Konterfei von Rudolf Heß. Der nunmehrige Gemeinderatskandidat habe aber gar nicht gewusst, wer Rudolf Heß war, so Rabl.

Er sei der Meinung, dass jeder eine "zweite Chance" verdiene, so der blaue Vizebürgermeister. Schäfer habe sich gebessert. "Wir beschönigen das nicht, aber man sollte die Kirche im Dorf lassen." (Günther Oswald, 23.9.2015)

http://derstandard.at/2000022673745/An-die-Wand-mit-dem-Gesindel-wird-von-FP-Politiker