Freitag, 16. Mai 2014

Die liebe Doppelmoral II

Wir haben vor etwas mehr als einer Woche darüber berichtet, dass sich diverse Funktionär_innen massiv darüber empören, dass wiederholt Wahlplakate zerstört werden. Damit haben sie natürlich recht, denn das ist ganz einfach Sachbeschädigung und damit strafbar. Allerdings: Wenn es andere Weltanschauungen oder Plakate anderer Parteien betrifft, so scheint dies dann wieder unter Zivilcourage zu fallen.

Screenshot / © Facebook Inc 

Nachdem unsere Leser_innen nicht jeden noch so “kleineN” Funktionär_in kennen können, hier eine kleine Auflistung, wer die betroffenen Personen sind:

Wir fassen also zusammen: 

Wenn FPÖ-Plakate beschädigt werden, ist die Aufregung ob dieser groben Sachbeschädigung groß. Sind hingegen Werke, Plakate oder gar Denkmäler betroffen, die nicht ins eigene Weltbild passen, dann wird das nicht nur stillschweigend toleriert, sondern sogar lobend erwähnt. Wir werden nun nicht soweit gehen zu unterstellen, dass hier aktiv zum Begehen von Straftaten aufgerufen wird. Aber auffällig ist schon, dass Gesetze aus Sicht von FPÖ-Fans und Funktionär_innen, scheinbar nur für andere zu gelten haben.

Danke Conchita!

Gastkommentar von Manfred Walter, Sprecher von Heimat ohne Hass



Vier sehr bewegende Tage liegen hinter mir, vier Tage an denen irgendwie alles zusammengepasst hat, an denen alles stimmig war. Und vielleicht geht es ja anderen Menschen auch so, vielleicht haben auch einige von uns, diese Tage auch so erlebt.

Chronologisch betrachtet, könnte man meinen, jo mei, der war halt viel unterwegs. Donnerstag in Wien beim „Fest der Freude“, Samstag hab ich, wie viele andere beim Songcontest mitgefiebert und heute war ich in Mauthausen bei der internationalen Befreiungsfeier. Und alles war stimmig, zusammenhängend, einem rotem Faden folgend.

Ich danke Conchita Wurst. Ich danke nicht dafür, dass sie den SängerInnenwettbewerb gewonnen hat, das hat sie alleine. Ich danke auch nicht für das Lied, das ist, sorry wenn ich das so sagen muss, Meterware, das kriegt man beim Musikfabrikanten ums Eck vom Fließband. Ich danke Conchita dafür, dass sie mich gezwungen hat, meine eigenen Vorurteile zu hinterfragen, wieder mal zu hinterfragen, ob ich denn wirklich SO vorurteilsfrei bin, wie ich gerne wäre, wie ich mich gerne darstelle. Vielleicht ist es ja vielen anderen auch so ergangen, jedeR möchte ja gerne aber sowas von vorurteilsfrei sein, sowas von tolerant, sowas von eh alles akzeptieren können. Ist aber nicht so, auch wenn einige jetzt vielleicht entrüstet diese Zeilen lesen und denken, „na I ned“. Kein Mensch ist vorurteilsfrei. Der Unterschied liegt nur darin, ob man die kleinen Phobien, die in einem stecken auch ab und an reflektiert und hinterfragt. Und dazu hat mich Conchita Wurst gezwungen, ermuntert und motiviert und dafür bin ich dankbar.

Der rote Faden dieser Tage zeigt aber auch was rauskommt, wenn man seine eigenen Vorurteile nicht hinterfragt, sondern im Gegenteil, servierte, aufbereitete Vorurteile auch noch unreflektiert übernimmt. Wenn man aus diesen Vorurteilen, die einem andere sauber aufbereitet und in kleinen Häppchen verabreichen, eine menschenverachtende Ideologie macht. Wenn man dann, gemäß diesen Vorurteilen, es als gerechtfertigt empfindet, Menschen zu ermorden, ihnen das Lebensrecht abspricht. Menschen aufgrund ihrer Lebensentwürfe für vogelfrei erklärt.

Wäre ich, wären wir, so tolerant und vorurteilsfrei, wie wir das gerne hätten, dann wäre kein Fest der Freude am HeldInnenplatz (Es gab nie nur Helden, die Heldinnen sollen nicht vergessen werden, deswegen HeldInnenplatz) notwendig, dann wäre es obsolet. Aber weil es immer noch VerfechterInnen der aufbereiteten, servierten und zur Ideologie geschmiedeten Vorurteile gibt und die, bis vor zwei Jahren, diese Ideologie in ihren Buden sorgsam gehegt und gepflegt, eben dort auf diesem HeldInnenplatz zelebrierten, ist es notwendig, dort die kriegerische Befreiung von dieser Barbarei zu feiern. Genau dort, wo der Hohepriester der aufbereiteten, servierten, geschmiedeten Vorurteile einst seinen Hass den Wienerinnen und Wienern vom Balkon entgegen brüllen durfte. Viele haben gejubelt, viele haben sich aus dem Fenster geschmissen.

Wohin es führt, wenn man aufbereitet, serviert, ideologisiert und dann zur Staatsdoktrin erklärt, das hab ich heute wieder sehen, fühlen und erleben müssen - oder besser DÜRFEN! Mauthausen bewegt mich. Berührt mich. Unangenehm und schmerzend. Ein bisschen weniger an Tagen wie heute, wenn ich mit achttausend anderen anwesend bin, aber nur ein bisschen weniger als an den Tagen, an denen ich alleine oben war. Oben, wo Tausende und Abertausende starben, ermordet wurden, weil sie nicht in das Schema passten, weil sie in das aufbereitete, servierte Vorurteil passten. Und es hilft mir, mich zu erinnern, mich zu ermahnen, wachsam zu sein. Wachsam, was um mich vorgeht, aber vor allem wachsam zu sein, was IN mir vorgeht.

Darum sag ich danke. Weil ich spüre, dass ich Mensch bin, mit all den Fehlern die Menschen haben, mit all den Unzulänglichkeiten. Und weil ich wieder daran erinnert werde, dieses Menschsein, dieses Lebendigsein zu reflektieren, zu hinterfragen und – das ist das wirklich Schöne daran – gegebenenfalls korrigieren zu können.
Mittwoch, 14. Mai 2014

Grab eines türkischen Kindes mit Hakenkreuz beschmiert – Exekutivbeamter spielt Vorfall herab!

Letztes Wochenende, kurz vor der alljährlichen Gedenkfeier im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen, beschmierten bisher unbekannte TäterInnen eine Mauer der heutigen Gedenkstätte mit einem Nazi-Spruch und NS-Symbolen (HoH berichtete). Während sich das Innenministerium, dem die Gedenkstätte organisatorisch untersteht, keine Information an die Presse abgab, wurde die Öffentlichkeit erst durch eine „Indiskretion“ auf den scheußlichen Vorfall aufmerksam. 

Offenbar dieselben Täter beschmierten auch ein auf dem Friedhof von Mauthausen befindliches Grab eines in den 1970ern verstorbenen türkischen Kindes mit einem Hakenkreuz. 

Quelle: Privatfoto

Wie der „Kurier“ in seiner heutigen Ausgabe berichtet, habe man die „Besitzer“ des Grabes nicht (bzw. nicht sofort) ausfindig machen können. Aus diesem Grund wandte sich eine in Mauthausen lebende Frau, der die Familie des Kindes namentlich bekannt ist, an die Polizei Perg, wo sie jedoch eine böse Überraschung erlebte. Anstatt ihr für die Auskunft zu danken, erhielt die Frau, die auch „Heimat ohne Hass“ über ihre unangenehme Begegnung informiert hatte, von einem Polizisten der Perger Polizei eine skandalöse Reaktion: Sie solle sich „bloß nicht einmischen und aufregen“, das Hakenkreuz könne man „eh abwaschen“. Versuche, die polizeiliche Arbeit zu unterstützen, werden also als „Einmischung“ und „Sich aufregen“ gewertet, während die abscheuliche Tat von Neonazis, die die Familie des verstorbenen Kindes schwer traf, verharmlost und entschuldigt wird.



Die Frage, die sich abschließend stellt - wie ausgeprägt ist die Sehschwäche mancher Polizeibeamter, speziell auf dem rechten Auge?
Dienstag, 13. Mai 2014

Die Querverbindungen von Roman Leljak und der FPÖ …

Am 11. Mai 2014 wurde über die diversen Kanäle der FPÖ und einzelner Medien in Österreich und Slowenien eine Story lanciert, die es in sich hat: Eugen Freund, Spitzenkandidat der SPÖ, soll angeblich in den 70er Jahren für den jugoslawischen Geheimdienst tätig gewesen sein. 

Ob diese Behauptung stimmt, können wir nicht überprüfen, sehr wohl jedoch auf ein kleines Detail hinweisen: Es wird immer wieder der Forscher Roman Leljak zitiert (der diese Behauptung mittlerweile abgeschwächt hat und sogar zugegeben hat, dass er eine bezahlte Spionagetätigkeit Freunds nicht beweisen kann). 

Wenn man sich diesen Herrn genauer ansieht, stößt man sehr schnell auf starke Verbindungen zur FPÖ. Er ist auf Facebook mit Andreas Ajdic befreundet, der wiederum exzellente Kontakte zur FPÖ-Parteispitze unterhält. Außerdem ist Andreas Ajdic Obmann des “Verbandes der Kulturvereine der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien” und Obmann des “Deutscher Kulturverein Cilli an der Sann.” (Quelle) Unter den Freunden von Andreas Ajdic sind unter anderem Heinz-Christian Strache, Anneliese Kitzmüller, Elmar Podgorschek und Barbara Rosenkranz.




Ein weiterer interessanter Aspekt bei Andreas Ajdic ist, dass entgegen der üblichen Facebook-Friendlists FPÖ-naher Personen die Funktionäre auf Bezirks- und Gemeindeebene eher in der Minderzahl sind.

Folgende Details finden sich auf Andreas A. Facebook-Seite:

Screenshot / © Facebook Inc




Beim Historiker Roman Leljak selbst finden sich ebenfalls direkte Verbindungen zur FPÖ:

Screenshot / © Facebook Inc



Zitat von Leljak:

LELJAK: Mit meinem Verein zur Erforschung der jüngeren Geschichte Sloweniens möchte ich auf die Diskrepanz hinweisen - zwischen dem, was in der Schule heute noch als Geschichte gelehrt wird und dem, was die Zeitzeugen sich getrauen, nur hinter vorgehaltener Hand zu erzählen. Gelehrt wird, dass die Deutschen im Zweiten Weltkrieg die Täter waren und die Slowenen die Opfer. Dabei wird zu gerne verschwiegen, dass es durchaus auch umgekehrt war. Wir leben seit vielen Jahrzehnten mit dieser Lüge.
Quelle: http://www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfurt/klagenfurt/3269339/roman-leljak-slowenen-waren-nicht-nur-opfer.story


Eine weitere Bewertung der Vorwürfe nehmen wir wegen mangelnder Datenlage (noch) nicht vor. Jedoch weisen wir darauf hin, dass auch der Spitzenkandidat der FPÖ Harald Vilimsky mutmaßlich Kontakt zu einem ausländischen, und zwar zum kasachischen, Geheimdienst hatte, wie die Kleine Zeitung und auch der Standard berichteten (als diese Geschichte publik wurde, war übrigens nicht Wahlkampfzeit).

Heute übrigens im Standard:


Quelle: https://www.facebook.com/derStandardat/photos/a.219658601962.164276.122737471962/10152401310076963/?type=1&theater


Erfrischendes Detail am Rande:

Eugen Freund hat sich nicht nur klar von den Vorwürfen distanziert, was sowieso gängige Praxis bei derartigen Vorwürfen ist, sondern mehrfach klar gesagt, dass die Geschichte von vorne bis hinten erfunden ist und dabei mehrmals das Wort "Lüge" verwendet - ein Begriff, der in politischen Diskussionen gerne, warum auch immer, gemieden wird.
Montag, 12. Mai 2014

Das ehemalige KZ Mauthausen und die Rechtsextremen

Wieder einmal wurde die KZ-Gedenkstätte Mauthausen von Neonazis geschändet. Über eine Länge von 20 Metern wurden der Spruch „Türkenrass ab ins Gas. Sieg heil“ - der Buchstabe „S“ jeweils als „SS“-Rune - sowie Hakenkreuze auf eine Mauer des ehemaligen Konzentrationslagers aufgesprüht. Offenbar dieselben Täter beschmierten auch das Grab eines türkischen Kindes am Friedhof von Mauthausen. Die abscheulichen Taten reihen sich in eine nicht abreißende Serie von kriminellen, braunen Propagandaaktionen rund um den ehemaligen Zwangsarbeits- und Vernichtungsort, der bis heute Projektionsfläche der mordlüsternen Fantasien von Rechtsextremen und Neonazis ist, ein.

Foto: Bundesheer, BMLVS, Austrian Armed Forces (2007) Press Department/Ministry of Defence and Sports

Bereits im Februar 2009 wurde eine Außenmauer des ehemaligen KZ mit dem – inhaltlich und sprachlich ähnlichen – Spruch „WAS UNSEREN VÄTERN DER JUD IST FÜR UNS DIE MOSLEMBRUT SEID AUF DER HUT! 3. WELTKRIEG – 8. KREUZZUG“ beschmiert. Im Zuge der Befreiungsfeier im ehemaligen KZ-Außenlager Ebensee im Mai des Jahres grölten anwesende lokale Jugendliche Nazi-Grüße und beschossen eine Gruppe französischer Überlebender mit Soft-Guns. Drei der Beteiligten wurden später erstinstanzlich zu bedingten Haftstrafen verurteilt. Im März 2010 wurde der Spruch „Türk und Jud giftig’s Blut“ - wiederum in der Gedenkstätte Mauthausen - geschmiert. Wenige Wochen zuvor war publik geworden, dass Mitglieder der rechtsextremen Welser Bürgerliste „Die Bunten“ von Ludwig Reinthaler mit einschlägigen T-Shirts in der Gedenkstätte posiert und Fotos angefertigt hatten, außerdem hatte eine Facebook-Gruppe mit tausenden Mitgliedern die Wiedereröffnung des KZ Mauthausen für Kinderschänder gefordert.

Im Jahr 2005 hatten Mitglieder des rechtsextremen „Fußballfanclubs“ „Braunauer Bulldogs“ mit Hitlergruß vor dem ehemaligen Lagertor des KZ Mauthausen posiert. Drei der Neonazis wurden später verurteilt, zwei freigesprochen. Im Jahr 2006 musste sich John Gudenus, ehemaliger FPÖ-Nationalrat und -Bundesrat, wegen wiederholter mutmaßlicher Verstöße gegen das NS-Verbotsgesetz verantworten. Es ging um Äußerungen von Gudenus, wonach die Existenz der Gaskammern in nationalsozialistischen Lagern noch einer "physikalischen und wissenschaftlichen Prüfung" bedürfe und es im "Dritten Reich" überhaupt keine gegeben hätte. Zur Sprache kam im Prozess auch ein Besuch im ehemaligen KZ Mauthausen: Gudenus meinte dort, die auf einem Foto abgebildeten Häftlinge würden "eigentlich eh ganz gut aussehen".

Immer wieder fordern FPÖ-AnhängerInnen die Wiederinbetriebnahme des KZ (Mauthausen) oder Menschen ins KZ einzuweisen. So schlug etwa im September 2011, nachdem sich Strache über MigrantInnen, die die Arbeit und Integration verweigern würden, beschwert hatte, einer seiner Fans vor, man solle diese mit einem Zug nach Mauthausen bringen. Im November des Folgejahres fragte sich ein User auf der FPÖ-nahen Seite „SOS Österreich“ nach einem Bericht über eine Demonstration von AsylbewerberInnen, ob die Umleitung nach Mauthausen schon aufgestellt sei. Im Dezember 2013 forderte eine Userin auf einer anderen FPÖ-nahen Seite, nachdem ein Gerücht über einen angeblich in einem Einkaufszentrum vertriebenen Nikolo in die Welt gesetzt worden war, die Gaskammer. Ebenso die Verwendung einer Gaskammer und von Bomben hatten rechtsextreme User wenige Wochen zuvor zur Bekämpfung eines Asylbewerberheims im Kärntner Frantschach vorgeschlagen.