Freitag, 6. Dezember 2013

Das "Nikoloverbot" ist eine Erfindung der FPÖ!

Alle Jahre wieder, pünktlich zur Weihnachtszeit, bringt die FPÖ das immer gleiche leidige Thema aufs Tapet: “Die Nikololüge”.



Wir sind uns da so sicher, dass wir diesen Artikel größtenteils schon präventiv im November verfasst haben und nur mehr die aktuellsten Geschehnisse einarbeiten mussten. Auch die Online-Ausgabe von NEWS berichtet vorsorglich über das Gerücht: http://www.news.at/a/wien-fpoe-legende-nikoloverbot

Nikolotag 2013:
Das Posting, auf welches wir auch diese Jahr gewartet haben ist folgendes...

Screenshot / (C) Facebook Inc



Am 04.12.2013 ging via OTS folgende Presseaussendung aus der FPÖ Pressestelle:
“FP-Gudenus: Dringlicher Antrag zum Schutz unseres Brauchtums und unserer christlichen Tradition!”
Jetzt sehen wir uns die Thematik mal im Genaueren und im Kontext der Vorjahre an und beleuchten die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. 

Was ist dran?
Nichts. Rein gar nichts. Wie seit 2006 kommt von der FPÖ jedes Jahr das Gerücht, dass das Nikolofest in irgendeinem Kindergarten abgesagt wurde. Aber es ist ein Gerücht, welches gezielt in die Welt gesetzt wird. 

Seit einigen Jahren veranstaltet die Stadt Wien ein gemeinsames Nikolausfest für Kinder im Rathaus. Die Kinder verschiedenster Kindergärten treffen sich im Rathaus zum gemeinsamen Feiern, Basteln und Singen. Und natürlich ist, wie jedes Jahr, der Höhepunkt des Festes der Einzug des Nikolaus und die Verteilung von Geschenken an die Kinder. 



"Die so erlebten gemeinsamen Rituale schaffen eine besondere Verbundenheit und sind in den Kindergärten ein wichtiger Teil der Bildungsarbeit", betont Stadtrat Christian Oxonitsch.
http://www.wien.gv.at/rk/msg/2013/11/29007.html

Warum wird das behauptet?
Um Hass gegen MuslimInnen zu schüren. Nur wenn solche Gerüchte im Umlauf sind, ist es der FPÖ möglich FÜR den Nikolo Stellung zu beziehen.

Was hat es für Auswirkungen?
Es spaltet die Gesellschaft in diejenigen, die offenbar FÜR ein Nikolofest sind und die, die angeblich etwas dagegen haben. Angeblich.

Wie war das bisher?
Im letzten Jahr sah die Meldung via OTS-Presseaussendung der FPÖ wie folgt aus:

“Wien (OTS) - Die Aussperrung des Nikolo aus einem Kindergarten im 19. Bezirk, weil 10 muslimische Kinder bzw. wahrscheinlich eher deren Eltern eventuell indigniert sein könnten, zeigt erneut das fast schon pervertierte Leugnen unserer geschichtlichen, kulturellen und religiösen Traditionen durch Rot-Grün, sagt FPÖ-Jugendsprecher LAbg. Dominik Nepp. Auch wenn es SPÖ-Jugendstadtrat Oxonitsch noch so oft abstreitet, ist der Nikolo auf Betreiben auf Druck von Rot-Grün in den Wiener Kindergärten nicht erwünscht. Unseren Kleinsten werden vorweihnachtliche Freuden genommen, damit sich SPÖ und Grünen noch mehr bei der muslimischen Wählerschaft andienen können, kritisiert Nepp und fordert ein sofortiges Ende der Inländerbenachteiligung in den Wiener Kindergärten.“
Diese Behauptung entspricht nicht der Wahrheit, wie etwa vom Standard 2008 oder von NEWS 2006 (dem Jahr, in dem die Nikololüge entstand) festgestellt wurde. Dies müsste eigentlich auch der FPÖ bekannt sein. Doch diese versteht das Spiel mit niederen Emotionen.

Vorsorglich hat die Stadt Wien dieses Jahr eine Aussendung gemacht:
http://www.wien.gv.at/rk/msg/2013/11/29007.html

Auch ein Geistlicher hat extra dafür bei der Stadt Wien angefragt und um Stellungnahme gebeten:
Quelle: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10202889133415081&set=a.1390214161109.2056219.1404768189&type=1&theater

Da die Nikololüge nicht “nur” in der besagten Presseaussendung, sondern auch in der Kronen-Zeitung und auf Facebook Erwähnung findet, verbreitet sich die Geschichte wie ein Lauffeuer:
Screenshot / (C) Facebook Inc

Erschreckend sind - wie leider so häufig bei FPÖ-Wortspenden - vor allem die Kommentare:
Screenshot / (C) Facebook Inc



Die erwähnten Magistrate/Kindergärten senden natürlich Dementi aus. Aber wer liest die schon?
Auch die ÖVP nahm es, zumindest 2006, nicht so genau mit eigener Recherche und sprang auf den fahrenden Zug zu einem Zeitpunkt auf, als die Dementi eigentlich schon längst veröffentlicht waren.

Wien (OTS) - "Das heute bekannt gewordene Verbot für Nikolo und Krampus in den Wiener Kindergärten ist absolut inakzeptabel. Wir werden nicht zulassen, dass christliche Traditionen in missverstandener 'political correctness' nach und nach abgebaut werden", so Markus Kroiher, Landesobmann der Jungen ÖVP Wien. "Es ist Sache der Kindergartenbetreiber und der Eltern, ob sie wollen, dass der Nikolo zu ihren Kindern kommt. Ein wienweites Verbot darf es nicht geben. Die mutwillige Zerstörung der christlichen Traditionen seitens der Rathaus SPÖ ist unerträglich. Wird als nächstes der Christbaum am Rathausplatz verboten, nur weil es ein christlicher Brauch ist?", fragt Kroiher. "Bürgermeister Häupl ist aufgefordert, dafür zu sorgen, dass den Wienerinnen und Wienern mit dem Verbot der liebgewordenen Tradition des Nikolo nicht auch ein Stück Heimat genommen wird", so Kroiher abschließend.

Quelle: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20061128_OTS0219/kroiher-jvp-wien-gegen-nikolo-verbot-in-wiener-kindergaerten

Interessant ist, dass es sogar eine Online-Petition gibt, die versucht ein Verbot aufzuheben, das gar nicht existiert. 


* Stand 05.12.2013 16:00

An dieser Petition kann man gut erkennen was für eine Reichweite derartige Gerüchte bekommen. 10.616 Unterstützer, 3962 mal auf Facebook geteilt, 300 mal per E-Mail, und 69 mal per Twitter.

Auch die Kronenzeitung hat dieses Jahr wieder einmal brav versucht, Gerüchte zu streuen:


Doch was bedeutet der Zeitungsartikel “Nikolaus-Verbannung - und jetzt Aus für Adventkränze in Schulen”? Im Wesentlichen geht es doch schlicht darum, dass kein offenes Feuer in den Unterrichtsräumen entzündet werden soll. Da gibt es eine ganz einfache Lösung: LED Kerzen. Für die ganz Bequemen sogar mit Fernbedienung (hier zu finden). Doch was löst ein derartiger Artikel bei der breiten Bevölkerung aus? Es gab nie ein Nikoloverbot - und auch kein Adventkranzverbot. Doch das wird geflissentlich ignoriert und zum Anlass genommen, gegen MuslimInnen zu hetzen.

Nun ja, die übliche Internethetze von feigen SchreibtischtäterInnen und eine Nachlässigkeit einer anderen Partei und diverser Tageszeitungen - alles nicht weiter tragisch, könnte man meinen.

Kann man diesmal aber nicht! Denn die Nikololüge schlug so hohe Wellen, dass sie sogar Eingang in das “Manifest” des Massenmörders von Oslo Anders Behring Breivik fand:
„In Vienna, Austria in December 2006, Santa Claus was removed from kindergartens. Municipal officials insisted that the sight of a strange bearded figure at the door would evoke fear in kids, but many observers accused them of kowtowing to a growing Muslim population.“
Herr Strache, wir fragen uns: Wenn es nicht einmal ausreicht, dass ein Massenmörder Ihre Unwahrheiten als Rechtfertigung seiner Verbrechen benutzt, um Sie an der weiteren Verbreitung solcher Geschichten zu hindern - gibt es für Sie dann überhaupt noch irgendeine moralische Grenze?



@Update 23.09.2014

Auch dieses Jahr wird diese "Erfindung" wieder von Strache über Facebook verbreitet. Auch hat die FPÖ mutmaßlich eine eigene Seite gestartet, welche binnen kürzester Zeit 2.600 Likes erhielt.
Wir bleiben dran!

@Update 07.12.2014

Auch dieses Jahr kommt wieder pünktlich die Mär vom verbotenen Nikolo. Spannenderweise kommt im FPÖ-TV Beitrag niemand von offizieller Stelle vor die Kamera. Warum nur?

Screenshot / (C) Facebook Inc

Für alle die es bis jetzt nicht mitbekommen haben sollten: der 06.12.2014 fällt dieses Jahr auf einen Samstag. Aber das da Kindergärten üblicherweise geschlossen haben, sollten eigentlich auch Funktionäre der FPÖ wissen....


Mittwoch, 4. Dezember 2013

Zur allgemeinen Belustigung…

Wir bekommen gelegentlich Besuch von rechten Fake-Accounts, die versuchen, in HoH genauso reinzuschleichen, wie wir bei den Rechten. Gut - versuchen können sie es ja. Aber vor knapp einer Stunde fiel ein Fake-Account bei uns besonders auf. In einer privaten Nachricht an unseren Gruppensprecher unterlief ihm ein fataler Fehler.
Screenshot / (C) Facebook Inc

Screenshot / (C) Facebook Inc















































Ob es sich dabei um Andrea Kellner handelt?

Gerhard Deimek & Twitter

Wir haben in den letzten Tagen von Herrn Steiner, einem engagierten Bürger, welcher der Überzeugung ist, dass jede/r gegen den Rechtsextremismus vorgehen sollte, sehr detaillierte Hinweise und toll ausgearbeitetes Material erhalten, das wir gerne veröffentlichen.
Dokumentation zu einer "Twitterbekanntschaft" des Abg. zum österr. Nationalrat Gerhard Deimek:

Infos zu @GerhardDeimek: Abg. zum österr. Nationalrat und Sprecher der FPÖ für Verkehr, Infrastruktur und Technologie: Homepage: www.deimek.at

Gestern Liste Politik&NR: Regierung (von meinen Abgeordneten): es fällt ein Retweet von @GerhardDeimek eines Tweets von @_denk_mal_ auf:

https://twitter.com/_denk_mal_/status/397013920356900865

Originaltweet von @_denk_mal_ war am 3.11. um 15:54
Screenshot / (C) Twitter Inc


Der Twitteraccount @_denk_mal_ selbst twittert zum Teil rechtsextremes Gedankengut wie Revisionismus, Antisemitismus sowie ausländerfeindliche und sonstige Hetz-Postings.
Besonders bemerkenswert ist, dass der letzte Tweet vor dem oben angeführten revisionistisches Material enthält ("Anne Frank als Holocaust Lüge"). Dieser befindet sich in der Twitteransicht direkt darunter und wurde 14 Minuten vorher gepostet:

Link zum Tweet:
https://twitter.com/_denk_mal_/status/397007961102381057

Hier der im Tweet enthaltene Link auf das Video mit revisionistischem Inhalt:
http://trutube.tv/video/15618/Holocaust-Luege-Sensation-Holocaust-Ikone-Anne-Frank-Ueberlebte

Screenshot / (C) Twitter Inc


Nachdem diese zwei Tweets direkt untereinanderstehen (siehe Screenshot oben), muss @GerhardDeimek den Tweet bezüglich Anne Frank beim Retweeten gesehen haben.

Ca. 36 Minuten davor wurde weiteres revisionistisches Filmmaterial gepostet, diesmal "Ein Jude in Buchenwald", in dem behauptet wird, das Originaldokument der Befreiung sei ein Propagandafilm von Billy Wilder.

https://twitter.com/_denk_mal_/status/396998700653744129
Screenshot / (C) Twitter Inc




































 Wie der Screenshot zeigt, findet sich auch dieser Tweet noch auf einer Seitendarstellung:

Hier der Link zum Video:
http://m.metatube.com/en/videos/182846/Ein-Jude-in-Buchenwald-Holocaust-Schwindel-ist-aufgeflogen-Deutsches-Reich-STEHE-AUF/

Ein Beispiel für einen antisemitischen Tweet samt Screenshot
Screenshot / (C) Twitter Inc

Weiterer Tweet mit revisionistischem Inhalt: Video über Zündelprozess 2007 und danach der "Beweis" Zündels, dass die Verbrennung von jüdischen Leichnamen der KZs in Gruben nicht möglich sei:
Screenshot / (C) Twitter Inc
Als letztes noch 2 Tweets mit Hetze:
Weiterer Revisionismus, der Bild- und Filmfälschungen "dokumentiert":
Screenshot / (C) Twitter Inc





































https://twitter.com/deutschelobby/status/39465977979824947

Link zur Webseite mit den Filmen:
http://deutschelobby.com/2013/10/28/alliierte-geschichtsfalschungen-perverser-deutschenhass-in-schrift-und-bild-wir-vergessen-nie/

Als letztes noch 2 Tweets mit Hetze:
Screenshot / (C) Twitter Inc
 https://twitter.com/_denk_mal_/status/397090594863861760

Und ein Retweet:
https://twitter.com/alptraumwelle/status/397170600302481409

Hier der Link zum Blog:
http://alptraumwelleclassik.blogspot.com/2013/07/muslime-sozialhilfe-und-die-faulheit.html

Zu guter Letzt:
Man retweetet sich gegenseitig, scheint sich also auf Twitter durchaus zu kennen und zu schätzen:
Screenshot / (C) Twitter Inc
Montag, 2. Dezember 2013

Alleine auf verlorenem Posten

Alleine auf verlorenem Posten - Ein Polizist mit pakistanischer Abstammung automatisch ein Islamist? - oder: die Geister, die ich rief, werd’ ich nun nicht mehr los.

Wir konnten in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine sehr hitzige Debatte beobachten, in der es um einen Zeitungsartikel ging, in dem ein Österreicher mit pakistanischer Abstammung erwähnt wird, der die Linzer Polizeischule absolvierte.
Eigentlich ein Musterbeispiel gelungener Integration, sollte man meinen. Doch der rechte Narrensaum sieht das anders.



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Zu Beginn geht es wieder um das Übliche. Nur eine Bürgerwehr sei die Lösung und ein Volksaufstand unausweichlich.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Der hier gelb markierte Kommentator ist eine der aktivsten Personen der Gruppe “Wir stehen zur FPÖ!” und lässt sich immer wieder gemeinsam mit bekannten FPÖ-Gesichtern ablichten.

Screenshot / (C) Facebook Inc.
Screenshot / (C) Facebook Inc.


Doch - ein Silberstreif am Horizont! Herr Wagner, FPÖ-Gemeinderat aus Dürnstein, der uns schon öfter positiv aufgefallen ist, mischt sich nun in die Diskussion ein - und das mit durchaus plausiblen Argumenten. Deckt sich das mit der FPÖ-Linie?

Lange blieb das nicht unkommentiert. Nach einer kurzen Nachdenk-Pause kam erneut der Narrensaum zurück, dafür jedoch umso heftiger:
Screenshot / (C) Facebook Inc.

Screenshot / (C) Facebook Inc.




Screenshot / (C) Facebook Inc.

Jetzt müssen wir wirklich den Hut vor diesem Herren ziehen - denn sich derart beleidigen zu lassen und trotzdem weiter zu versuchen, sachlich zu argumentieren, ist ein uns bei FPÖ-Funktionären unbekanntes Verhalten.



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Selbst 24 Stunden nach Beginn geht der Dialog immer noch in unveränderter Härte weiter und entwickelt sich zu einem persönlichen Schlagabtausch. Der eher gemäßigte FPÖ Gemeinderat wird auf sehr tiefem Niveau persönlich attackiert.
Screenshot / (C) Facebook Inc.

Screenshot / (C) Facebook Inc.


Dieser Dialog belegt am Beispiel einer Person, die nicht im Verdacht steht, der FPÖ schaden zu wollen, mit welchem “Argumentationsmuster” man häufig konfrontiert wird, wenn man mit FPÖ-UnterstützerInnen auf Facebook in Kontakt treten möchte: Vorgebrachte Argumente werden völlig ignoriert, die eigenen rassistischen Vorurteile werden als unumstößliche Tatsachen dargestellt und Personen, die es wagen eine abweichende Meinung zu äußern, sofort persönlich auf niedrigstem Niveau angegriffen.

Das war aber noch nicht alles:
  • Das Geschehen spielt sich auf folgender (öffentlichen) Timeline ab: https://www.facebook.com/maria.theresia.35325?fref=ts
  • Die “Besitzerin” des Facebookprofils (ein Tarnname) tut ganz offensichtlich nichts dagegen, die mutmaßlich rassistischen und verhetzenden Kommentare zu unterbinden. Das ist deshalb interessant, da die Facebook-Seite von HC Strache gelegentlich Inhalte von dieser Person teilt.





HC Strache und/oder seine Facebook-MitarbeiterInnen kennen also offensichtlich diese Seite, die neben den hier angeführten Posting auch noch durch andere Beiträge fragwürdigen Inhalts auffällt (das Profil ist teilweise öffentlich, es kann sich also jede/r gerne eine eigene Meinung zu dieser Person bilden).

Für uns ist dies einmal mehr ein deutliches Indiz dafür, dass die Führungsriege der FPÖ keine Scheu davor hat, mit sehr weit rechts stehenden Personen zu interagieren.

Sachverhaltsdarstellungen gegen die PosterInnen strafrechtlich relevanter Kommentare werden eingereicht.
Anmerkungen: