Mittwoch, 3. September 2014

Das seltsame Geschichtsverständnis von Werner Königshofer

Mittlerweile ist es schon eine Weile her, seit Werner Königshofer als Nationalratsabgeordneter aus der FPÖ ausgeschlossen wurde. Zuerst sollten wir erklären, weshalb: Der damals freiheitliche Abgeordnete Werner Königshofer hat in einem Facebook-Posting die Attentate von Oslo und Utøya in Relation zur "islamistischen Gefahr" gestellt - und diese habe "in Europa schon tausendmal öfter zugeschlagen" (sic!). Die Opfer der "schrecklichen Bluttat" (sic!) in Norwegen würden "für politische Zwecke gegen rechts instrumentalisiert" (sic!), schrieb Königshofer. Quelle 

Aufgrund der darauf erfolgten Diskussion wurde Königshofer schlussendlich aus der FPÖ ausgeschlossen und mittlerweile in einem anderen Zusammenhang wegen Verhetzung sowohl rechtskräftig als ein weiteres Mal noch nicht rechtskräftig verurteilt.

Trotz der einschlägigen Meinung, die Königshofer öffentlich vertritt, gibt es im FPÖ-Umfeld immer wieder Solidaritätsbekundungen für ihn, so wurde z.B. in einer FPÖ-nahen Facebook-Gruppe darüber abgestimmt, ob man Königshofer nicht doch wieder in die FPÖ zurückholen sollte:

Screenshot / (C) Facebook Inc.


Gut, er könnte nach seinem Verlassen der FPÖ und nach den oben genannten Verurteilungen ja mittlerweile geläutert worden sein. Aber wer sich genauer umsieht, findet manch anderes, das für einen ehemaligen Nationalratsabgeordneten ebenfalls mehr als problematisch ist.

So bewirbt er in diversen Gruppen den Blog “freies-oesterreich”, der sicher aus gutem Grund nicht in Österreich gehostet wird. Interessantes Detail: der Blog “freies-oesterreich” bewirbt aktiv die FPÖ:



Screenshot / (C) Facebook Inc.


Anmerkung: auf dem Bild ist Alexander Markovics, Identitäre Bewegung Wien, zu sehen (1. Reihe, 1. männliche Person von links).

Auf dem Blog “freies-oesterreich” finden sich unter anderem auch Texte wie dieser:

Screenshot / Freies Österreich


In das geschichtsrevisionistische Schema, das Königshofer mit seinen Beiträgen zumindest bewirbt, passt ein von ihm verbreitetes Video besonders deutlich hinein:



Screenshot / (C) Facebook Inc.


Gepostet hat Königshofer dies übrigens just um den 75. Jahrestag des Überfalls der Deutschen Wehrmacht auf Polen, also zu jenem Datum, das den Beginn des 2. Weltkrieges markiert. Aus diesem Grund wollen wir uns einmal genauer ansehen, was Königshofer da nun bewirbt und (ver)teilt. Wenn man etwas mit der Materie vertraut ist, klingeln beim Namen Schultze-Rhonhof die Alarmglocken: Dieser hält im Video, das Königshofer teilt, einen Vortrag und ist ein geschichtsrevisionistischer Autor aus Deutschland, der laut dem deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz auch mit den rechtsextremistisch eingestuften Verlegern Wigbert Grabat und Gert Sudholt auftrat (vgl. die Erwähnung Sudholts und des Grabert-Verlags im Kapitel „Rechtsextremismus“ im Verfassungsschutzbericht 2005, S. 128–130). So schrieb Schultze-Rhonhof beispielsweise das Buch “Der Krieg hat viele Väter” mit insgesamt 178 Quellen und Literaturverweisen. Dass diese überwiegend aus der Feder von revisionistischen und rechtsextremen Autoren stammen, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, wird aber bei oberflächlicher Recherche schnell deutlich.


Zu Königshofers Freunden

Auch wenn Benutzer ihre Freundesliste einschränken, so bestehen dennoch Möglichkeiten, diese ohne großen Aufwand einzusehen. Und dies fördert bei Königshofer so einiges ans Tageslicht. Dass er nach wie vor bestens im Umfeld der FPÖ vernetzt ist, ist kein großes Geheimnis:

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Screenshot / (C) Facebook Inc.
Screenshot / (C) Facebook Inc.
Screenshot / (C) Facebook Inc.
Screenshot / (C) Facebook Inc.
Screenshot / (C) Facebook Inc.


Jedoch finden sich in seiner Freundesliste nicht nur FPÖ-Funktionäre und -Funktionärinnen bis hinauf zu Nationalräten, sondern auch Personen, die eindeutig dem rechtsradikalen Umfeld zugeordnet werden können. Über einen von ihnen haben wir bereits in unsrem Artikel “Die Personen hinter den “linken Fake-Accounts” der FPÖ” berichtet, aus dem klar hervorgeht, dass es sich bei hetzerischen Kampfpostern nicht um “linksradikale Fake-Profile” - wie so gerne von diversen FPÖ-lern immer wieder behauptet wird - handelt.



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Im Detail sieht dies dann so aus...

Screenshot / (C) Facebook Inc.



In seiner Freundesliste findet sich ebenfalls das Nachfolgeprofil des rechtsradikalen Fake-Profils Maria Theresia, dessen Besitzer mutmaßlich Peter Immervoll ist, FPÖ-Obmann in Heidenreichstein:

Screenshot / (C) Facebook Inc.


Aber auch so manch anderes bemerkenswerte Profil ist noch zu finden:

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Was also kann man daraus schlussfolgern?

Werner Königshofer, ehemaliger Nationalratsabgeordneter, hat trotz des Ausschlusses aus der FPÖ, der erfolgten Verurteilungen und der teilweise massiven öffentlichen Kritik nichts an seinen Ansichten geändert. Was vor allem dadurch deutlich wird, dass er - obwohl er durch das Teilen revisionistischer Äußerungen Gefahr läuft, als Leugner oder Verharmloser des Holocausts und der deutschen Verantwortung für den Beginn und viele Verbrechen während des zweiten Weltkrieges erneut in den Schlagzeilen und vor Gericht zu landen - nichts an seinem Verhalten in Frage stellt. 

All jene, die meinen, ihn in seinen Ansichten unterstützen zu müssen und gar seine Rückkehr in eine gewählte im Nationalrat vertretene Partei zu verlangen, wünschen sich offenbar eine Stärkung rechtsextremer Auswüchse in der FPÖ und sollten sich endlich einmal der grundsätzlichen Frage stellen, ob ihre Ansichten noch zeitgemäß sind in der globalisierten Welt, in der wir heute leben, rund 70 Jahre nachdem der Zweite Weltkrieg zu Ende ging.