Samstag, 24. Mai 2014

Die Reise eines Transparentes und ein möglicher Amtsmissbrauch durch die Polizei

Diese kleine Geschichte mit Potenzial zum Skandal handelt von einem eigentlich ziemlich belanglosen Gegenstand, der nun aber ein doch sehr schiefes Licht auf die Polizei wirft. Bei dem Gegenstand handelt es sich um ein Transparent, welches genau ein einziges Mal gedruckt wurde. Ob das Transparent direkt an die “Identitären” übergeben, ihnen überlassen wurde oder von ihnen doch nur gefunden wurde, tut da eigentlich wenig zur Sache. Denn: es wurde von der Polizei beschlagnahmt und tauchte nur kurze Zeit später auf einem Gruppenfoto der “Identitären” wieder auf.

Quelle: Jonas Reis, WienTV.org


Quelle: Screenshot

Die Identitären haben übrigens folgendes auf Twitter zur Untermauerung, dass sie das Transparent “gefunden” haben, folgendes gepostet:

Screenshot / (C) Facebook Inc

Dass sie nun behaupten, das Transparent nur “gefunden” zu haben, ist nebensächlich. Spannender sind folgende Fragen:

  • Weshalb “verliert” die Polizei konfisziertes Material? 
  • Oder was noch viel schlimmer wäre: Gibt die Polizei das konfiszierte Material etwa direkt weiter - und warum? In diesem Fall könnte man hier sogar von einem möglichen Amtsmissbrauch sprechen.
  • Und weshalb eignen sich die “Identitären” fremdes Eigentum an, um damit zu posieren?



Freitag, 23. Mai 2014

Werbeplakate, Vandalismus und die FPÖ

"Die liebe Doppelmoral III"

Wie HoH bereits berichtete, ist es mit der zur Schau gestellten Moral der Law-and-Order-Partei FPÖ nicht weit her, wenn es sich um Vandalenakte handelt, die sich gegen von der FPÖ kritisierte Inhalte richten.
Für massive Empörung sorgte das Life Ball-Plakat in ganz Österreich, Kritikerin Nummer Eins war und ist die FPÖ, die - wie man den Medien entnehmen konnte - kürzlich sogar soweit ging, eine Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Pornografiegesetz §2 zu erstatten. Die Diskussion um das Plakat dürfte ganz im Sinne der Life Ball-Organisatoren sein, die mit dieser Aktion auch auf die Schwierigkeiten von Transsexuellen in unserer Gesellschaft hinweisen wollten. Ob und inwieweit sie allerdings mit der Plakatveröffentlichung gegen das Strafgesetz verstoßen haben, können und wollen wir nicht beurteilen.

Uns geht es, wie auch bereits in Teil 1 und Teil 2 unserer Serie “Die liebe Doppelmoral”, veröffentlicht, um das seltsame Rechtsverständnis von FPÖ-FunktionärInnen, wenn sich der vorliegende Rechtsverstoß - um den es sich beim (teilweise) Übersprayen bzw. Übermalen von Plakaten ganz klar handelt - den “Moralvorstellungen” der Freiheitlichen entspricht und damit gerade recht kommt.

In den letzten Tagen hat eine empörte Wienerin, die mit der Darstellung Transsexueller nichts anzufangen weiß und deshalb eine Zerstöraktion der Plakate in der Dunkelheit veranstaltete, für Schlagzeilen gesorgt. Nun erfährt die Sprayerin, die laut eigener Aussage keine Anzeige fürchtet, Unterstützung durch die FPÖ, konkret durch FPÖ-Gemeinderat Toni Mahdalik, der ihr laut Kurzmeldung in der Tageszeitung “Heute” völlig ungeniert 25 neue Spraydosen zum Bemalen der Life Ball-Plakate anbietet, sollten ihre leer sein. 


Falls es sich bei dem veröffentlichten Artikel in “Heute” um eine tatsächlich getätigte Aussage von FPÖ-Gemeinderat Mahdalik handeln, so erfüllt er, unserem Verständnis nach, den Straftatbestand zur Beitragstäterschaft und Aufforderung zu einer strafbaren Handlung. 

Es stellt sich für uns somit die (nicht ganz ernst gemeinte) Frage, ob sich hier ebenfalls ein beherzter oder eine beherzte FPÖ-MandatarIn findet, um diese Handlung zur Anzeige zu bringen.

Quellen: 


Dienstag, 20. Mai 2014

Ich bin es leid…

Ich bin es leid, unsere Arbeit jeden Tag aufs Neue zu verteidigen, weil irgendjemand Mist baut. Ich bin es leid, dafür gerade stehen zu müssen, weil ein paar Menschen in Österreich meinen, den Faschismus mit Steinschleudern und Schlagstöcken bekämpfen zu müssen oder in der Wiener Innenstadt erhebliche Sachschäden zu verursachen.

Liebe Mitstreiter und Mitstreiterinnen, wir leben in einem Rechtsstaat. Und in diesem Rechtsstaat hat sich jeder an unsere Gesetze zu halten. Noch ist die Zeit den Faschismus mit rechtsstaatlichen Mitteln bekämpfen zu können. 

Die Meinungen scheinen recht eindeutig zu sein, dass die Polizei bei der Sicherung der Demo “der Identitären” in Wien am 17.Mai eher eskalierend agierte, anstatt ihrer Aufgabe der Sicherstellung von Ordnung und Frieden nachzukommen. Von dem brutalen Vorgehen der Polizei und exzessiven Pfeffersprayeinsatz kann sich jede/r selbst ein Bild machen. Dies ist deutlich dokumentiert. Auch wissen wir von ungerechtfertigten Verhaftungen von Antifaschistinnen und Antifaschisten. Dies sollte jedoch auch mit einem „Aber“ kommentiert werden. Denn es gab dort auch so manches, was weit über das hinausgeht, was man als friedlichen Protest werten kann. Und das was darüber hinausgeht, legitimiert die Polizei in der Außenwirkung die Gangart von Mal zu Mal zu verschärfen.

Die Kritik richtet sich an dieser Stelle somit nicht nur gegen das Vorgehen einzelner Demonstranten und Demonstrantinnen, sondern auch an unsere Polizei. Diese hätte eigentlich eine professionelle Ausbildung, und wie in anderen Ländern oder in der Vergangenheit ersichtlich, sollte diese es eigentlich schaffen, wirklich deeskalierend zu wirken. Hier vertraue ich als Staatsbürger darauf, dass die dokumentierten Fälle lückenlos aufgeklärt werden. Ebenso sollten jedoch die Organisatoren der Demonstration ihre Planung überdenken, und Szenarien entwickeln, wie man dieser besorgniserregenden Entwicklung entgegen tritt.

Wir, liebe Antifaschisten und Antifaschistinnen, sollten eigentlich darauf nach außen hin und gegenüber der Gesellschaft bauen, eine undurchdringliche Front gegen das darzustellen, was am Horizont aufzieht. Und dabei sollte man sich auch aufeinander verlassen können. Darauf, dass eben nicht eine Handvoll Leute, die gegen unsere rechtsstaatlichen Prinzipien verstoßen, hinter uns in Deckung verschwinden können. Darauf, dass wir die Informationen, welche wir über unsere Netzwerke austauschen wasserdicht sind – und eben nicht aus einer Dramaturgie heraus überspitzt oder gar vorgetäuscht sind. 

Denn so erreichen wir nur eines: Wir bringen die Zivilbevölkerung gegen unseren Grundkonsens auf. Und wir verlieren das, was eigentlich unser Ziel sein sollte: den Rückhalt in der Bevölkerung.

Aus diesem Grund: Für mich als Mitgründer von HoH sind die Einhaltung rechtsstaatlicher Regeln wichtig, da man somit keine Angriffsfläche bietet und die Arbeit in Ruhe erledigen kann. Euch kann ich nur raten, dies nach außen hin klar und deutlich zu kommunizieren, dass auch euch diese Regeln wichtig sind. Denn gegenwärtig kann man es nur leid werden gegen Faschismus aufzutreten.

Nie wieder Faschismus!

Lukas Mayer, Mitbegründer von Heimat ohne Hass.

Unwahrheit wird nicht zur Wahrheit, wenn man sie wiederholt.

Herr Strache, beziehungsweise die FPÖ, sieht anscheinend ihre letzten Felle bei der Europawahl davonschwimmen.

Anders können wir es uns nicht erklären, dass er zu einem denkbar unpassenden Zeitpunkt (schließlich steht endlich der Sommer vor der Tür), mit einer Geschichte ankommt, die schon vor mehreren Jahren als schamlose Lüge enttarnt wurde, die aber Jahr für Jahr erneut verbreitet wird, nämlich dem Märchen vom Nikoloverbot an Wiener Schulen:


Screenshot / © Facebook Inc


Diesmal sind “die Sozialisten” die Schuldigen, in älteren Versionen waren es meist “die Moslems”, wie man etwa in diesem Artikel nachlesen kann. 

Ist eine Partei, die ein Märchen nicht nur erfindet, sondern dann auch noch beliebig an ihre aktuellen (populistischen) Bedürfnisse anpasst noch tragbar? 


Gehen Sie am 25.Mai zur Wahl und zeigen Sie mit Ihrer Stimme für eine der anderen Parteien, dass Sie als Wählerin oder Wähler nicht bereit sind, sich von einem Politiker jede schamlose Lüge gefallen zu lassen!
Montag, 19. Mai 2014

Wir haben ein Problem. Wir alle.


Birgit Hebein, Quelle: Privatfoto

Gastkommentar von Birgit Hebein

Bereits im Jänner hat die Republik Holocaust-Überlebenden den Zugang zum Heldenplatz untersagt und einem Häuflein Rechtsextremen die Vernetzung in der Hofburg beim sogenannten „Akademiker“ball erlaubt. Der Sicherheitsapparat übte damals für einen imaginären staatlichen Notstand und setzt knapp ein halbes Dutzend Grund- und Menschenrechte für etliche Stunden außer Kraft. Damals gelang es mit Hilfe der Medien sich mit der Empörung über die sinnlosen Sachbeschädigungen zu begnügen. Rot-grün hat im Gemeinderat eine Resolution verfasst, dass dieser Ball nicht mehr in der Hofburg, einer der representativsten Räumlichkeiten des Staates, stattfinden kann. Politische Konsequenzen gab es keine. Polizeiführung und Innenministerin bunkerten sich ein, standen hinter ihrer Mannschaft ohne wenn und aber. Leider auch auf Kosten der Polizisten und Polizistinnen, die dies nicht gutheißen – die hinter vorgehaltener Hand sehr wohl Kritik an Befehlen üben.

Tränengas gegen DemonstrantInnen
Foto: (c) Christopher Glanzl
Es hat sich Schlimmes zugetragen am 17.5.2014, mitten in Wien. Einschlägig Rechtsextreme marschieren durch die Stadt – begleitet von einem Großaufgebot an Polizei. Es gibt eine berechtigte Gegendemonstration, diese wird von der Polizei brutal zerschlagen. Die Bilanz ist erschütternd: Eine schwangere Frau erleidet aufgrund des Polizeieinsatzes eine Fehlgeburt *. Eine Frau, die ihrer Tochter helfen will, muss zwei Stunden am Fuß operiert werden. Jugendliche werden bei friedlichen Sitzblockaden weggeschleift und verhaftet. Die Anzeigen beinhalten neben den üblichen Vorwürfen des „Widerstandes gegen die Staatsgewalt“ die veralterten, jetzt wieder hervor gezogenen Paragraphen 284 (Sprengung einer Versammlung) und 285 (Verhinderung oder Störung einer Versammlung).

Die Mütter der minderjährigen Mädchen, 14 und 17 Jahre alt, sitzen mir Samstag Abend in der Polizeistation Rossauer Lände gegenüber. Irritiert. Die eine Tochter hat angerufen, sie wurden am Nachhauseweg verhaftet – plötzlich rannten Leute, plötzlich fischten sie die Polizei heraus. Es dauert, bis ich als Abgeordnete mit dem zuständigen Oberst sprechen kann. Ich möchte ihm mitteilen, dass Minderjährige einsitzen. Die Situation ist untragbar.


Polizei ist Bundessache. Ja, aber…

Es ist zu befürchten, dass es auch diesmal keine politischen Konsequenzen nach dem brutalen Polizeieinsatz geben wird, wenn der Druck der Zivilbevölkerung nicht anhält. Wenn Straftaten von Polizisten bagatellisiert werden, dann wird das Vertrauen in den Rechtsstaat erschüttert. Wenn die Einsatzstrategien in keinem Verhältnis mehr zu den eigentlichen Aufgaben der Polizei stehen und wenn die Polizei voller Sympathie Rechtsextreme begleitet, die grölend durch unsere Stadt ziehen, dann haben wir ein Problem.

Entweder ist der Apparat, zersetzt von freiheitlichen AUF-Beamten, nicht mehr steuerbar oder die Polizeiführung agiert im Auftrag der Politik mit einer aus dem Ruder laufenden Ordnungspolitik. Dabei können BürgerInnenrechte und öffentliche Sicherheit nicht mehr zusammengebracht werden. Nicht nur die Justiz sollte die Folgen viel mehr im Blick haben.

Wir unterstützen natürlich die geforderte Kennzeichnungspflicht für die Polizei, eingebracht von unserem Justizsprecher Albert Steinhauser. Und wir greifen auf alte Forderungen zurück: neue Ausbildung in Grundrechtsfragen bei der Polizei, Förderung von Diversität, Unterstützung der korrekten Polizisten und Polizistinnen, Beobachtung der Polizei durch BürgerInnen. Ob ein Wechsel an der Spitze des Apparates etwas bewirkt, bezweifle ich, solange wir das System nicht infrage stellen.
Ziviler Widerstand ist gefordert

Am 4. Juni soll das Fest der Freiheit stattfinden – Burschenschaften und FPÖ wollen gemeinsam durch die Wiener Innenstadt ziehen. Ich werde mich an den hoffentlich stundenlangen Sitzblockaden beteiligen und alte Schriften von Mahatma Ghandi wieder ausgraben. Ich hoffe, wir sind viele.

Video-Bericht zum brutalen Vorgehen der Polizei:


Birgit Hebein ist eine österreichische Politikerin (Grüne) und Sozialarbeiterin. Hebein war von 2005 bis 2010 Mitglied der Bezirksvertretung von Rudolfsheim-Fünfhaus und ist seit 2010 Abgeordnete zum Wiener Landtag bzw. Mitglied des Wiener Gemeinderates.

* Update 19.05. 16:00: 
Zur schwangeren Demonstrantin: Nach gegenwärtigen Medienberichten, die wir versuchen zu verifizieren, scheint diese Info überholt.