Montag, 20. April 2015

Pegida.

Eigentlich wollte ich einen Artikel über einen Beitrag verfassen, den PEGIDA Wien am Sonntag den 19. April veröffentlichte. Dieser Beitrag - “Islam und der Sex mit Kindern” - beinhaltet ein Foto von Ayatollah Khomeini mit einem angeblichen Zitat von ihm, in dem er behauptet haben soll, dass “ein Mann ein sexuelles Vergnügen haben kann von einem Kind was (sic!) so alt ist wie ein Baby. Das Kind für Sexspiele zu gebrauchen ist möglich!”. Dass das Zitat, wie häufig bei den Rechten, kompletter Blödsinn ist, überrascht wenig. *

Kommentare sichern wir jeden Tag, Sachverhaltsdarstellungen vorzubereiten, ist bei HoH “business as usual”. Aber je genauer ich mich mit dieser entbrannten Diskussion beschäftigte, desto mulmiger wurde mir - und das, obwohl ich selbst im Sichern von Threads an vieles bereits gewöhnt bin, zum Beispiel an zerfetzte Kinderleichen, grinsende Schüler vor Gaskammern oder Rufe nach dem Wiederauferstehen des 3. Reiches. Denn mir wurde klar, dass es sich nicht um eine abgeschottete kleine Gruppe handelt, in der sich die immer gleichen ewiggestrigen, verbohrten Personen tummeln, sondern dass, im Gegenteil - jede/r in diese Seite und diesen Thread Einblick hat. 

Ein Diskussionverlauf von empörten “Christen”, die - ganz ihrer “Nächstenliebe” folgend - ihre Mordgelüste offen ausschreiben - von empörten Muslimen, die mit ähnlichen schlimmen Aussagen kontern. Und der Keil, der hier mit voller Absicht in unsere Gesellschaft getrieben wird - PEGIDA. 

Offiziell behauptet diese Gruppierung, dass sie sich aus allen politischen Lagern zusammensetzt. Sie behauptet, nur gegen die vermeintliche “Islamisierung” Europas aufzutreten. Klingt doch eigentlich irgendwie harmlos, würde man vielleicht denken - wenn man nicht selbst dort fotografiert hätte, wenn man nicht die Szene kennt, aus der sich Pegida konstituiert: aus Neonazis, Identitären, rechten Skins und dem restlichen rechten Gesocks, das an einer Ideologie hängt, von der wir glaubten, diese vor 70 Jahren abgelegt zu haben. Denn Aussagen wie die Unterstellung von Kindesmissbrauch und anderen Schweinereien (gerne mit Hilfe von Unwahrheiten) gab’s auch damals schon. Nur eben gegen Juden statt wie heute gegen Muslime. Und mittendrin die Propaganda von PEGIDA, die nichts anderes versucht, als eine künstlich erzeugte Empörung auf die Straßen zu tragen, die auch damals Beihilfe zu den größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte leistete.

Das alles findet auch noch am Sonntag, dem 19.4.2015 statt, einen Tag vor Adolf Hitlers 126. Geburtstag, in dem Zeitraum, in dem wir 70 Jahre Befreiung vom NS-Regime feiern. Eine Schande für Österreich, dass eine derartige Ideologie zumeist folgenlos wieder offen zur Schau gestellt werden kann. 

Und noch viel schlimmer ist es zu ertragen, dass es eine Bewegung schafft, Christen gegen Muslime und Muslime gegen Christen aufzuhetzen. 
  • Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
  • Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
  • Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheit.
  • Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
  • Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal

Hanibal Dorfer, HoH

* Das Zitat findet sich nur auf anti-Islamischen Quellen wie Mannheimer - trotz intensivster Recherche lässt es sich sonst nirgendwo in einer seriösen Quelle finden.