Donnerstag, 6. Februar 2014

Verhöhnung krebskranker PolitikerInnen

Es ist leider keine wirkliche Neuigkeit, dass FPÖ-FunktionärInnen schwer erkrankte Menschen gerne verhöhnen. Bereits Robert Lizar, der Herausgeber der mit der FPÖ assoziierten “Neuen Freien Zeitung” (http://www.fpoe.at/presse/neue-freie-zeitung/) äußerte sich zu Ute Bock, die wegen eines Schlaganfalls ins Krankenhaus eingeliefert wurde, über Facebook mit den Worten: “mein mitleid hält sich in grenzen” (“Gegen die FPÖ in der Regierung” berichtete: http://on.fb.me/1b4N6tt). Nun kam es zu neuen Verhöhnungen, die an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten sind.

“Maria Maria Theresia” (früher: “Maria Theresia”), der/die einschlägig als eine/r der aktivsten rechtsextremen HetzerInnen auf Facebook bekannt ist und von “Heimat ohne Hass” als mutmaßlich verdecktes Profil des niederösterreichischen FPÖ-Funktionärs Peter Immervoll entlarvt wurde (s. bit.ly/1eXjUQE), setzte nach der von Karl Öllinger bekanntgegebenen Krebserkrankung zum Rundumschlag an. Am 06.02.2014 veröffentlichte er/sie folgendes Posting auf Facebook:



Einem schwer erkrankten Menschen zu unterstellen, aus seiner Krankheit Profit schlagen zu wollen, ist ein Höchstmaß an Untergriffigkeit und gegen jegliche Menschenwürde. Deshalb fordern wir von der FPÖ und von Heinz Christian Strache, sich klar und deutlich von diesen Aussagen zu distanzieren. Dies fordern wir deshalb mit Nachdruck, da Strache bereits Postings von Maria Theresia geteilt und somit diese rechtsextreme Hetzerin / diesen rechtsextremen Hetzer bzw. mutmaßlich den eigenen radikalen Parteifunktionär beworben und unterstützt hat:

Screenshot / (C) Facebook Inc.
Screenshot / (C) Facebook Inc.

“Maria Maria Theresia” erntet breite Anerkennung für seine/ihre Beiträge: Mehr als 200 Personen haben seine/ihre Timeline abonniert, zusätzlich zählt er/sie mehr als 600 FreundInnen. Darunter sind zahlreiche FPÖ-FunktionärInnen und offizielle FPÖ-Seiten auf Facebook (s. unten). Sogar zwei Nationalratsabgeordnete sind mit Maria Theresia befreundet und folgen ihr: Harald Vilimsky (dieser ist auch Generalsekretär der FPÖ) und Josef A. Riemer: 


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Vollständige Liste der FPÖ-FunktionärInnen und FPÖ-Seiten, die mit Maria Theresia befreundet sind und ihr folgen:

  • Harald Vilimsky, NrAbg. der FPÖ, Generalsekretär FPÖ
  • Josef A. Riemer, NrAbg. der FPÖ
  • Dieter Egger, LPO FPÖ Vorarlberg
  • Manfred Hofbauer, LAbg., GR FPÖ Wien
  • Peter Frigo, LAbg., GR FPÖ Wien
  • Ernst Rothenwänder, LAbg., FPÖ Salzburg, BPO FPÖ Lungau
  • Gerhard Kovasits, LAbg. FPÖ Burgenland
  • Manfred Haidinger, AUF-AFH (Präsident der freiheitlichen Bundesheergewerkschaft)
  • Harald Korschelt, Fraktionsobmann FA Steiermark
  • Johann Ertl, BPO FPÖ Schwechat, Mitglied LPV FPÖ Niederösterreich
  • Wolfgang Germ, Stadtrat Klagenfurt
  • Wolfgang Reinold, KO FPÖ Meidling
  • Franz Hager, GR Asten, Stv. OPO FPÖ Asten
  • Walter Rainer, OPO FPÖ Anthering
  • Gerold Biebl, GR FPÖ Aschach-Steyr
  • Christian Dirnberger, GR FPÖ Enns
  • Martin Wagner, FPÖ GR Dürnstein
  • Walter Gall, OPO FPÖ Theresienfeld
  • Jürgen Markus Schriebl, FPÖ Voitsberg
  • Mario Spreitzhofer, FPÖ Langenwang
  • Udo Zickbauer, FPÖ St. Pölten
  • Andrea Kellner, GR FPÖ Bad Fischau
  • Josef Bernberger, OPO FPÖ Utzenaich
  • Erwin Baumann, Kammerrat FA Kärnten
  • Arnd Meißl, Stadtrat FPÖ Mürzzuschlag
  • Andreas Giezinger, FPÖ Salzburg
  • Ring Freiheitlicher Jugend Josefstadt
  • Ring Freiheitlicher Jugend Judendorf-Straßengel
  • Freiheitliche Jugend Tulln
  • Freiheitliche Stadtpartei Jennersdorf
  • Fpoe Fernitz
  • Freiheitliche Partei Judendorf-Straßengel
  • Fpoe Gross-Enzersdorf
  • Fpoe Kirchberg Am Wagram
Mittwoch, 5. Februar 2014

Strache und seine falschen “Fans”

187.000 Fans hat die Facebook-Seite von HC Strache laut einem gestern erschienenen „Presse“-Artikel. Strache habe damit mehr Fans als alle anderen österreichischen PolitikerInnen zusammen. Wie schon in vergangenen Medienartikeln werden die multimedialen Fähigkeiten des FPÖ-Politikers hervorgehoben, auch vergisst man nicht auf den mehr als verpatzten Start des Facebookauftritts "BK Werner Faymann" hinzuweisen und bemüht sogar den Vergleich mit der Fanpage "Kann dieser seelenlose Ziegelstein mehr...", verschweigt aber, dass die blaue Marketingabteilung regelmäßig Werbung auf Facebook schaltet, des "Ziegelsteins" 181.300 Fans aber keinen derartigen Schub benötigten. Nun ja, geschenkt.

Aber zurück zum eigentlichen Thema - Strache kann sich tatsächlich freuen: Er hat selbst in den entlegensten Gegenden dieser Welt zahlreiche Fans und verfügt in Ländern über Bekanntheit, die weit von Österreich entfernt sind und eher wenig von seiner Politik betroffen sein dürften: So kommen etwa über 28 Fans aus Marokko oder 34 Fans aus Algerien.

Sehr beliebt ist Heinz-Christian Strache auch in Mexico, wo sogar 467 "Freunde und Unterstützer", wie Strache seine Fans manchmal nennt, zu ihm gefunden haben, Argentinien (80 Fans), Peru (51 Fans), Ecuador (98 Fans) oder Pakistan (85 Fans), in Summe Fans aus 101 Ländern. Exklusive Österreich! Ein ergreifender Beweis dafür, dass blaue Nächstenliebe keine Grenzen kennt.

Mit seiner weltoffenen und menschenfreundlichen Politik schafft es der christliche Strache sogar, Menschen anderer Religionen für sich zu begeistern, so genießt er auch bei Muslimen aus aller Welt Sympathien: Allein mehr als 250 Personen, die die Seite „I ♥ Muhammad“ liken, sind auch Fans von HC Strache. 

Kristel aus Nampicuan (Philippinen) mag den Propheten Mohammed und HC Strache:

Screenshot / (C) Facebook Inc.


Hassan aus Ägypten liest gerne Harry Potter und findet Strache als Politiker toll:


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Y. aus Taiwan interessiert sich für Mohamed Ali und HC Strache:


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Auch in Brasilien und im Sultanat Yogyakarta (Indonesien) hat Strache (junge) Fans:


Screenshot / (C) Facebook Inc.
Screenshot / (C) Facebook Inc.


Nicht weniger interessant, ist der berufliche Werdegang mancher Freunde und Unterstützer. Da wäre zum Beispiel "აკაკი გვეტაძე" (Akvari G.), wohnhaft in Georgien, der trotz jugendlichen Alters und geographischer Distanz bereits "Maneger Director" von Manchester United ist.


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Beeindruckt hat uns auch der Fan mit dem wohlklingenden Namen "مهد محمد مهد محمد", Google Translate übersetzt dies mit "Mohammed Mohammed Wiege Wiege", der seit 2003 für den Fußballclub Chelsea, seit 2008 zusätzlich für Borussia Dortmund und seit 2012 auch noch für "Barca", den FC Barcelona tätig ist. Wir vermuten, der umtriebige M.M.W.W. ist ebenfalls als "Maneger Director" engagiert, werden dies aber bei Gelegenheit verifizieren.


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Keine Zweifel an der Authentizität hatten wir bei diesem Profil. In New Delhi, Indien geboren, in Bangkok, Thailand zur Schule gegangen und gegenwärtig in Morroco, Kolumbien tätig. Neben HC Strache gefallen noch 5.532 weitere Fanpages. Das Pseudonym: "Love all".



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Nun aber genug des Sarkasmus: Die aufgezeigten Beispiels sind keinesfalls Ausnahmen. Zahlreiche “Fans“ der Facebook-Seite „HC Strache“ dürften noch nie in ihrem Leben von der Existenz von Strache gehört haben, geschweige denn seine Politik gutheißen. Auffällig ist, dass nicht wenige dieser “Fans” bei über 10.000 Fanpages auf "Gefällt mir" gedrückt haben und für ihren eher unauffälligen Facebook-Auftritt unrealistisch viele “Follower” haben. Dies deutet darauf hin, dass diese Accounts von Internet-Agenturen betrieben werden, die mit “Likes” ihr Geld verdienen. Dafür spricht, dass derartige Accounts teilweise bis zu 80 Likes pro Minute (!) vergeben, was nur mit Tremor im Zeigefinger oder mit der Verwendung von automatisierten Vorgängen (Scripts) plausibel erklärt werden kann. 


Es wäre also an der Zeit, dass sich österreichische Medien nicht länger von aufgetischten angeblichen “Fan“-Zahlen blenden lassen, sondern nachfragen, wie der Herr FPÖ-Bundesobmann derartig unrealistische “Fans“ erklärt. 

Wir haben da bereits eine Vermutung: "Linke Fakeprofile aus Amerika".
Dienstag, 4. Februar 2014

Die Hetze der Zeitung “ZUR ZEIT” gegen Roma

Dass die Zeitung “Zur Zeit” ein Quell rechtsradikaler Ergüsse ist, dürfte spätestens nach der Karikatur über die “Kristallnacht 2014” klar sein.


Zur Erinnerung:
Herausgeber sind der ehemalige Volksanwalt HILMAR KABAS, der Spitzenkandidat für die Europawahl ANDREAS MÖLZER und der Chefredakteur der FPÖ Nationalratsabgeordnete Wendelin Mölzer.

Man kann davon ausgehen, dass Herausgeber die Artikel ihrer Autoren mit Sicherheit kontrollieren - und wenn Sie etwas gegen deren Inhalte haben, diese nicht veröffentlichen - oder zumindest vermerken, dass die Texte nicht der Meinung der Herausgeber entsprechen. Eine derartige Info ist jedoch nirgends zu finden.

In dem Artikel “Das nicht lustige Zigeunerleben - Eine Beschreibung über das Leben des ungeliebten Volks in Europa” finden sich jedoch derartig ekelerregende Ergüsse, dass diese nicht unwidersprochen bleiben dürfen.

In diesem Artikel findet man Absätze wie “Wenn man sie bettelnd auf der Straße sieht, wirken sie aber eher beschämend, fremdartig und vielen ekelt es sogar vor ihnen”. 

In einem späteren Absatz wird darüber gehetzt, dass sich diese “von Essensresten ernähren”, “die Infrastruktur zerstören” und “ihre Frauen verprügeln” würden. Außerdem wird später darauf angespielt, dass uns Roma angeblich als Feinde sehen.



Quelle: Zeitung “Zur Zeit”, Ausgabe 31. Jänner bis 6. Februar, Nr 5 https://epaper.zurzeit.at/swf/3XTMQ72gR5

Dieser Artikel ist ein Armutszeugnis für eine Partei, die sich nach außen hin angeblich für die sozial Schwachen einsetzt und unter der Hand mit ungeheuerlichen Klischees pauschal gegen Minderheiten hetzt.

Wir werden in den nächsten Wochen noch so einiges aus dieser “Zeitschrift” veröffentlichen.
Armin Wolf meinte dazu übrigens:

Quelle: https://twitter.com/ArminWolf/status/430656782701436928 

Reichskristallnacht

Die der FPÖ nahestehende Zeitung - sofern man sie so nennen kann - “Zur Zeit” bezeichnet in ihrer aktuellsten Ausgabe (zynischerweise unter der Rubrik “Satire”) die Ausschreitungen während der Demonstrationen gegen den Akademikerball in der Wiener Hofburg allen Ernstes als “Kristallnacht 2014”.





Nach dem vor Zeugen geäußerten “Wir sind die neuen Juden”-Sager von Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache im Jahr 2013 legt dieses Blatt noch einmal nach. Gut, könnte man sagen, ist ja nur eine Zeitschrift. Aber dass der Spitzenkanditat für die Europawahl 2014 ANDREAS MÖLZER dabei den “Herausgeber” spielt, neben dem Volksanwalt a.D. HILMAR KABAS und dem “Chefredakteur”, FPÖ Nationalratsabgeordneten WENDELIN MÖLZER, ist ein neuer, absoluter Tiefpunkt österreichischer Innenpolitik.


Was war die “Reichskristallnacht”?

Auch bekannt unter den “Novemberprogromen 1938” fanden vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten deutschen Reich statt.

Dabei wurden etwa 400 Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben, 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe zerstört. Danach wurden 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, von denen Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben.

Ein Vergleich der Demonstrationen gegen den Akademikerball mit der Reichspogromnacht ist eine unglaubliche Verhöhnung der Opfer des Holocaust! Herr Mölzer, Sie sind nicht die neuen Juden! Sie sind die neue Schande Österreichs!

Quelle: Zeitung “Zur Zeit”, Ausgabe 31. Jänner bis 6. Februar, Nr 5 https://epaper.zurzeit.at/swf/3XTMQ72gR5


Montag, 3. Februar 2014

Säure auf Polizisten?

Dass eingebrachte Sachverhaltsdarstellungen bei der Staatsanwaltschaft gelegentlich in einer Einstellung des Verfahrens münden, ist eigentlich nichts Besonderes.

Dass Rechtsradikale dies auch noch im Internet wie eine Trophäe präsentieren, kommt dafür umso häufiger vor. So weit, so normal. Hier sehen wir diesen Vorgang zum Beispiel bei Ludwig Reinthaler, einer der “verhaltensauffälligsten” Personen im weit rechts stehenden Politikspektrum und Begründer der Liste “Die Bunten” in Wels. Die Anzeige wurde von Herrn Sailer nach eigener Angabe deshalb eingebracht, um die Staatsanwaltschaft um eine Entscheidung zu ersuchen. Herrn Sailers Rechtsberater hielten Herrn Reinthalers Verhalten nämlich sehr wohl für einen Straftatbestand. Um aber eine Entscheidung einer Staatsanwaltschaft herbeiführen zu können, bedarf es zunächst einer Anzeige der Sachverhaltsdarstellung. 


Screenshot / © Facebook Inc


In der Folge entwickelt sich bei den Kommentaren ein Dialog zwischen Siegfried Oberweger und einem weiteren User.

Für jene, die nicht wissen, wer Siegfried Oberweger ist: Er war Stadtparteiobmann der FPÖ Knittelfeld, bis zu jenem Tag, als er meinte, 300 Patronen wären billiger als ein Polizeiaufgebot für eine “Pro Erdogan”- Demonstration. (Quelle Kleine Zeitung Quelle Standard)

Angeblich hat er seine Mitgliedschaft in der FPÖ “ruhend” gestellt, dazu aber später etwas mehr. 


Hier zunächst die Unterhaltung:

Screenshot / © Facebook Inc



Dass sich ein FPÖ-Funktionär daran ergötzt und vorschlägt, Personen, die die staatstragende Partei FPÖ vor dem rechten Rand zu beschützen versuchen, in Säure aufzulösen, möchten wir der Öffentlichkeit natürlich nicht vorenthalten.

Mittlerweile ist Siegfried Oberweger übrigens nicht mehr FPÖ-Obmann, sondern “nur” noch Obmann-Stellvertreter (siehe hier). Die Konsequenzen innerhalb der FPÖ scheinen also nicht besonders weitreichend zu sein, wenn man zum Mord an AusländerInnen aufruft.

Jede/r sollte ernsthaft darüber nachdenken, weshalb ein FPÖ-Politiker mit dem Gedanken spielt, einen Menschen, der unter anderem versucht, die FPÖ vor dem rechten Rand zu beschützen, auf derart grausame Weise zu beseitigen.

Die Aussage mit der Salzsäure jedenfalls wird der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht. Sie möge feststellen, ob das eine strafrechtlich relevante Drohung darstellt oder nicht. Nur die Staatsanwaltschaft hat das Recht, über mutmaßliche Straftatbestände eine Meinung zu vertreten, und nur das Gericht hat das Recht, über Tatbestände auch ein Urteil zu fällen. Das möge dem Herrn Ludwig Reinthaler schon mal hinter die Ohren geschrieben werden. 

Gastkommentar: Warum Rechtspopulisten/Extremisten bei der Wahl zum europäischen Parlament Erfolg haben werden, warum mich das nicht wundert und warum aber die Populisten/Extremisten an der Bildung einer rechten Fraktion scheitern werden – ein Erklärungsversuch.

Im Mai stehen uns Wahlen zum Europäischen Parlament ins Haus und die arrivierten und etablierten „alten“ Parteien aus dem konservativem und sozialdemokratischem Lager sehen diesen mit wenig Optimismus entgegen. Und die Umfragen geben ihnen auch Recht. Rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien sind europaweit im Vormarsch. Umfragewerte bis zu 25-30 Prozent sind keine Seltenheit. Wie kann es sein, dass diese Gruppierungen solchen Aufwind erfahren?

Zum einen sind die Probleme hausgemacht. Bei nationalen oder kommunalen Wahlen muss für scheinbar unlösbare Probleme die Union als Sündenbock herhalten, auch bei den sogenannten „Altparteien“. Der abstrakte, nicht greifbare, weit entfernte Schuldige ist leicht positioniert und es mutet dann immer sehr seltsam an, wenn genau von diesen Gruppierungen kurz darauf ein Bekenntnis zum gemeinsamem Europa gegeben und auch gefordert wird. Dass dies die WählerInnen verwirrt und diese dann lieber zum, sowieso immer europakritischen, Schmied gehen, statt zum opportunistisch „dann kritisch wenns passt“ Schmiedl, muss einleuchten.

Zum anderen scheinen die arrivierten und etablierten Parteien, keine wirkungsvollen Antworten auf die Krisen innerhalb und außerhalb der Union zu finden. Man bekommt den Eindruck, dass sich die EntscheidungsträgerInnen der Union durch die Krise hindurchlavarieren wollen, ohne ein klar erkennbares Ziel vor Augen zu haben. Das spielt natürlich auch wieder den europakritischen Kräften, die vor allem im rechten und extrem rechten Spektrum zu finden sind, in die Hände. Wobei man, zumindest in Ansätzen, zugeben muss, dass die Analyse der Rechten nicht ganz unrichtig ist. Die unreglementierte Finanzwirtschaft stellt, auch für mich, die Ursache für die Eurokrise dar. Nur sind die Schlüsse, die sie daraus ziehen, meiner Meinung nach, die grundverkehrten. Eine Rückkehr zu den nationalen Währungen würde diese noch angreifbarer für spekulative Angriffe machen.

Was wir brauchen ist kein Weniger an Europa, sondern ein MEHR! Und damit meine ich nicht mehr Kommission oder mehr Rat sondern mehr Parlament. Die Entscheidungs- und Kontrollrechte des Europaparlamentes müssen ausgeweitet werden. Eine Sozial- und Steuerunion wäre eine logische Weiterentwicklung des gemeinsamen Wirtschaftsraumes und dabei dürfen wir uns nicht am sozial und fiskal niedersten Niveau orientieren. Und weil ein Gewerkschafter auch ein wenig träumen darf, ein europäischer Kollektivvertrag wäre schon auch etwas. Es kann nicht sein, dass sich in einem gemeinsamen Wirtschaftsraum die öffentliche Verwaltung und die Politik einen Standortwettbewerb über Steuervorteile und arbeitsrechtliche Nivellierung nach unten liefern.

Natürlich gehören auch eine europaweite Finanztransaktionssteuer und eine Qualitätssicherung für diese Unmenge an Finanzprodukten ebenso zu den Bausteinen einer erfolgreichen Konsolidierung der Wirtschaft. ESM und Fiskalpakt können nur „Notfallmedikamente“ für die gemeinsame Währung sein.

Die regierenden Parteien in den einzelnen Unionstaaten, sind sich dieser Ansätze bewusst, bringen sie von Zeit zu Zeit auch wieder aufs Tapet, aber sie sind nicht in der Lage, oder auch nicht Willens, diese notwendigen Dinge in Angriff zu nehmen. Daher werden die Populisten und Extremisten dazugewinnen und genau aus diesen Gründen wundert mich das auch nicht.

Aber es gibt einen winzig kleinen Silberstreifen am Horizont. Die angekündigte – oder sollte ich schreiben angedrohte – gemeinsame Fraktion der rechten Parteien im europäischen Parlament, wird entweder gar nicht zustande kommen, oder wenn doch, nicht lange halten. Das liegt zum einen an ihrer komplett unterschiedlichen Definition des „Außenfeindes“, den sie alle brauchen wie das tägliche Brot. Während die westeuropäische Rechte eher den Islam als die größte Bedrohung postuliert und propagiert, sind es in den Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes vor allem die Juden, die immer noch als Feindbild Nummer Eins herhalten müssen. Graduelle Ausnahme bildet hier Bulgarien, das durch seine türkische Minderheit den Islam als zusätzliches Feindbild implantiert. Allen gemein ist ein ausgeprägter Antiziganismus. Dies ist die eine ganz klare Bruchlinie.

Die zweite liegt in den gegenseitigen nationalen Vorurteilen und Vorbehalten. Rechtspopulisten und Extremisten müssen sich auch immer über die „Wir“-Gruppe (das eigene Volk) und die „Anderen“-Gruppe definieren und bedienen sich in diesem Sinne immer wieder rassistischer Vorurteile. In Österreich sehr beliebt der autostehlende Pole, der arbeitsscheue Tscheche, die einbrechenden Rumänen und Bulgaren. Die Liste ließe sich endlos fortführen und von Nation zu Nation abändern. Dies birgt gewaltiges Sprengpotential für eine Fraktion nationalistischer Parteien, denn spätestens wenn nationale Wahlkämpfe anstehen, werden diese Stereotype wieder ausgepackt und werbewirksam unters Volk gebracht. Daher wird eine rechte Fraktion im europäischen Parlament entweder gar nicht entstehen können oder sehr schnell wieder implodieren!

Manfred Walter, Gruppensprecher HoH
Quelle: http://manfredwalter.jimdo.com/europa/ 
Sonntag, 2. Februar 2014

Morddrohungen und unverhohlener Rassismus auf der FPÖ-Unterstützungsseite “Der blaue Stammtisch”

Manche werden wohl wirklich nur aus Schaden klug. Nun haben wir so oft schon darauf hingewiesen, dass auch das Internet im Allgemeinen beziehungsweise Facebook im Besonderen keinen rechtsfreien Raum darstellt. Trotzdem aber stößt man immer wieder auf hässlichsten Rassismus und blutige Gewaltfantasien gegen AusländerInnen. Diesmal auf der Seite “Der blaue Stammtisch”, ein Unterstützungsblog der FPÖ mit immerhin 1.100 “Fans”, der neben - natürlich positiven - Informationen zur FPÖ auch teilweise übel abwertende Beiträge zu politischen KontrahentInnen bringt und gerne mal gegen AusländerInnen hetzt. Wer möchte, kann sich selbst davon überzeugen, die Seite ist aktuell noch öffentlich einsehbar. Von einem User wurden wir dabei auf folgenden Beitrag aufmerksam gemacht (danke dafür!):
Screenshot / © Facebook Inc



Es handelt sich dabei um den Link zu einem Youtube-Video, das einen Überfall auf eine Kioskbesitzerin (wir würden sagen: Trafikantin) zeigt. An dieser Stelle hoffen wir zunächst, dass sich die Dame wieder vollständig erholt hat und die Täter ihre gerechte Strafe erhalten haben. 

Aber zum geteilten Beitrag selbst:

  1. Der Überfall geschah 2011. Warum das jetzt wieder aufgegriffen wurde, ist uns nicht ganz klar. Vermuten könnte man aber, dass versucht wird, gezielt gegen andere Menschen Stimmung zu machen.
  2. Im Video selbst wird die Religion der Täter nie erwähnt, genauso wenig wie im Artikel der BILD-Zeitung dazu, die später auch noch über den Prozess berichtete.
  3. Andere seriöse Quellen für den Vorfall finden sich nicht, dafür jede Menge rechtsextreme Seiten, die die Geschichte über Jahre weiterverbreiteten (einige dieser Seiten wurden von Google gar nicht angezeigt, da sie als gegen bundesdeutsches Recht verstoßend gemeldet waren).
  4. Aufschlussreich ist auch, mit welcher Videounterschrift das Video versehen ist. Dort wird nämlich auf die identitäre Bewegung Deutschland verwiesen, eine Gruppierung, die etwa der Spiegel als “rechtsextreme Islamhasser” bezeichnet (siehe hier). 

All das wird von den Betreibern von “Der blaue Stammtisch” ignoriert, ebenso wie die rassistischen und verhetzenden Kommentare, die in der Folge unter dem Beitrag abgesondert werden. Hier eine Auswahl der schlimmsten:


Screenshot / © Facebook Inc
Screenshot / © Facebook Inc
Screenshot / © Facebook Inc
Screenshot / © Facebook Inc



Und wieder kommen wir nicht umhin festzustellen, dass der rechte Rand in der FPÖ und bei deren UnterstützerInnen ein immer noch sehr breiter ist. Wir finden es schade, dass die FPÖ nicht mehr unternimmt, um diesen auszumisten, werden sie aber weiterhin tatkräftig darin unterstützen!