Freitag, 31. Januar 2014

Gastkommentar: Bewusst gelogen oder schlicht zu faul zum Nachsehen?

Anlass dieses Artikels ist die menschenverachtende Presseaussendung der FPÖ Wien, verfasst von Maximilian Krauss, Bezirksobmann Wien/Josefstadt. HoH hat bereits einen Beitrag von Alexander Pollak, Sprecher der Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch auf der Facebook-Seite gepostet, der sich mit besagter Presseaussendung befasst, jedoch möchte ich diese nochmal im Detail analysieren.

Darin kommen nämlich Textpassagen vor, die in keiner Weise belegt bzw. nachvollziehbar sind, mehr noch, sie enthält einzelne Absätze, die bereits mehrfach widerlegt wurden und trotzdem erneut in Umlauf gebracht werden, offenbar nur mit dem Ziel, Menschen gegeneinander aufzubringen. Wenn man durchschaut hat, wie Rechtsradikale in Österreich mit Informationen umgehen, ist ein derartiges Vorgehen umso erschreckender. Diese haben nämlich die Tendenz “Informationen”, die ihre Vorurteile bestätigen völlig unreflektiert zu übernehmen, vollkommen gleichgültig, ob es sich um seriöse (objektive) Quellen, rechte Internetseiten mit Verschwörungstheorien oder um Presseaussendung einer Partei handelt: Wird die eigene Meinung bestätigt, so gilt es, dies weiter zu verbreiten, Falschmeldung hin oder her.

Kommentiert wird von mir die Aussendung “FP-Krauss: Migranten-Gangs terrorisieren heimische Jugendliche!” OTS Aussendung der FPÖ Wien vom 30. Jänner 2014:

Es geschieht täglich, aber die Medien haben sich schon daran gewöhnt und berichten nur noch über besonders spektakuläre Fälle. Gewalt und Terror von in der Regel muslimischen Migranten-Gangs gehören in Wien mittlerweile zum Alltag vieler einheimischer Kinder und Jugendlicher.

Eine ungeheuerliche Behauptung, die in keiner Weise belegt wird. Das Bild, das gezeichnet wird vermittelt klar: fürchtet euch vor Jugendgruppen, die ausländischer Herkunft sind. Vernachlässigt wird dabei, dass Jugendliche grundsätzlich gerne in Gruppen in Erscheinung treten, sich laut verhalten und durch ihr Auftreten provozieren wollen, das gehört zum Prozess des Erwachsenwerdens. Inwiefern dabei die Religion eine Rolle spielen soll, ist mir sowieso völlig schleierhaft.

"An uns wenden sich viele junge Menschen, die sich selbst bei hellichtem (sic!) Tag nicht mehr in gewisse Parks oder sogar schon manche Gegenden trauen", berichtet der geschäftsführende Obmann des Rings Freiheitlicher Jugend Wien Maximilian Krauss, "wenn weiterhin nicht unternommen wird, werden wir in unserer Stadt auch bald Stadtteile haben, die inländerfrei sind, in welche die Polizei gar nicht mehr hineinfährt und in denen statt unseren Gesetzen die Scharia gilt.

Hier wird auf die Nazidiktion der “Umvolkung” angespielt und bewusst die Angst der Menschen geschürt. Mit der Aussage “viele junge Menschen” wird der Eindruck vermittelt, dass die Verdrängung inländischer Jugendlicher bereits begonnen hat.

Dafür gibt es international etliche traurige Beispiele - etwa in London, Paris, Amsterdam, Hamburg oder Stockholm." Grund für diese schockierende Entwicklung in Wien sei die falsch verstandene Toleranz von Sozialisten und Grünen: "Sie haben es etwa zustande gebracht, dass die offensichtliche Abstammung von Tätern nicht mehr gemeldet wird, was natürlich die Fahndung extrem erschwert.

“Abstammung von Tätern”: Bei Personen, welche nicht die österreichische Staatsbürgerschaft haben, wird dies sehr wohl erfasst. Jedoch ist jede/r mit österreichischer Staatsbürgerschaft gleich zu behandeln. Herkunft, Religion, Hautfarbe, Migrationshintergrund dürfen dabei keine Rolle spielen! Dafür, dass für Fahndungen keine Typenbeschreibung herangezogen bzw. nicht zu Protokoll gegeben wird, ist - gelinde ausgedrückt - dumm und unwahr.

40 Prozent der ausgeforschten Täter haben keinen österreichischen Pass. Die Anzahl der Kriminellen mit Migrationshintergrund darf gar nicht erhoben werden, weil sich dann herausstellen würde, dass die Rathaus-Roten wohl drei Viertel der Verbrechen importiert haben. Sogar von Gerichten werden Ausländer auf Druck der Linken besser behandelt."

Dass ein guter Teil dieser 40 Prozent Deutsche sind, gefolgt von den, von der FPÖ massiv umworbenen Serben, wird bewusst verschwiegen. (Quelle) Der letzte Satz ist wieder vollkommen aus der Luft gegriffen, durch keine wie immer gearteten Fakten belegt und versucht nur die Stimmung anzuheizen.

Krauss erinnert an den Fall eines Türken, der in Bruck (NÖ) seinen Sohn missbraucht hatte und trotzdem freigesprochen wurde, weil es sich bei diesem schrecklichen Verbrechen um "jahrelange Familientradition" handeln würde. "Auch Jugendliche muslimische Straftäter werden, sofern sie keinen Mord begangen haben, in der Regel nicht ernsthaft bestraft", so Krauss. 

Dieser Absatz ist falsch und wurde widerlegt. Mehrfach! Entweder ist Herr Krauss dumm genug, rechtsradikaler Propaganda Glauben zu schenken oder schlicht und einfach zu faul, um nur minimal zu recherchieren. Die dritte Variante versuche ich hier, im Glauben und aus Achtung an und vor unseren/m Rechtsstaat, gekonnt auszuklammern.

Die österreichische Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch ist über den angesprochenen Fall informiert und stellt die Ausführungen von Herrn Krauss folgendermaßen richtig:

“Der laut "Standard" in der deutschnationalen schlagenden Burschenschaft "Aldania" verankerte Krauss behauptet in seiner Hassaussendung, dass der Missbrauchsfall und das darauf folgende Strafverfahren Beleg dafür seien, dass „Ausländer von Gerichten auf Druck der Linken besser behandelt werden“. Krauss behauptet weiters, dass der Beschuldigte nur deshalb freigesprochen wurde, weil es sich „bei diesem schrecklichen Verbrechen um „jahrelange Familientradition“ handeln würde“. Keine der von Krauss als Unterfütterung seiner Hetze aufgestellten Behauptungen hält einer Überprüfung stand. Laut Auskunft des Landesgerichts Korneuburg war der Beschuldigte nicht, wie von Krauss behauptet, türkischer, sondern österreichischer Staatsbürger. Und der Grund für den von einem Schöffensenat rechtskräftig gefällten Freispruch war nicht, dass es sich bei Kindesmissbrauch „um eine jahrelange Familientradition“ handeln würde, sondern dass vom Gericht festgestellt wurde, dass der Beschuldigte gar keine Handlungen im Sinne eines sexuellen Missbrauchs gesetzt hatte.”

Hier nachzulesen: http://www.sosmitmensch.at/site/home/article/741.html
Weitere Infos dazu finden Sie hier: die-facebook-seite-sos-osterreich.html


"Die gutmenschliche Art, Verbrechen von Ausländern oder Wienern mit Migrationshintergrund zu verharmlosen, zu leugnen oder zu entschuldigen, ist unverantwortlich und den Opfern gegenüber schändlich", erklärt Krauss, "dass die Täter in ihrer Heimat selbst Gewalt erlebt hätten, was SPÖ und Grüne häufig als Entschuldigung für die Kriminellen vorbringen, ist lächerlich. In Österreich muss sich jeder an die Gesetze halten - auch die Zuwanderer!"

Niemand leugnet Verbrechen. Es kommt nur keine andere Partei auf die Idee, mit diesen Punkten ungerechtfertigt Stimmung gegen Menschen zu machen.

Herr Krauss, meiner Meinung nach sollte man Menschen, die dermaßen vom Hass gegen ihre Mitmenschen zerfressen sind - und derartige Aussendungen hinausrotzen - von der politischen Bühne ausschließen. Aussagen wie die Ihrigen, erinnern stark an jene, die man in den einschlägigen Publikationen vor 70-75 Jahren “pflichtlesen” durfte!

Herr Krauss, treten Sie zurück. Sofort!