Montag, 12. Mai 2014

Das ehemalige KZ Mauthausen und die Rechtsextremen

Wieder einmal wurde die KZ-Gedenkstätte Mauthausen von Neonazis geschändet. Über eine Länge von 20 Metern wurden der Spruch „Türkenrass ab ins Gas. Sieg heil“ - der Buchstabe „S“ jeweils als „SS“-Rune - sowie Hakenkreuze auf eine Mauer des ehemaligen Konzentrationslagers aufgesprüht. Offenbar dieselben Täter beschmierten auch das Grab eines türkischen Kindes am Friedhof von Mauthausen. Die abscheulichen Taten reihen sich in eine nicht abreißende Serie von kriminellen, braunen Propagandaaktionen rund um den ehemaligen Zwangsarbeits- und Vernichtungsort, der bis heute Projektionsfläche der mordlüsternen Fantasien von Rechtsextremen und Neonazis ist, ein.

Foto: Bundesheer, BMLVS, Austrian Armed Forces (2007) Press Department/Ministry of Defence and Sports

Bereits im Februar 2009 wurde eine Außenmauer des ehemaligen KZ mit dem – inhaltlich und sprachlich ähnlichen – Spruch „WAS UNSEREN VÄTERN DER JUD IST FÜR UNS DIE MOSLEMBRUT SEID AUF DER HUT! 3. WELTKRIEG – 8. KREUZZUG“ beschmiert. Im Zuge der Befreiungsfeier im ehemaligen KZ-Außenlager Ebensee im Mai des Jahres grölten anwesende lokale Jugendliche Nazi-Grüße und beschossen eine Gruppe französischer Überlebender mit Soft-Guns. Drei der Beteiligten wurden später erstinstanzlich zu bedingten Haftstrafen verurteilt. Im März 2010 wurde der Spruch „Türk und Jud giftig’s Blut“ - wiederum in der Gedenkstätte Mauthausen - geschmiert. Wenige Wochen zuvor war publik geworden, dass Mitglieder der rechtsextremen Welser Bürgerliste „Die Bunten“ von Ludwig Reinthaler mit einschlägigen T-Shirts in der Gedenkstätte posiert und Fotos angefertigt hatten, außerdem hatte eine Facebook-Gruppe mit tausenden Mitgliedern die Wiedereröffnung des KZ Mauthausen für Kinderschänder gefordert.

Im Jahr 2005 hatten Mitglieder des rechtsextremen „Fußballfanclubs“ „Braunauer Bulldogs“ mit Hitlergruß vor dem ehemaligen Lagertor des KZ Mauthausen posiert. Drei der Neonazis wurden später verurteilt, zwei freigesprochen. Im Jahr 2006 musste sich John Gudenus, ehemaliger FPÖ-Nationalrat und -Bundesrat, wegen wiederholter mutmaßlicher Verstöße gegen das NS-Verbotsgesetz verantworten. Es ging um Äußerungen von Gudenus, wonach die Existenz der Gaskammern in nationalsozialistischen Lagern noch einer "physikalischen und wissenschaftlichen Prüfung" bedürfe und es im "Dritten Reich" überhaupt keine gegeben hätte. Zur Sprache kam im Prozess auch ein Besuch im ehemaligen KZ Mauthausen: Gudenus meinte dort, die auf einem Foto abgebildeten Häftlinge würden "eigentlich eh ganz gut aussehen".

Immer wieder fordern FPÖ-AnhängerInnen die Wiederinbetriebnahme des KZ (Mauthausen) oder Menschen ins KZ einzuweisen. So schlug etwa im September 2011, nachdem sich Strache über MigrantInnen, die die Arbeit und Integration verweigern würden, beschwert hatte, einer seiner Fans vor, man solle diese mit einem Zug nach Mauthausen bringen. Im November des Folgejahres fragte sich ein User auf der FPÖ-nahen Seite „SOS Österreich“ nach einem Bericht über eine Demonstration von AsylbewerberInnen, ob die Umleitung nach Mauthausen schon aufgestellt sei. Im Dezember 2013 forderte eine Userin auf einer anderen FPÖ-nahen Seite, nachdem ein Gerücht über einen angeblich in einem Einkaufszentrum vertriebenen Nikolo in die Welt gesetzt worden war, die Gaskammer. Ebenso die Verwendung einer Gaskammer und von Bomben hatten rechtsextreme User wenige Wochen zuvor zur Bekämpfung eines Asylbewerberheims im Kärntner Frantschach vorgeschlagen.