Heute findet er statt. Der sagenumwobene Akademikerball, den noch nie ein Mensch vor uns zuvor gesehen hat - bis auf die eingeladenen Akademiker des rechten Ecks aus ganz Europa - und Heinz Christian Strache. Und um das ganze Spektakel noch mystischer zu machen, sieht die diesjährige Sperrzone vor, die ganze Veranstaltung noch geheimnisvoller erscheinen zu lassen.
Mich persönlich wundert es nicht, dass die Sperrzone immer größere Ausmaße annimmt - aber dass die Polizei hier auch noch mitspielt, verwundert aber doch einige Menschen in Österreich (mich eingeschlossen). Aber um meinen Gedanken hier Ordnung zu schaffen, betrachten wir dieses Vorgehen einmal aus verschiedenen Blickwinkeln:
1) POLIZEI
Der Hüter des Gesetzes - verpflichtet, die Menschen vor den Menschen zu beschützen. Eben das versuchen sie durch diese Sperrzone. Dass es in den Reihen der Demonstranten welche gibt, die leider über die Stränge schlagen, kann und sollte man auch nicht stillschweigen. (dazu weiter unten mehr). Die Polizei ist also gewillt, auch im Sinne des Veranstalters, dies zu unterbinden, um eine möglichst reibungslose Anfahrt der Ballgäste möglich zu machen.
2) DEMONSTRANTEN
Das Volk - die Menschen. Sie fühlen sich dazu verpflichtet aufzuzeigen, dass es ganz und gar nicht in Ordnung ist, dass sich Rechte zum Gedankenaustausch in einem historischen Gebäude zusammentreffen. In meinen Augen verständlich, dass man aufgebrachter wird, wenn a) eine seit jahren friedliche Demo von der Polizei verboten wird (http://www.jetztzeichensetzen.at/?page_id=797) b) die Sperrzone erweitert wird und nicht zuletzt c) ein Vermummungsverbot, das es in sich hat bei diesen Temperaturen. (http://www.polizei.gv.at/wien/start.aspx?nwid=4552384331527437756E343D&ctrl=3734335266674D385951343D&nwo=0)
Dazu nahm heute auch die Polizei Wien Stellung:
"Liebe Community, wie auch in den Vorjahren gibt es im Bereich rund um den Veranstaltungsort ein Platzverbot, um den Ballbesuchern den ungehinderten Zugang zur Veranstaltung zu ermöglichen. Dieses Platzverbot gilt natürlich auch für Journalisten, nicht zuletzt, um Sie vor etwaigen Körperverletzungen durch Wurfgegenstände und dergleichen zu schützen. Um der Pressefreiheit Genüge zu tun, wurde dieses Platzverbot für Journalisten insofern gelockert, als das Sie zu bestimmten Zeiten und wenn der Bedarf besteht in Begleitung eines Pressesprechers in die Zone hinein dürfen. Allerdings ist es auf Grund der potentiellen Gefährdungslage nicht möglich, dass sich über 100 akkreditierte Journalistinnen und Journalisten unbegleitet und unkoordiniert im Platzverbot bewegen. Wir hoffen auf Euer Verständnis. BS"
(Quelle: https://www.facebook.com/WienerPolizei.at/posts/739228956108943)
Beschränken wir uns zunächst einmal nur auf das Platzverbot für Journalisten.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es Journalisten untersagt ist, sich in der Sperrzone aufzuhalten. Sie müssen mit den Demonstranten sozusagen "draußen bleiben". Nur über einen kleinen Zeitraum von 30 min (von 20:15 - 20.45) dürfen sie sich in Begleitung innerhalb des abgesperrten Bereiches aufhalten und ihrer Arbeit nachgehen. Danach werden sie wieder zu den Demonstranten geleitet.
Inwiefern das jetzt einer freien Berichterstattung ähnelt mag jetzt dahingestellt sein.... In meinen Augen ist es Zensur. Einschränkung der Pressefreiheit, wie man es sonst nur aus China oder Nordkorea kennt.
Die angebliche Besorgnis um die Sicherheit der Journalisten wirkt auch etwas fadenscheinig, wenn man sich die Sperrzone genauer ansieht.
Wo hier Wurfgeschosse die Journalisten treffen könnten, wenn diese einfach nur vor dem Eingang der Hofburg postiert wären, müsste mir wohl ein Beamter persönlich vorzeigen, um mir den Punkt "Sicherheit" glaubhaft zu machen.
Aber lassen wir uns da einfach heute Abend überraschen, wie Pressefreiheit von der Polizei und der FPÖ definiert wird.
Und so kommen wir nun zu meinen Gedanken generell um diesen berüchtigten Akademikerball.
Verboten gehört er nicht. Aber es gibt der FPÖ einmal im Jahr mehr Chance sich in ihre Opferrolle zu stürzen - was sie auch schon seit Anfang des Jahres brav macht. Wie böse und schlimm denn nicht dieses ganze linke, paranoide Gutmenschenschwuchtel-parade doch nicht ist. Und immer so aggressiv!
OK. Es gibt diese wenigen, die eine Demo wirklich stören mit ihrem auffälligem Verhalten. Das sollte man nicht totschweigen. Aber jede Demonstration versucht sich auch möglichst davon abzugrenzen und heißt Gewaltakte nicht gut. Die Demos sollten und wollen (!) auch nie zu Gewalt aufrufen, sondern nur eine friedliche Zusammenkunft von Menschen darstellen. Dass Medien sich natürlich auf die schlechten Ereignisse stürzen ist wohl auch jedem klar. Niemand (oder fast niemand) liest einen Artikel mit dem Titel "Keine Unfälle auf Österreichs Straßen" oder "Nichts passiert auf dem Akademikerball". Doch jeder sollte sich bewusst sein, dass der Großteil der Demos immer friedlich sind und nicht so dramatisch und gefährlich, wie sie die FPÖ darstellt.
Es ist definitiv nicht in Ordnung, dass dieser Ball in der Hofburg stattfindet.. Dass dieser Ball zum Teil Gäste hat, die dem nationalistischen Gedankengut näher sind, als viele es sich vorstellen können. Dort schütteln sich Menschen die Hände, die die Meinung vertreten die neuen Juden zu sein und den Islamismus verteufeln . Die irgendwie gegen die EU sind, aber es doch begrüßen sich mit anderen Gleichgesinnten aus Europa zu vernetzen. Die fordern, den Schilling wieder einzuführen, dann doch den Nordeuro, dann wieder den Schilling und dann doch gar nichts. Es tanzen heute Menschen in diesen Räumen, die es geschafft haben Wörter wie "Gutmensch" und "Umvolkung" in den normalen Sprachgebrauch der Österreicher zu integrieren. Und die es geschafft haben emotional starke Wörter wie "Hetze" und "Hass" zu sensibilisieren, sodass bei der kleinsten Kleinigkeit schon eben von “Hetze” oder “Hass” gesprochen wird.
Nein, ihr lieben tanzenden Rechten.. Ich hasse euch nicht... Um jemanden hassen zu können, müsste ich ihn davor geliebt haben...
Ich bin für eine Heimat ohne Hass - und deshalb dürft ihr meinen Hass NICHT haben.
PS: Dieses Gastkommentar spiegelt nicht zwingend die Meinung von HoH wieder, sondern ist ein persönlicher Blickwinkel des/der VerfasserIn.