Donnerstag, 20. November 2014

Das Ritual der Hetze

Das Vorgehen dürfte regelmäßigen LeserInnen unserer Beiträge wohlbekannt sein, wird in FPÖ-Kreisen, angefangen bei Strache, immer wieder angewendet und hat beinahe schon rituellen Charakter:

Man nehme eine möglichst emotionale Meldung mit (vermuteter oder tatsächlicher) ausländischer Beteiligung (ob der Beitrag den Tatsachen entspricht, ist dabei weniger wichtig), poste diesen gemeinsam mit einem empörten Kommentar auf seiner Facebook-Seite und “vergesse” dann darauf, die Seite zu moderieren. So entlädt sich innerhalb kürzester Zeit der Zorn der AnhängerInnen in wüsten Beschimpfungen, Mord- und Gewaltphantasien und Beiträgen am Rande der Verhetzung. 

Sollte dann ein Medium auf diese abscheulichen Vorgänge aufmerksam machen, hat man selbstverständlich übersehen, was auf der eigenen Seite vorgefallen ist und distanziert sich halbherzig von den entsprechenden Aussagen, nur um kurze Zeit später erneut eine ähnliche Reaktion zu provozieren.

Diesmal wollen wir dies am Beispiel von Mario Kunasek demonstrieren, seines Zeichens Abgeordneter der FPÖ zum österreichischen Nationalrat.

Er postet auf seiner Facebookseite, natürlich mit empörtem Kommentar, am 14. November einen Bericht aus der Kronenzeitung wonach “zwei 8-jährige türkischstämmige Kinder” (das Detail der angeblichen ausländischen Herkunft vergisst die Krone natürlich nicht zu erwähnen) einem Mitschüler angeblich ein Kreuz in den Rücken geritzt hätten. 

Screenshot / (C) Facebook Inc





Nun verurteilen wir die Tat, wenn sie denn tatsächlich so passiert ist, natürlich auf das Schärfste, aber das, was sich dann in Kunaseks Kommentarbereich abspielt, ist ähnlich verabscheuungswürdig. Zur Erinnerung: Die Kommentare beziehen sich auf zwei 8-jährige Kinder:


Da findet sich alles an stupider Grausamkeit, was die Palette menschlicher Abgründe zu bieten hat.

Von wüsten Beleidigungen...







...über Menschen die ihre hassverseuchten Vorstellungen anscheinend gerne auf ihre Kinder projizieren möchten…




...bis hin zu brutalsten Gewalt- und Mordphantasien (nochmal zur Erinnerung: Wir sprechen immer noch von 8-jährigen Kindern):










..und zu Drohungen, die sich unverhohlen gegen ganze Religionsgemeinschaften richten (und die - eigentlich oben schon augenfälligen - Parallelen der Ähnlichkeit der Wunschträume der FPÖ-AnhängerInnenschaft mit den Ideen des IS noch mehr betonen):





..auch Anspielungen auf den Massenmord der Nazis fehlen nicht:






All diese Kommentare stehen zum Zeitpunkt des Verfassens des Artikels (20.11.2014) weiterhin unkommentiert online. 


Herr NR-Abgeordneter Kunasek, wir fragen Sie: 

  • Wieso haben Sie diese Kommentare nicht gelöscht? Die von Strache gerne verwendete Ausrede, er könne nicht alle Kommentare im Auge behalten, funktioniert bei Ihnen nicht (insgesamt sind es zu dem erwähnten Artikel zum aktuellen Zeitpunkt 71 Kommentare, die meisten nicht länger als ein, zwei Sätze).
  • Ist es Ihnen egal, dass Ihre AnhängerInnenschaft am liebsten brutal gegen 8-jährige Kinder (!) vorgehen möchte?
  • Unterstützen Sie die in diesen Kommentaren zum Ausdruck kommenden Meinungen vielleicht sogar?

Sachverhaltsdarstellungen gegen den Seitenbetreiber und die Kommentierenden werden von uns eingebracht.

Edit: Wir haben die Seite über mehrere Tage beobachtet und konnten feststellen, dass kritisch Kommentierende teilweise gelöscht wurden, alle oben genannten Hasskommentare aber weiterhin online blieben.