Donnerstag, 3. Juli 2014

Die Personen hinter den “linken Fake-Accounts” der FPÖ (Teil 3)

Beispiel 3 - “Herbert Z.”, der “gewalttätige Vielschreiber im Facebook-Freundeskreis der FPÖ-Führungsriege”

In diversen Facebook-Gruppen und Seiten der FPÖ und deren AnhängerInnen kommt es immer wieder vor, dass deren UserInnen bedrohliche Hass-Postings und Parolen absetzen, die oftmals auch vermutlich strafrechtlich relevant sein dürften. Da die AdministratorInnen häufig nicht einschreiten, haben wir von Heimat ohne Hass es uns zur Aufgabe gemacht, die FPÖ vor dem rechten Rand zu beschützen und die VerfasserInnen solcher Hass-Postings bei der Staatsanwaltschaft zu melden.

Bei der FPÖ stößt dies auf wenig Gegenliebe. Man bestreitet vehement, dass solche Postings existieren und die belegten Fälle wären angeblich gezielt von Provokateuren und Saboteuren von “linker Seite” lanciert, die der FPÖ schaden wollen. In unserer aktuellen Aufdeckungsserie informieren wir deshalb über die Personen hinter diesen Profilen und die Legenden der “linken Fake-Accounts”. Im ersten Teil stellte sich heraus, dass es sich um einen Wiener Pensionisten mit Kontakten zur FPÖ handelt, im zweiten Teil entpuppte sich der “Fake-User” als 24-jähriger Vorarlberger Rechtsextremer.

In diesem Teil widmen wir uns dem User “Herbert Z.”, einem weiteren sehr aktiven Mitglied der öffentlich einsehbaren Facebook-Gruppe “FPÖ”. So fällt er in der Gruppe immer wieder mit Gewaltaufrufen und einer Sympathie für nationalsozialistische “Lösungen” auf, also genau die Sorte von Kommentaren, die von FPÖ-Seite her den “linken ProvokateurInnen” zugerechnet werden.

Ein Beispiel: Nachdem der ehemalige FPÖ-Nationalratsabgeordnete Werner Königshofer einen Link gepostet hat, in dem es darum geht, dass bei muslimischen Begräbnissen in Hessen von MuslimInnen angeblich gefordert wurde, christliche Symbole am Friedhofsgelände abzunehmen, schlägt Herbert Z. vor, „als religiöse Provokation“ bei der Bestattung eines Moslems die „SS-Reichsstandarte zu enthüllen“.


Screenshot / (C) Facebook Inc


Er wolle nicht zu Gewalt aufrufen, „in vielen Bereichen“ reiche aber „kein anderes Mittel mehr“ dazu, „staatsfeindliche Subjekte zur Räson zu bringen.“. “Solange sich das Volk nicht erhebt und für seine Identität kämpft, wird sich nichts ändern.“. „Wenn es um Nationalstolz und Heimatliebe“ gehe, sei er „gerne ein Nazi“. Wie eine „schreckliche Seuche“ hätten sich „diverse Kulturen über unsere Heimat verbreitet. Ein Ende dieser Krankheit kann nur durch uns (das Volk) herbeigeführt werden.“


Screenshot / (C) Facebook Inc


Wir sahen uns das Facebook-Profil des Users etwas genauer an und stießen auch hier auf zahlreiche vermutlich strafrechtlich relevante Postings und Kommentare. Da wir in unserer Aktivität beinahe täglich mit bösen Wortmeldungen konfrontiert werden, haben wir schon manches gesehen, aber die scheinbare Selbstverständlichkeit, mit der Herbert Z. zu brutalen Gewaltakten und Lynchjustiz aufruft, gepaart mit menschenverachtenden Begriffen, die zum Teil dem Nazijargon entstammen, hat selbst uns entsetzt. Die angeführten Beispiele sind nur ein kleiner Auszug.

So äußert sich der User über den Fall eines blonden Mädchens in der Obhut einer Roma-Familie in Griechenland damit, dass diese “Untermenschen” in Wien Kinder entführt hätten und es ihrer Tradition gemäß völlig legal und legitim wäre, zu stehlen und zu rauben. Seine “Lösung” für die “Untermenschen” sei nicht Facebook-tauglich, er sei sich aber sicher, dass jeder genau wisse, wie selbige aussehen würde.


Screenshot / (C) Facebook Inc


Zu einem Terrorakt in London an einem Soldaten der britischen Armee schlägt er vor, solche “kranken Untermenschen vor laufender Kamera in Rahmen einer Eurovision zu enthaupten”. Davon lässt sich auch ein FB-Freund des Users animieren und setzt noch oben drauf: ”solchen Leuten musst mit Feidln wia ana Sau in den Hals reinfahren und ausbluten lassen!!! dreckiger Ruass”.


Screenshot / (C) Facebook Inc


Die virtuelle Orgie der Gewaltphantasien nimmt ihren Lauf und es wird von “öffentlichen Enthauptungen am Marktplatz” gesprochen und dann davon, “eine Runde Streetfootball mit denen ihren Eiterköpfen” zu spielen. Herbert Z. beschreibt auch generell seine Neigung, “beim Anblick eines Moslems” frei nach dem Motto “erst zuschlagen. fragen kann ich später auch noch” zu handeln.


Screenshot / (C) Facebook Inc


Man solle ungarische, polnische und tschechische Diebe „zum Abschuss frei“ geben oder den „braven Polizisten ihre Kompetenzen zurück“ geben . . .


Screenshot / (C) Facebook Inc


. . . Asylanten hätten „herrliche Gemeinde-Wohnungen”. Herbert Z. fragt, warum man „diese Ratten” nicht erschieße und “wann WIR uns endlich zu Wehr setzen”.


Screenshot / (C) Facebook Inc


Er brüstet sich bei Erzählungen seiner Urlaubszeit damit, dass er angeblich auf einem Schiff einem afrikanischen Angreifer “dem scheiß-Kameldreck-Treter einen Tisch ins Kreuz geworfen” hätte und die etwa 150 anderen “Untermenschen” “Kamelscheiße in den Hosen hätten”. Ein FB-Freund meint “I hätt eam die Zähnt aussatreten”.


Screenshot / (C) Facebook Inc


Auch an anderer Stelle beschreibt er anscheinend seine privaten Gewalttätigkeiten. So will Herbert Z. bei einem Fußballmatch (ohne Ticket) “sehr wohl im Nahbereich sein”, um “diesem Griechenpack zu zeigen, dass es auch ohne Waffen und Brandsätzen möglich ist, anderen Menschen Schmerzen zu verursachen”. 


Screenshot / (C) Facebook Inc


An dieser Stelle merkt der offenbar häufig zu Gewalt Neigende an, dass er sich auch beim Akademikerball der FPÖ in Wien im Nahbereich aufhalten wird, um die “links-linke grün gefärbte Saubande” zu beobachten. “Vielleicht verläuft sich ja so ein Arschloch und mir geradewegs vor die Hände”. Die angedrohte Gewalthandlung bei den Protesten scheint nicht das erste Mal vorzukommen, (“so wie vergangenes Jahr”). Wieder animiert ihn einer seiner FB-Freunde mit den Worten “zuerst schlagen, dann fragen”.


Screenshot / (C) Facebook Inc


Er kündigt auf dem Profil eines FPÖ-Bezirksrats für diese Gelegenheit auch seine Tätigkeit als “privater Personenschutz" an.


Screenshot / (C) Facebook Inc



In einer geheimen Facebook-Gruppe konnten wir beobachten, dass Herbert Z. auch auf gezielte Gewaltakte an politisch “Andersdenkenden” aus wäre. So antwortete er in der Gruppe auf ein geteiltes Statement des Pressesprechers von Heimat ohne Hass mit den Worten: ”hoffentlich läuft mir diese Anarcho-Sau über den Weg”.



Screenshot / (C) Facebook Inc

Screenshot / (C) Facebook Inc

Nun stellen sich wie immer folgende Fragen:

Vermutlich für die FPÖ: Kann man beweisen, dass es sich nicht um einen “linken Fake-Account handelt”?
Für Heimat ohne Hass: Welche Person steckt hinter dem Profil?

Dazu gibt uns neben zahlreichen Mitgliedschaften in öffentlichen und geheimen FPÖ-Gruppen und Seiten seine Freundesliste Aufschluss, welche sich für einen “linken Fake-Account” durchaus sehen lassen kann:

Ein Auszug aus der Freundesliste von Herbert Z.:
  • Johann Gudenus - LAbg., GR, Klubvorsitzender, BPO Stv. Wien
  • Harald Vilimsky - NrAbg., Generalsekretär, EU-Parlament
  • Barbara Rosenkranz – FPÖ Abgeordnete zum Nationalrat
  • Christian Höbart - NrAbg., LPO Niederösterreich Niederösterreich
  • Petra Steger – FPÖ Abgeordnete zum Nationalrat
  • Edith Mühlberghofer - NrAbg., BPO Amstetten
  • Martin Graf - BPO Wien XXII
  • Andrea Kellner - FPÖ GR Bad Fischau, Admin der Skandal FB-Gruppe "Wir stehen zur FPÖ!"
  • Michael Dadak - FPÖ Abgeordneter zum Wiener Landtag und Gemeinderat
  • Johann Tschürtz - LAbg. Burgenland, KO FPÖ Burgenland, LPO Burgenland Burgenland
  • Freiheitliche Jugend Sieghartskirchen – FB-Account
  • Bernhard Rösch - FPÖ Wiener Gemeinderat und Landtasgabgeordneter
  • Wolfgang Reinold - FPÖ Meidling Klubobmann
  • Wolfgang Fasching - Bezirksrat Wien, 10. Bezirk
  • Peter Frigo - FPÖ Abgeordneter zum Wiener Landtag und Gemeinderat [Wien]
  • Dietmar J. Luschin - VS Mitglied FPÖ Traismauer Niederösterreich
  • Martin Wagner - FPÖ GR Dürnstein
  • Walter Gall - FPÖ Theresienfeld
  • Werner Rogner - FPÖ Obmann Weissenbach
  • Mario Rosensteiner - FPÖ Ortsparteiobmann Brunn am Gebirge
  • Johann Ertl - FPÖ Mitglied des Bundesrates, BPO FPÖ Schwechat
  • Peter Schmiedlechner - FPÖ Bauernbund Bundesobmann Stv.
  • Tino Christopher Seidl - FPÖ Ortsparteiobmann Trumau
  • Anton Pertl - FPÖ Obmann Millstatt
  • Alexander Petschnig - Klubdirektor LTK Burgenland Burgenland
  • Jürgen Markus Schriebl - FPÖ Voitsberg Schriftführer
  • Manfred Haidinger - Bezirksrat Wien X
  • Hannelore Kahr-Lorber - FPÖ Südoststeiermark ObmannStellvertreter
  • Anton Brustbauer - FPÖ-Gemeinderat Mautern (Bezirk Krems)
  • Johann Zöchling - Ortsparteiobmann Stv. FPÖ Lilienfeld
  • Lilianne Mossmüller - FPÖ Bezirksrätin Brigittenau
  • Othmar Vytlacil - FPÖ GR Langenzersdorf
  • Franz Obermayr - MEP Oberösterreich
  • Mario Michael Gugimaier - FPÖ Steiermark

Screenshot / (C) Facebook Inc



Natürlich kann man daraus noch keine seriösen Schlüsse ziehen, der Account könnte auch mit den ungewöhnlich FPÖ-nahen Kontakten aufwändigst “beschmückt” worden sein. Etwas stutziger macht uns da schon die Tatsache, dass FPÖ-FunktionärInnen den User selbst auf ihren Fotos markieren und ihn persönlich vorstellen, wie z.B. Wolfgang Fasching - Bezirksrat Wien, 10. Bezirk:


Screenshot / (C) Facebook Inc



Wolfgang Reinold - veröffentlicht sogar ein Foto von einer Wahlkampfveranstaltung, wo der “linke Fake” persönlich mitgeholfen hat:



Screenshot / (C) Facebook Inc



Herbert Z. selbst brüstet sich auf seiner eigenen Timeline weniger mit seiner ehrenamtlichen Mithilfe bei FPÖ-Veranstaltungen, dafür ist er stolz auf seine “Freundschaftsfotos” mit FPÖ-Größen wie Johann Gudenus - FPÖ LAbg., GR, Klubvorsitzender, BPO Stv. Wien (linkes Bild), mit Herbert Kickl - FPÖ NrAbg., Generalsekretär (Mitte), oder Barbara Rosenkranz - FPÖ NrAbg. und ehem. Kandidatin zur Bundespräsidentenwahl (rechtes Bild).


Screenshots / (C) Facebook Inc


An dieser Stelle kann man zumindest nicht mehr die Echtheit des Facebook-Profils von Herbert Z. anzweifeln, es handelt sich um einen 62-jährigen Pensionisten aus Wien. Eine umfangreiche Sachverhaltsdarstellung über die zahlreichen mutmaßlich strafrechtlich relevanten Postings und Kommentare wurde von uns der Staatsanwaltschaft übermittelt. Jedoch ist ein sehr engagierter und ausgezeichnet getarnter “linker Undercoveragent” noch nicht 100%ig auszuschließen...

...der Umstand jedoch, dass dem heutigen Protagonisten in unserer Aufdeckungsserie sogar eine kleine “private” Geburtstagsfeier persönlich von Heinz Christian Strache - FPÖ Bundesparteiobmann, Johann Gudenus - FPÖ Vizeparteiobmann und Harald Vilimsky - FPÖ Generalsekretär, organisiert wird, lässt nur die Möglichkeiten zu, dass es sich um eine Person handelt, die man durchaus schon als FPÖ-Funktionär bezeichnen könnte, oder dass die “linken Fake-Profile aus Amerika” sogar schon die FPÖ-Führungsriege infiltrieren konnten.


Screenshot / (C) Facebook Inc


Doch auch dies ist noch nicht genug! Wir waren bei unseren Recherchen nämlich nicht wenig erstaunt, als sich zusätzlich herausstellte, dass Herbert Z. auch eine der Personen auf dem mittlerweile unter anderem durch einen sehr lesenswerten Artikel auf dem Blog “bawekoll” berühmt gewordenen “verflixten Kellerbild” ist, auf dem neben ein paar weiteren bekannten Rechtsradikalen auch ein damals noch aktiver FPÖ-Funktionär aus Theresienfeld und ein sehr rühriges Parteimitglied aus Traismauer zu sehen sind.


Screenshot / (C) Facebook Inc


Fazit: 
Wie wir in dieser Serie zeigen konnten, sind zumindest viele der besonders auffälligen VerfasserInnen von Hass- und Gewaltpostings nicht, wie gerne von FPÖ-Seite behauptet, “linke agents provocateurs” oder “in USA angelegte Fakeprofile”, sondern stramme Rechte aus Fleisch und Blut, mitunter mit besten Kontakten zur FPÖ. 

Daher ist es nicht nur legitim, sondern auch notwendig, die Frage zu stellen, warum die FPÖ bei diesen Hass- und Gewaltpostings, die immer wieder auch von guten Bekannten verfasst wurden, prinzipiell den Kopf in den Sand steckt wie der sprichwörtliche Vogel Strauß.


Beispiel 1 - “Johann Z.”, der Fake-Account von “Linksaußen”

Beispiel 2 - “Manuel M.”, das “90%ig linke Fake-Profil”