Dienstag, 1. Juli 2014

Die Personen hinter den “linken Fake-Accounts” der FPÖ (Teil 2)

Beispiel 2 - “Manuel M.”, das “90%ig linke Fake-Profil”

In der offenen Gruppe “FPÖ” geben Hobby-Detektive (die Admins) gerne ohne jeglichen Beleg Urteile über die politische Gesinnung von UserInnen, die von ihnen blockiert werden ab und dichten auch schon mal jemandem Straftaten an - wir berichteten im ersten Teil unserer “Fake-Account” Aufdeckungs-Serie.

So konnten sich die Admins die antisemitischen Aussagen eines weiteren gesperrten Users der Gruppe “FPÖ” nur mit der Verschwörungstheorie von den “linken Fake-Accounts” erklären, ein Mitglied gibt sogar vor, eine “Liste” mit solchen Accounts zu besitzen.

Screenshot / (C) Facebook Inc.


Tatsächlich ist das Profil “Manuel M.” auch uns schon aufgefallen. Der User war in der offen zugänglichen Facebook-Gruppe “FPÖ” sehr aktiv und hat viele mutmaßlich strafrechtlich relevante Postings verfasst. Besonders häufig verwendete er zu allen möglichen Themen als Kommentar den in der Neonaziszene verwendeten Code “88” für den Gruß “Heil Hitler” (dieser ist in Österreich verboten).

So tätigt er diesen Gruß neben weiteren sehr bedenklichen Kommentaren auch unter einem Posting von Marisa S., in dem es um eine angeblich von türkischen EinwohnerInnen initiierte Aktion geht, bei der Ortstafeln überklebt wurden. Diese Aktion stellte sich nach unseren Recherchen als eine gezielt provokante Aktion der identitären Bewegung heraus.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

In einem anderen Thread der offenen Gruppe “FPÖ”, in dem anti-muslimische Propaganda verbreitet wird, meldet sich “Manuel M.” ebenfalls mit seinem verbotenem Gruß.

Screenshot / (C) Facebook Inc.


In derselben Facebook-Gruppe schlägt „Manuel M.“ als Reaktion auf die Idee, türkisch im Kindergarten zu unterrichten, vor, man solle auch „Heil mein Führer“ einführen und verleitet damit auch andere User zu ähnlich scheußlichen Kommentaren:


Screenshot / (C) Facebook Inc.

An dieser Stelle wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass der Administrator nach der Veröffentlichung unseres Artikels vorbildlich gehandelt hat, den User aus der Gruppe entfernt und hoffentlich ebenso wie wir an die Polizei gemeldet hat.

Trotzdem stellen sich uns nun zwei Fragen:
Wem gehört dieses “90%ig linke Fake-Profil” und wie kommt man um alles in der Welt darauf, dass jemand absichtlich mutmaßlich strafrechtlich relevante Kommentare im Neonazi-Jargon verfasst und mit der Politik der FPÖ überhaupt nichts zu tun haben sollte, ja sogar gegen diese arbeiten würde?

Wir haben uns die frei einsehbare Pinnwand des “Manuel M” angesehen - dort stach uns zuerst seine offensichtliche Freude an Computerspielen gepaart mit nationalsozialistischer Gesinnung ins Auge. So nennt sich seine virtuelle Fußballmannschaft “FC Arier” und feiert den Karrierestart mit einem “88”

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Auch in seinem FB-Freundeskreis grüßt der “linke” User “Manuel M.” gerne mit dem verbotenem Gruß, was in dem Fall auch mit “18”, dem Code für die Initialen von Adolf Hitler erwidert wird:


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Auf der Facebook-Seite einer befreundeten Userin grüßt „Manuel M.“ mit „Sieg Heil“:

Screenshot / (C) Facebook Inc.

An anderer Stelle erklärt er seinem FB-Freund den rassistischen Spruch “White Pride World Wide”.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Einer befreundeten Userin rät er auf einem Foto, das sie bei einer Schießübung zeigt, auf “Juden zu zielen”:

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Man kann also, wie so oft, auch in dem Fall davon ausgehen, dass es sich nicht um einen “linken Fake-Account” handelt, sondern um einen User mit starkem Hang zur Neonazi-Szene. Trotzdem handelt es sich tatsächlich um einen Account, den man aufgrund der wenigen Informationen im Profil nur schwer einer bestimmten Person eindeutig zuordnen kann.

Also recherchierten wir in diversen nichtpolitischen Gruppen, in denen “Manuel M.” kommentiert hatte und wurden in einer Gruppe fündig, welche sich als Treffpunkt für Online-Gamer erwies. Dort hatte der Fake-User ein Video geteilt, das ihn beim Online-Game “Counter-Strike” zeigte:

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Durch dieses Video kamen wir auf den Youtube-Kanal des Users, in dem er unter einem anderen Usernamen Videos hochgeladen hatte. Weitere Recherchen ergaben, dass er unter demselben Usernamen auch auf Google+ sehr aktiv ist und wie zu erwarten, verbreitet “Manuel M.” auch auf Google+ nationalsozialistisches Gedankengut.

Man findet dort Videos diverser Bands aus dem neonazistischen Milieu, die Manuel M. mit “88 White Power” oder “88 mein weisser bruder” kommentiert . . .

Screenshot / (C) Facebook Inc.


. . . oder mit den Worten “All Juden and Russian suck big black cocks” und “ein Judeee??? komm lasst uns anzünden seine Synagogen Bude”.


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Auf einen Shitstorm, den ein Tierquäler auslöste, weil er seine Taten filmte und online stellte, reagiert Manuel M. und verteidigt den Tierquäler und droht den vermeintlichen Angreifern mit folgenden Worten: 

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Durch den Usernamen auf Google+ kamen wir u.a. schließlich auch auf seinen MySpace-Auftritt, wo er auch ein persönliches Foto von sich präsentiert. Weitere Recherchen in Online-Gamer-Portalen ergaben seinen richtigen Namen und dass es sich bei dem Fake Account “Manuel M.” um einen 24-jährigen Vorarlberger handelt, was sich auch mit seinem Dialekt und seinem Facebook-Freundeskreis deckt. Eine Sachverhaltsdarstellung wurde von uns der Staatsanwaltschaft übermittelt.

Einzig die Frage blieb noch offen, wie der Online-Gamer mit Hang zum neonazistischen Milieu in die offene Gruppe “FPÖ” geraten war, da keiner seiner FB-Freunde dort Mitglied war. Auch hierfür präsentierte er uns die Antwort auf Google+ als Kommentar zu einem Video, der wie folgt lautet: “88 FPÖ 4 life!”.

Screenshot / (C) Facebook Inc.


Fazit:


Anstatt die Verfasser von mutmaßlich strafrechtlich relevanten Postings in FPÖ-Gruppen und Seiten reflexartig “linken Fake-Accounts” in die Schuhe zu schieben, sollte man sich in den Administratoren-Teams und Führungsriegen der FPÖ vielleicht mit der Tatsache auseinandersetzen, dass sich junge Leute aus der Neonazi-Szene zur FPÖ hingezogen fühlen wie die sprichwörtlichen “Motten zum Licht” und ob man vielleicht die Verantwortung und Vorbildfunktion (bewusst oder unbewusst) abgelegt hat, derer man sich als Vertreter einer Partei in einem demokratischen Rechtsstaat der Jugend gegenüber im Klaren sein sollte.

Fortsetzung folgt . . .


Beispiel 1 - “Johann Z.”, der Fake-Account von “Linksaußen”

Beispiel 3 - “Herbert Z.”, der “gewalttätige Vielschreiber in der FPÖ-Führungsriege”