Sonntag, 29. Juni 2014

Die Personen hinter den “linken Fake-Accounts” der FPÖ

Im Sommer 2013 deckte HoH die rechtsradikalen Umtriebe in geheimen Facebook Gruppen der FPÖ auf und sorgte für mediales Aufsehen. Wie so oft, wenn es um die Konfrontation der FPÖ mit ihrem rechten Rand geht, beschwor man als Reaktion darauf in der FPÖ-Führungsriege sofort wilde Verschwörungstheorien von angeblichen anonymen Fake-Profilen, die sich in die FPÖ-Gruppen eingeschlichen hätten, um der Partei zu schaden. Echte FPÖ-Anhänger würden sich immer rechtskonform verhalten und man distanziere sich von menschenverachtenden Aussagen.

Der Bundesparteiobmann Strache äußerte sich zu dem Thema in einem ORF-Interview und glaubte sogar die Nationalität der anonymen Fake-Poster zu kennen:

Screenshot / (C) ORF


... weiters müssten diese ausgeforscht und verurteilt werden.


Screenshot / (C) ORF

Übrigens hörte man seit dem Skandal nichts darüber, ob es der FPÖ gelungen war, die "anonymen Fake-Profile aus Amerika" auszuforschen. Trotzdem nahm man in der FPÖ-Wählerschaft die Theorie wohlwollend an. 

Vor kurzer Zeit berichteten wir wieder von rechtsradikalen Postings und Kommentaren (dieses Mal in der öffentlich einsehbaren Facebook-Gruppe “FPÖ”) und wieder bekamen wir als offizielle Reaktion neben Gleichgültigkeit auch die gewohnten Verschwörungstheorien präsentiert. 
Wir nahmen ein folgend geschildertes Ereignis zum Anlass, um einige dieser “Fake-Profile” aufzudecken und einen mehrteiligen Artikel zu verfassen. Wir können Ihnen auf jeden Fall bereits jetzt spannende Querverbindungen der anonymen User versprechen.

Beispiel 1 - “Johann Z.”, der Fake-Account von “Linksaußen”

Unsere Veröffentlichung über die Facebook-Gruppe zeigte Wirkung und die Administratoren der Gruppe begannen sofort damit, mutmaßlich strafrechtlich relevante Postings zu löschen und aus der Gruppe zu entfernen, als plötzlich ein Administrator der Gruppe “FPÖ” Heimat ohne Hass einen offiziellen Auftrag antrug, die Identität des Users “Johann Z.” herauszufinden und ihn anzuzeigen.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

In der Gruppe verfasste der Admin ein Posting, in dem er ganz nach dem Vorbild seines BPOs sofort Fake-Accounts von “linksaussen” (sic!) verdächtigte.

Screenshot / (C) Facebook Inc.


Wenig später stellte der Admin klar, dass der User vermutlich strafbare Inhalte gepostet hatte, und der Hobby-Detektiv war mit seiner Theorie sogar schon so weit gekommen, einen konkreten User, den er der “linken Giftküche” (sic!) zurechnete, dieser angeblichen Straftat zu bezichtigen.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Wir fanden den geschilderten Sachverhalt äußerst interessant und nahmen den “Auftrag” an. Wir baten die Admins der Gruppe in einem Fragenkatalog um Hinweise, die uns leider bis zum aktuellen Zeitpunkt nicht erreicht haben und begannen mit den Recherchen.

Wer verbirgt sich hinter “Johann Z.”?

Es dauerte nicht lange bis sich zu herausstellte: der Fake-Account ist gar kein Fake-Account, sondern ein echtes Profil. Bei “Johann Z.” handelt es sich tatsächlich um Johann Z. (sein Nachname ist nur um 5 Buchstaben länger als sein FB-Name und war sogar komplett in der URL des FB-Profils angegeben), einen 57-jährigen Pensionisten aus Wien. Die Echtheit des Profils lässt sich zweifelsfrei durch viele Hinweise feststellen. So sind z.B. im Verwandtschaftskreis von Johann Z. auf Facebook immer wieder Fotos derselben Personen zu finden, wie z.B. verschiedene Fotos der Enkeltöchter, die von mehreren Verwandten unabhängig voneinander verwendet werden und die Kinder darauf eindeutig als dieselben erkennbar sind.

Auch wenn die optische Belegung der Fakten sicher interessant für unsere Leser wäre, bitten wir um Verständnis: Da es sich um Privatpersonen handelt, wollen wir diese Bilder (besonders die der Kinder) nicht veröffentlichen, aber wir haben alle Daten gesichert und können dem beschuldigenden Admin der FPÖ-Gruppe, bei entsprechenden Voraussetzungen, gerne persönlich die Belege zeigen.

Die politische Gesinnung des “Johann Z.”

Soweit so uninteressant - nun ist also erstmal aus dem “linken Fake-Account” ein “linker” Real-Account geworden. Oder eigentlich gilt es, nun noch die politische Gesinnung des Herrn Z. herauszufinden. Dazu fallen als allererstes, neben der Mitgliedschaft in etlichen FPÖ-nahen Facebook-Gruppen und Seiten, seine “rechtsradikalen” Freunde auf, deren Bilder ein Like von Johann Z. bekommen, wenn sie z.B. stolz vor der Reichsflagge posieren.


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Auch seine Freundesliste kann sich sehen lassen, in der sich neben einigen Größen der österreichischen “Facebook-Radikalisten” auch das “Who is Who” der Facebook-aktiven FPÖ wiederfindet.


Ein Auszug aus der verhältnismäßig kleinen Freundesliste mit insgesamt 105 Personen:

  • Christian Höbart – Nationalratsabgeordneter FPÖ, Landesparteiobmann FPÖ-NÖ
  • Andrea Kellner - FPÖ GR Bad Fischau und Administratorin der Skandal Facebook-Gruppe "Wir stehen zur FPÖ!"
  • Dietmar J. Luschin – FPÖ Traismauer
  • Kevin Zöchmeister - Obmann des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ) in Horn
  • Andreas Giezinger - FPÖ Zell am See
  • Werner Rogner - FPÖ Obmann Weissenbach
  • Ring Freiheitlicher Jugend Judendorf-Straßengel – Facebook Account
  • Hfw B. – Administrator zahlreicher FPÖ- und FPÖ-nahen FP-Seiten
  • Yadi Schatz – Fake-Account der wegen Verhetzung verurteilten Jadwiga S.
  • Coco Jill – Fake-Account der rechtsradikalen Tina S.

Screenshot / (C) Facebook Inc.


Nun sind wir also einen Schritt weiter und können den Hinweisen zufolge davon ausgehen, dass es sich bei dem angeblichen “linken Fake-Account” um einen rechten Real-Account handelt. Allerdings könnte man als überzeugter Anhänger von Verschwörungstheorien sicher immer noch behaupten, dass dies nur gute Tarnung darstellt.

Diesbezüglich wurden wir im Zuge der Recherchen sehr überrascht, als plötzlich “Johann Z.” sein Facebook-Profil auf den Namen “Franz G.” umbenannte und ein neues Profilbild einsetzte (sein richtiger Name war übrigens immer noch in der URL zu lesen). Kurz darauf veröffentlichte er ein Posting auf seiner Timeline mit einer Kopie des Fragenkataloges, den wir an die Admins der offenen FPÖ-Gruppe gesendet hatten. Wir fragten uns, wie er an diesen Text gekommen war. Der entscheidende Hinweis darauf fand sich in dem Posting des neu benannten “Franz G.”: Offenbar hatte ihn eine befreundete Userin aus der Gruppe davor gewarnt, dass der Admin ihn einer Straftat bezichtigte und HoH den Auftrag erteilt hatte, seine Identität zu recherchieren und ihn anzuzeigen.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Wie aus seinen Kommentaren ersichtlich, war der vermeintlich “linke-Fake Account” nicht sehr begeistert darüber und so löschte er wenige Stunden später seinen Account komplett.

Im Übrigen wissen auch wir von Heimat ohne Hass im Nachhinein gesehen nicht, was wir von dem “Auftrag” halten sollen. Denn auf unsere Anfrage bei den Administratoren, welche Straftat genau der User begangen haben soll (den offiziellen Angaben zufolge handelt es sich um ein Enthauptungsvideo mit religiös herabwürdigender Überschrift), wurden uns jegliche Beweismittel vom Administrator verweigert.


Jedenfalls haben wir die Recherchen erfolgreich abgeschlossen, und da es sich um einen offiziellen externen Auftrag des Administrators der offenen Gruppe “FPÖ” handelt, sollte dieser eigentlich auch entsprechend abgegolten werden. Wir erwarten uns eine Bestätigung über die Einzahlung einer großzügigen Spende an den Verein Ute Bock oder an SOS Mitmensch vom Auftraggeber.


Fortsetzung folgt . . .


Beispiel 2 - “Manuel M.”, das “90%ig linke Fake-Profil”
http://www.HeimatOhneHass.com/2014/07/die-personen-hinter-den-linken-fake.html

Beispiel 3 - “Herbert Z.”, der “gewalttätige Vielschreiber in der FPÖ-Führungsriege”

http://www.HeimatOhneHass.com/2014/07/beispiel-3-herbert-z-der-gewalttatige.html