Mittwoch, 2. April 2014

Das freiheitliche Frauenbild

Einen interessanten Einblick in die primitiven und tendenziell sexistischen freiheitlichen Denkweisen liefern dieser Tage die „Freiheitlichen Arbeitnehmer“ Niederösterreich. Konkret versuchen die Blauen, zu erklären, was es mit den halbnackten Frauen auf sich hat, die auf den parteieigenen Werbesujets für die Arbeiterkammerwahl zu sehen sind. 
Der Text beginnt mit den unheilschwangeren Worten „Hinter den Sprüchen“, es folgt ein senkrechter Strich und dann das Wort „Frau“. Nach einer Zwischenüberschrift erklärt die Männerpartei FPÖ, was sie unter dem Begriff „Frau“ versteht. Man wolle Frauen „auf provokante Art und Weise natürlich darstellen, so wie sie“ seien. 

„Natürlich“ ist eine Frau für die Freiheitlichen also dann, wenn sie sich den notgeilen potenziellen Wählern nur in Unterwäsche präsentiert. Eine Frau sei „keine Politikerin mit aufgesetztem Lächeln. Keine Feministin mit Dauerschwafelei wie unterdrückt sie nicht sei“, fahren die FA in holprigem Deutsch fort. Kann der erste Satz gar als Selbstkritik verstanden werden? 

Freiheitliche Politikerinnen, die lediglich als Quotenfrauen für eine Partei dienen, die von Männern gelenkt wird und die für Männer Politik macht? 

Dass die FPÖ mit Feminismus und somit der Gleichberechtigung von Frauen ein Problem hat, ist ja hinlänglich bekannt. Liest man weiter im Text, wird es noch skurriler: Unter einer Frau werde „kein sanftes Lämmchen, welches einen starken Mann braucht“, verstanden. Ist nicht die FPÖ gerade jene Partei, die auf extremen Führer- und Personenkult rund um Parteiobmann Heinz Christian „Heinrich“ Strache baut? Eine Partei, die von ebenjenen gewählt und unterstützt wird, die sich (wieder) einen „starken Mann“ wünschen? 



„Die Tatsache, dass sie (die Frau) wenig Kleidung“ trage, symbolisiere „einerseits ihre Akzeptanz in der FA Niederösterreich gegenüber allen Frauen“, fährt der Text fort. Uns ist unklar, was dieses Geschwurbel bedeuten soll: Wenn eine Frau sich halbnackt im Internet präsentiert, wird sie also toleriert? Was ist mit jenen Frauen, die den gängigen und den blauen Schönheitsidealen nicht entsprechen und jenen, die sich erdreisten, sich nicht in Unterwäsche dem blauen Wahlvolk zu präsentieren? 

Besonders betont wird im Text weiters die Natürlichkeit von Frauen im Sinne von „schön sein“ und „sexy sein“. „Tough“ zu sein, sei hingegen bei Frauen weniger wichtig. Wieder werden traditionelle und konservative Rollenbilder präsentiert. Die Frau wird auf ihr Aussehen reduziert, auf ihre Rolle als Begleiterin des Mannes, vielleicht auch auf ihre Rolle als Mutter und Kindererzieherin?

Die Blauen beschränken sich nicht nur darauf, ihr fragwürdiges Frauenbild zu erläutern, auch die Rolle des Mannes – in der freiheitlichen Gedankenwelt – wird erklärt. Auch der Mann zeige seinen Körper, wobei in einem eingeblendeten Sujet nur ein Oberkörper mit Armen (in den Händen ein Hammer) ohne Kopf zu sehen ist. „Der Hammer ist größer“ und repräsentiere die Rolle, die die FA NÖ zukünftig in der Arbeiterkammer spielen wollten. Unklar bleibt, was gemeint ist. Der Hammer ist größer als was? Steht er für den Größenwahn mancher Freiheitlicher? Man wolle Stärke zeigen und die Arbeiterkammer auf Konfrontation zu den „'Sozifreunden“ aus SPÖ und ÖGB'“ bringen. 

Moment: Vertritt nicht der ÖGB die Interessen der ArbeitnehmerInnen? Man will also die Arbeiterkammer, die ArbeitnehmerInneninteressen vertritt, gegen den ÖGB, der dasselbe machen sollte, aufbringen? Dies wird damit begründet, dass „viele unsozialen Maßnehmen (sic!)“ der Regierung von „Parteigenossen“ in der AK mitgetragen würden. Die FA solle der Hammer sein, der diese „dubiosen Bande“ zerschlage. 

Nun stellt sich die Frage: Kann eine weit rechte Partei, die offen marktradikal orientiert ist und in der Vergangenheit schon in Regierungsfunktion bewiesen hat, dass ihr Hauptinteresse darin besteht, jegliches soziale Netzwerk in Österreich zu beseitigen, die richtige Wahl sein?