Ein besonderes Fundstück bietet der “Zur Zeit”-Beitrag “Ratlose “Gedenk-Diskutanten”” der Ausgabe 18/2013. Oftmals bewegen sich die Verfasser der “Zur-Zeit”-Texte am Rande strafrechtlich relevanter Aussagen, diesmal wurde die Grenze aber unserer Meinung nach überschritten.
Quelle: Zur Zeit, 17/2013, Seite 11
So findet sich eine Textpassage, die folgendes nachdrücklich zur Tatsache erklärt:
Der christlich-autoritäre Bundesstaat Österreich hat am Zweiten Weltkrieg nicht teilgenommen und die Russen mitnichten um eine “Befreiung” gebeten. Noch dazu eine mit widerrechtlichen Tötungen, Raub und Vergewaltigung.In diesen zwei Sätzen finden sich bereits einige Aussagen, die man sich genauer ansehen sollte.
Da wäre zuerst die Bezeichnung “Bundesstaat Österreich”. Was möchte der/die VerfasserIn den LeserInnen des Artikels damit suggerieren? Dass Österreich, damals Ostmark bzw. in späterer Folge Alpen- und Donaureichsgaue, zwar Teil von Nazideutschland gewesen sei, aber mit dessen Vorgehen nichts tun gehabt haben soll?
Diese Annahme wird durch den weiteren Text unterstrichen “hat am Zweiten Weltkrieg nicht teilgenommen”. Das stimmt nur in einer Hinsicht, nämlich, dass der nicht existierende Bundesstaat Österreich an einem realen Krieg teilnehmen konnte. Damit endet der Wahrheitsgehalt dieser Aussage aber auch schon wieder.
Das österreichische Bundesheer wurde in die deutsche Wehrmacht integriert, durch das Novemberpogrom erfolgte die erste große Vertreibung bzw. Verfolgung von Juden, Roma, Sinti und Andersdenkenden, die häufig in Konzentrations- und Vernichtungslagern endeten. Österreicher und Österreicherinnen waren nicht nur an vielen Gräueltaten beteiligt, sondern haben diese auch vielfach maßgeblich initiiert. Tragisches Endergebnis des 2. Weltkrieges an dem Österreich Mitschuld trägt, sind 60 bis 70 Millionen Menschen - die Kriegstoten - die Opfer dieses bisher größten militärischen Konflikts.
Die Russen wurden “nicht um eine Befreiung gebeten” (ebensowenig die USA, GB oder Frankreich), nachdem Österreich allerdings als Teil von Nazideutschland Kriegsgegner dieser Länder war, handelte es sich auch nicht um eine “Befreiung”, sondern um eine Besetzung und leider sind, wie so häufig in Kriegen zu beobachten, Übergriffe auf die zivile Bevölkerung geschehen. Die Russen, die zuvor Angriffsziel von Nazideutschland waren, haben hier teilweise schlimmer agiert, als andere, was in jedem Fall zu verurteilen ist. Trotzdem ist das Endergebnis eben die Wiedererrichtung des souveränen Staates Österreich, die aus unserer Sicht zu begrüßen ist. Aus Sicht der Redaktion von “Zur Zeit” etwa nicht?