Dienstag, 11. Februar 2014

Rotes Kreuz lehnt Blutspende von islamischer Glaubensgemeinschaft ab

Scheinbar ist es in Österreich nicht allen Glaubensangehörigen möglich, erfolgreich an einer Blutspendenaktion teilzunehmen. Derzeit berichten die Medien* von einem Affront gegen eine islamische Glaubensgemeinschaft in Linz, deren Blutspendeaktion vom Roten Kreuz mit der Begründung eines erhöhten Infektionsrisikos für Hepatitis abgelehnt wurde.


Heimat ohne Hass ist diesen diskriminierenden Ausschlusskriterien nachgegangen und dabei auf folgende Information auf der Website vom Roten Kreuz, http://www.roteskreuz.at/blutspende/informationen-zur-blutspende/wer-darf-blutspenden/, gestoßen: 

Hepatitis: Personen, die Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-positiv sind oder waren bzw. Personen mit chronischer und infektiöser Hepatitis unklarer Genese (bei Verdacht) unterliegen einem permanenten Ausschluss.
So weit, so gut - schließlich will wohl niemand eine infizierte Blutspende im Bedarfsfall erhalten.

Was sich auf der Website vom Roten Kreuz jedoch eindeutig nicht findet, ist ein Ausschlusskriterium, das an eine Glaubenszugehörigkeit gebunden ist. Auch lässt sich nicht nachvollziehen, wieso Menschen, die ihr gesamtes Leben in Österreich verbracht haben, von Blutspendeaktionen ausgeschlossen werden sollten. 

Liest man die Kriterien des Roten Kreuzes nach, erkennt man schnell, dass hier mit besonderer Sorgfalt vorgegangen wird. Dazu zählen allerdings auch veraltete Gesetze, die es zum Beispiel homosexuellen Männern - auch MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) genannt - verbieten, Blut zu spenden. Ist ein in langjähriger Partnerschaft lebender Schwuler tatsächlich geringer einzustufen, als ein leichtlebiger Hetero, der jedes Wochenende mit einer anderen Frau nach Hause geht? Wir denken nicht. Und die erhobenen Zahlen über HIV-Neuerkrankungen der letzten Jahre geben uns recht, wie hier http://www.ages.at/ages/gesundheit/mensch/hivaids/ gut nachzulesen ist. Zitat: “Unter den PatientInnen bei denen zw. 2001 und 2012 HIV diagnostiziert wurde (= 3754, davon 75,2% Männer und 24,8% Frauen), wurde das Virus zu 41,3% durch heterosexuelle Kontakte übertragen, zu 37,1% durch MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) und zu 14,8% durch intravenösen Drogenkonsum.” 

Um es nochmals zu unterstreichen: 41,3 Prozent Heteros stehen 37,1 Prozent Schwulen gegenüber. 

Fest steht jedenfalls folgendes: Der Ausschluss einer ganzen Glaubensgemeinschaft ist nicht nachvollziehbar und auch nicht dadurch erklärbar, dass angeblich ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Selbstverständlich ist es wichtig, dass es Ausschlusskriterien gibt. Niemand möchte dem Risiko einer Infektion oder noch Schlimmeren ausgesetzt werden. Heimat ohne Hass muss jedoch leider feststellen, dass die sowieso sehr eng gesetzten Ausschlusskriterien offenbar dazu herangezogen wurden, eine Gruppe von Menschen aufgrund ihrer Religion vom Blutspenden auszuschließen - das ist nicht nur inakzeptabel, sondern sollte in Zukunft kein Thema mehr sein dürfen. Dass die Gesetze zum Thema Homosexuelle und Blutspenden einer dringenden Überarbeitung bedürfen, wollen wir ebenfalls nicht unerwähnt lassen.

Frau Dr. Mayer (Name von der Redaktion geändert) hat uns diesbezüglich folgendes geschrieben:

Ich habe diesen Artikel auch schon gelesen. Der ärztliche Leiter der Blutzentrale hat eine Stellungnahme abgegeben. Die Begründung haben sie so formuliert, dass Hepatitis B unter Menschen, die aus der Türkei stammen, weil endemisches Gebiet häufig vorkommt. Das stimmt, dass Hepatitis B in der Türkei endemisch vorkommt, übertragen am häufigsten über die Mutter im Rahmen der Geburt. Genauso verhält es sich in Ägypten mit Hepatitis C. Allerdings war ich etwas irritiert als ich diesen Artikel gelesen habe - es hat den Anschein gemacht im ersten drüberlesen, als ob das rote Kreuz bei Blutspenden durch Vereine - jetzt im Gegensatz zu einzelnen freiwilligen Individuen- keine Voruntersuchungen machen würde. Selbstverständlich kann man potentielle Spender nicht PAUSCHAL ablehnen, weil sie muslimisch sind (mit den Hintergedanken eben, dass es Spender aus einem Endemiegebiet sind. Egal ob es die feine Dame aus dem 19. Bezirk ist oder der Gastarbeiter aus dem 10. Bezirk - es werden im allgemeinen vorher Routinetests durchgeführt, welche eine Infektion ausschließen sollten. Es gibt absolute Kontraindikationen - sprich Argumente gegen eine Blutspende: das sind Drogenabhängige (da risikokollektiv) etc.... Da könnte man noch einige andere aufführen. DIE Religion an sich lässt selbstverständlich nicht diese Schlussfolgerung zu!!!
Und ich habe mich auch geärgert darüber, wenn man überlegt welch kostbares medizinisches Gut die Bluttransfusionen darstellen und und wie knapp wir es derzeit mit Blutkonserven haben...

Last but not least möchten wir unsere LeserInnen dazu aufrufen, bei nächster Gelegenheit Blut spenden zu gehen, nicht nur um sich selbst davon überzeugen zu können, wie das Prozedere ist, sondern vor allem aus einem ganz einfachen Grund: 

Spende Blut - rette Leben.