Die Rede von Ministerpräsident Erdogan in der Albert-Schultz-Halle in Wien hat sowohl durch eine große Gegendemonstration, als auch in verschiedenen Online-Foren und auf Facebook massive, ablehnende Reaktionen hervorgerufen. Die politische Einstellung der AKP, der Ministerpräsident Erdogan angehört, ist im politischen Spektrum rechts angesiedelt - ebenso wie die FPÖ. Und doch wird seit geraumer Zeit in der FPÖ Stimmung gegen die Türkei und die Türken bzw. deren Kultur gemacht. Das liegt unter anderem daran, dass die Türken einen nicht unerheblichen Anteil der in Österreich lebenden Zuwanderer stellen. Das ist die Basis für das Feindbild des Fremden, das die FPÖ gerne zur Stimmungsmache heraufbeschwört. Der Fremde, der den Österreichern neben Haus und Hof auch ihre Religion und Kultur abspenstig machen bzw. zerstören will.
“Heimat ohne Hass” war über den Privatbesuch Erdogans, der nichts anderes als ein Wahlkampfbesuch war, alles andere als erfreut. Natürlich sind wir uns der zum Teil großen Unterschiede in Kultur und geschichtlichen Auffassungen bzw. Traditionen von Österreichern und Türken bewusst und fanden daher die Aussagen des Ministerpräsidenten der Türkei auf österreichischem Boden zum Teil mehr als unpassend. Nicht nachvollziehbar ist jedoch, was dieser Besuch auf den diversen Seiten der FPÖ ausgelöst hat.
So verfolgen wir extreme Äußerungen, Drohungen und Hassreden, die wir uns zu einem späteren Zeitpunkt noch genauer ansehen werden. Heute haben wir eine dieser Seiten herausgesucht, um klarzustellen, dass Hetze und Provokation - gerade in so einer sensiblen Situation - noch weitere Aversionen und Hassgefühle schürt. So wird selbst der bereits in dritter Generation hier lebende türkischstämmige Österreicher zum Feindbild der WählerInnen der FPÖ und bereits geschlagene Brücken werden mutwillig zerstört.
“Heimat ohne Hass” hat bereits im Vorjahr über verschiedene Seiten, die auf Facebook einschlägig aktiv sind, berichtet, denen wir ein Naheverhältnis zur FPÖ nachweisen konnten und die die Stimmungsmache der Partei gegen Zuwanderer massiv unterstützen. Dazu zählt auch die Seite mit dem klangvollen Namen “JA!! zu: Österreich ohne Minarette!!!”, auf der - trotz negativer Berichterstattung - in gewohnt feindseliger Manier weiter gepostet wurde und wird.
Alleine in den letzten Stunden wurden dort einige sehr fragwürdige Kommentare hinterlassen. Auch provoziert durch die von den Admins der Seite online gestellten Postings:
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Zur rechten Zeit entschied also einer der Admins der Seite, dass dieser Link teilenswert ist und erfährt in diversen Antworten auch gleich Bestätigung. Neben den üblichen herabwürdigenden Sätzen findet sich leider erneut der Aufruf zum Genozid, der immerhin 9 Likes erhält und auch noch über 19 Stunden nach seiner Veröffentlichung nicht gelöscht wurde:
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Dagegen nehmen sich folgende Kommentare beinahe harmlos aus:
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Es gibt aber, wie so oft, neue Wortkreationen in Anlehnung an die NS-Zeit:
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Und weil es den Admins so gefällt, folgt auch bald die nächste Provokation. Da die Seitenanhänger sowieso schon aufgeputscht sind, benötigt man auch keine Brandreden, das wird von den Kommentatoren übernommen:
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Da wünscht man dem türkischen Ministerpräsidenten den Tod:
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Man vergleicht wieder einmal seine Mitmenschen mit Tieren und Schlimmeres und bedauert, diese nicht gleich losgeworden zu sein:
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Und man vergibt an Erdogan den Spitznamen Hitlergan, um von einem “Befreiungskrieg” zu phantasieren:
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Die jüngsten Vorfälle sind die erneute Bestätigung, dass sich die Administratoren und Nutzer sehr vieler FPÖ-naher Seiten nicht darüber im Klaren sind, dass Verhetzung und Aufrufe zu Gewalt keine Kavaliersdelikte darstellen, sondern mit Konsequenzen verbunden sind.
-Fortsetzung folgt-