Die Entgleisung von Team Stronach-Klubchef Robert Lugar müssen wir hier vermutlich nicht näher erläutern. Immerhin ist es ein starkes Stück, wenn man vom dritten Nationalratspräsidenten ermahnt wird und man dessen Partei in Sachen „menschenverachtende Aussagen“ in den Schatten stellt.
(Screenshot:www.kurier.at)
Eine Überraschung – wenn auch keine angenehme. Bislang kannte man solche Worte nur von NA. Höbart (FPÖ), der Flüchtlinge in Traiskirchen als „Erd- und Höhlenmenschen“ bezeichnet hat.
Aber was wissen wir eigentlich über Team Stronach? Zugegeben, nicht viel – der frühere Parteichef und Namensgeber forderte ja im Zuge der Nationalratswahlen 2013 die Todesstrafe für Berufskiller und ist kurz nach der Nationalratswahl aus der Partei und Politik ausgeschieden. Seitdem wurde es still um das Team Stronach. Vielleicht auch deshalb, weil einige Teamplayer die Seite gewechselt haben – wie zum Beispiel Franz, Vetter und Nachbaur, die sich der ÖVP zugewandt haben.
Vielleicht auch deshalb, weil man nicht genau weiß, wofür das Team Stronach überhaupt steht. Das Grundsatzprogramm wurde kurz vor der Nationalratswahl 2013 online gestellt und seitdem nicht überarbeitet. So strahlt noch immer der ausgeschiedene Namensgeber auf der Ausgabe vom Juli 2013.
“Neue Werte für Österreich” klingt vielversprechend, und Punkt 6 der Grundeinstellungsdeklaration macht Hoffnung auf frischen Wind – so heißt es:
Wir verpflichten uns zu einem Ehrenkodex, aufgebaut auf den Werten Wahrheit, Transparenz und Fairness. Wir akzeptieren nur politisch Verantwortliche in unseren Reihen, die unsere Werte und Prinzipien teilen.
Wir blättern weiter und finden unter den Themen als Punkt 19 „Zuwanderung und Asyl“ – immerhin eine ganze Seite. Grunlegend wird erläutert, man stehe für Zuwanderung, wenn wirtschaftliche Interessen bestehen, Asylverfahren beschleunigen, et cetera.
Und dann erweckten zwei Absätze unsere Aufmerksamkeit:
(wir haben die relevanten Stellen farblich markiert und die Seite beschnitten)
Die Textstellen lauten:
In
einer zivilisierten Gesellschaft darf niemand zum Sündenbock gestempelt werden.
Vor allem nicht in einer Debatte, die so emotional geführt wird, wie jene um
die Zuwanderung. Menschen gegeneinander auszuspielen ist gefährlich und
unverantwortlich. Das Hauptproblem liegt nämlich an ganz anderer Stelle: Denn das Hauptproblem
liegt im System.
sowie
Das
Team Stronach spricht sich entschieden gegen jede Form der Diskriminierung aus,
besonders auch hinsichtlich des Geschlechts, der religiösen Überzeugung, der
Herkunft und der sexuellen Orientierung. Gewalt und Hetze haben in unserer
Gesellschaft nichts verloren – wir stehen für eine Kultur des friedlichen und
wertschätzenden Miteinanders.
Vielleicht war Herr Lugar nicht bei der Grundsatzprogrammerstellung beteiligt – gelesen (und unterzeichnet?) haben sollte er sie schon. Und solche Ausrutscher fördern weder ein gutes, geregeltes Miteinander, noch eine soziale Harmonie. Oder will man im Sumpf der FPÖ neue Wählerstimmen angeln? Das Team Stronach ist auf jeden Fall nicht nur mehr bei den Berufskillern unten durch.