Donnerstag, 10. September 2015

FPÖ-Spitzenkandidat aus Oberösterreich teilt von Holocaustleugner-Blog

Pregarten ist eine Stadtgemeinde im Mühlviertel/OÖ mit etwa 5.000 Einwohnern. Den Gemeinderat stellen im Moment 18 Mitglieder der ÖVP, die auch den Bürgermeister stellt, 12 Mitglieder der SPÖ und 2 Mitglieder der Grünen, keine Freiheitlichen. Das könnte sich bei der am 27. September stattfindenden Gemeinderatswahl ändern, zumindest wenn es nach dem jungen Spitzenkandidaten der FPÖ Pregarten Michael Prückl geht.

In der geschlossenen Gruppe “ISLAM GEHÖRT NICHT ZU ÖSTERREICH ( EUROPA )” sind wir auf folgendes Posting von Prückl gestoßen:

Quelle: Screenshot © Facebook Inc.

Derlei Verschwörungstheorien werden ja im Moment auf den rechten Seiten in Österreich und Deutschland mit Vorliebe verbreitet. Interessant ist aber die Quelle, von der Prückl teilt. Über den Blog von Gerhard Schneider hatte das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) im März dieses Jahres Folgendes zu berichten:

“Auf der Homepage von Gerhard Schneider, der sich als "holistischer Therapeut, berührend, nachhaltig arbeitend mit außergewöhnlicher Beratung zur Gesunderhaltung" bezeichnet, finden sich mehrere antisemitische und verschwörungstheoretische Hetzartikel. Mit der Wiedergabe der geschichtsfälschenden Ausführungen des französischen Holocaustleugners Robert Faurisson hat sich der im oberösterreichischen Oberwang wirkende Schneider darüber hinaus mutmaßlich der Leugnung von NS-Verbrechen schuldig gemacht. (Es gilt jedoch die Unschuldsvermutung.) Unter dem Titel "Kein einziger Jude ist durch Zyklon B oder die Gaskammer umgekommen!" findet sich auf Schneiders Homepage etwa ein Gespräch, das der französische "Revisionist" mit Gleichgesinnten 2006 in Teheran geführt hat. Auch Faurissons Rede bei der Teheraner Holocaustleugner-Konferenz wurde von Schneider verlinkt.
Das DÖW hat den Sachverhalt den zuständigen Behörden mit der Bitte um Überprüfung der strafrechtlichen Relevanz übermittelt.”

Kann es Zufall sein, dass Prückl vom Blog eines Holocaustleugners teilt? Grund genug, sich mit diesem Funktionär der FPÖ näher auseinanderzusetzen.

Prückl ist ein sehr umtriebiger Facebook-User, der auf seinem Profil im Durchschnitt jeden Tag mehrere Postings veröffentlicht. Darunter findet sich neben den üblichen “lustigen Videos und Fotos” Werbung für die FPÖ, aber auch viel antiislamisches Propagandamaterial. Dinge, die man fast bei allen FPÖ-Funktionären auf der Timeline findet.

Im April dieses Jahres teilte Prückl ein Foto der muslimischen SPÖ-Politikerin Gülsüm Namaldi, die pikanterweise Germanistik in Wien studiert. Ihre Forderung nach verpflichtendem muttersprachlichem Unterricht für SchülerInnen mit nichtdeutscher Muttersprache wird auf folgende, den Sinn entstellende Weise dargestellt:

Quelle: Screenshot © Facebook Inc.

Das fordert natürlich auf FPÖ-nahen Seiten übliche Reaktionen heraus.

Quelle: Screenshot © Facebook Inc.

Diese beiden Kommentare gefallen Herrn Prückl offensichtlich:

Quelle: Screenshot © Facebook Inc.
Quelle: Screenshot © Facebook Inc.

Im gleichen Thread zeigt Prückl auch gleich in zwei eigenen Kommentaren, wie differenziert er in Bezug auf Migranten denkt und wie sehr er den Sinn von Demokratie verinnerlicht hat:

Quelle: Screenshot © Facebook Inc.

(N.B.: Ob in Pregarten ein Schafzuchtbetrieb existiert, entzieht sich unserer Kenntnis)

Als im August Mitglieder der gewalttätigen ungarischen Neonaziorganisation “Blood and Honor” an diverse Hitler-Erinnerungsstätten, unter anderem auch in Hitlers Geburtsstadt Braunau pilgern wollte, teilte Prückl eine Zeitungsmeldung...

Quelle: Screenshot © Facebook Inc.

...und kommentierte sie folgendermaßen:

Quelle: Screenshot © Facebook Inc.

Hier schließt sich der Kreis zum Teilen von Holocaustleugnern: Offenbar hat Herr Prückl diesbezüglich keinerlei Berührungsängste.

Wir fragen uns: Ist ein Jungpolitiker, der an Holocaustleugnern und Neonazis nichts Anstößiges findet, aber andere Parteien “abschafen” will, wirklich geeignet als Bürgermeisterkandidat?
 

Update: Am 11. September erschien auf meinbezirk.at ein Artikel über den Fall.
Am 14. September kam dazu noch eine skurrile Ergänzung:


Quelle: Screenshot © www.meinbezirk.at

Wir ersparen unseren LeserInnen die Aufzählung der Fälle, in denen FPÖ-PolitikerInnen zu ihrer Verteidigung angaben, ihr Profil wäre gehackt worden. Warum diese Fälle aber gehäuft und ausschließlich FPÖ-Mitglieder betreffen und nie Mitglieder anderer Parteien... ja, das würden wir auch gerne wissen.