Gastkommentar von Manfred Walter, Pressesprecher von Heimat ohne Hass
Das Kapitel, in dem erklärt wird, warum es zu einem blöden Irrtum kommen konnte, der dem Sprecher – also mir – einen Tag und eine Nacht Kopfzerbrechen und schlechten Schlaf bescherte, in dem sich schließlich aber überraschend alles zum Besten wendete.
(VORSICHT, DER KONSUM DIESES ARTIKELS KANN BEI DEN LESERiNNEN HEFTIGE ANFÄLLE VON „WTF?“ UND DAS UNSTILLBARE VERLANGEN NACH „KOPFTISCH“ AUSLÖSEN)
Kennt man ja, wichtige und allerwichtigste Telefonate erreichen einen immer wenn man gerade in der Badewanne ist, oder mit was anderem beschäftigt oder schon längst woanders sein sollte. So geschehen am Freitag um 14:00 Uhr. Ich gerade die Nase bei der Tür daheim reingestreckt, sollte aber schon wieder weg sein, Telefon läutet. Ein Redakteur vom Kurier, wie das denn jetzt so sei mit dieser Minarett Seite. Ich kurz erschrocken, weil gedanklich gerade nicht bei der Sache. Gewissen erforschen, Reue erwecken – STOP – das war ja was anderes, also nochmal, Gedächtnis erforschen, Fakten sortieren.
Im Brustton der Überzeugung lege ich dar, was meine Erforschung und Sortierung ergeben hat. Absolut überzeugt. Und, statt dann noch schnell den Computer einzuschalten und sicherheitshalber nochmal nachzulesen, schnell weg, weil: ich sollte ja schon längst woanders sein.
Am Abend ruft mich die Redaktion nochmal an, hab ich mir ausbedungen, will wenn schon nicht lesen, zumindest hören was da am nächsten Tag in Druck geht. Und noch immer fällt mir der Fehler nicht auf.
Samstag dann, zwischen Friedhof und Familie schaut der Sprecher schnell mal in sein Smartphone, wie denn der Artikel so ankommt, schaut mal was die FreundInnen so schreiben. Und das erste was ihm da ins Auge sticht, der schlichte und simple Satz „Warum wurde Manfred falsch zitiert?“ Ahnungslos frage ich nach, wo denn und wie denn. Die Stunden bis ich dann endlich daheim war, und mich selbst von dem Fauxpas (Fobar für unsere KlientInnen) überzeugen konnte, waren zwar an Zahl wenige aber doch sehr endlos. Und dann bin ich vorm Rechner gesessen, hab ins Dossier geschaut, ungläubig geschaut, sehr ungläubig. Die Ausdrücke die mir da durch den Kopf gegangen sind, sind leider nicht druckreif.
Und dann unglaubliche 24 Stunden in den ich hin- und herdachte: “WIE kommen wir da raus?“ Bis mich Sonntagabend die Kurier Redaktion wiederum kontaktierte. „Herr Walter, wir haben ein Problem“, ich kleinlaut: “Ich weiß“
Im Laufe des Gespräches jedoch, kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Mein Fehler war, und ich denke ich habe die LeserInnen jetzt lange genug auf die Folter gespannt, mein Fehler war, dass ich die Anweisungen die Robert F. den Administratoren der Minarette Seite gab, verdreht hatte. F. hatte gefordert, dass Aufrufe zu Massentötungen an MuslimInnen zu löschen, beziehungsweise auszublenden seien, ich habe das umgekehrt im Gedächtnis gehabt. Seis wies sei, der Unterschied ist ein quantitativer kein qualitativer. Der Knaller, das Unglaubliche ist, dass F. in seiner Beschwerde beim Kurier nicht bestritt Anweisungen in dieser Richtung gegeben zu haben, sondern nur, dass diese verkehrt wiedergegeben wurden. Statt dem üblichen „alles Blödsinn“ war diesmal die Aussage „mein Blödsinn wurde falsch wiedergegeben“.
Herr F. lässt somit den Schluss zu, dass er Aufrufe zu Gewaltverbrechen nicht nur provoziert und erwartet hat, auf seiner ihm eigenen „Minarettseite“, sondern, dass er diese auch vermutlich gutgeheißen hat.