Sonntag, 10. August 2014

Die böse Saat geht auf

Der Wiener Klubobmann der FPÖ, Johann Gudenus, ist ja fast schon berühmt für seine rechtspopulistischen Postings auf seiner Facebook-Seite. Selbstverständlich hatten auch wir schon in vielen unserer Artikel das zweifelhafte Vergnügen, über seine literarischen Ergüsse zu berichten, wie etwa als besonders hartnäckiges Beispiel die erfundene Geschichte des Nikolos, der angeblich unter Begleitschutz aus einer Veranstaltung gebracht werden musste, weil ihm “islamistische MitbürgerInnen Prügel angedroht” hätten. Selbst als die Geschichte längst widerlegt worden war, weigerte Gudenus sich, das Posting von seiner Seite zu nehmen und entfachte damit ein regelrechtes Lauffeuer islamfeindlicher Hasspostings.

Im Vergleich zu anderen PolitikerInnen ist Gudenus’ Facebookseite eher spärlich bestückt. Aber wenn es Neuigkeiten gibt, geht es darin sehr oft gegen AusländerInnen oder fremde Religionen. Kritische Personen werden häufig gesperrt und extreme Hasspostings ebenso häufig “übersehen”. Die LeserInnen der Seite nehmen den Populismus begeistert auf, und so reicht über die Jahre hinweg mittlerweile schon eine schlichte Bemerkung über einem Zeitungsartikel als Posting, um den Anhängern und Anhängerinnen reihenweise Hassbeiträge zu entlocken.

So geschehen z.B. auch am 6. August 2014. An diesem Tag brachte Gudenus nur zwei Postings. Den Auftakt macht der Zeitungsausschnitt eines Artikels, wonach ein Österreicher angeblich Kappen und T-Shirts mit terroristischen Motiven verkaufen soll. Gudenus spricht von “Bombengeschäft”:

Screenshot / (C) Facebook Inc.


Wir von "Heimat ohne Hass" wollen an dieser Stelle ein- für allemal klarstellen, dass wir selbstverständlich jegliche Form von Terrorismus oder Sympathie für terroristische Organisationen auf das Schärfste verurteilen. Dennoch ist es auch genauso selbstverständlich, dass selbst unter den tschetschenischen MigrantInnen (solche stehen im Verdacht des Artikels) der Großteil nicht mit dem Islamischen Staat (IS) sympathisieren und schon gar nicht eine ganze Religionsgemeinschaft pauschal verurteilt und beschuldigt werden kann und darf.

Dennoch findet sich schon bald nach dem Posting folgender Kommentar, in dem behauptet wird: “alle Muslime sind Terroristen” und er “weiß 100% wie sie denken”.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Danach der auf FPÖ-nahen Seiten immer häufiger (wenn auch in diesem Falle sarkastisch verpackt) anzutreffende Code “88”. Dieser steht für den 8. Buchstaben des Alphabets (zweimal also HH) und dient in der Neonazi-Szene als Abkürzung für den Gruß “Heil Hitler”, der in Österreich verboten ist.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Ein weiterer User verpackt seine Gesinnung nicht so geschickt und schreibt, was er sich denkt:

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Und an weiterer Stelle wieder eine Verallgemeinerung und Herabwürdigung:

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Wie schon beschrieben befanden sich diese Kommentare (bzw. befinden sich noch immer) unter einem einzigen Posting von Johann Gudenus an diesem Tag. Wer der Meinung ist, das reiche selbst für Johann Gudenus, um seine Anhängerschaft anzuheizen, der irrt. Es folgt ein Artikel der Krone, wonach syrische Flüchtlinge einen ebenfalls um Asyl ansuchenden Landsmann als Al-Kaida-Kämpfer entlarvt hätten und den Mann lynchen wollten.

Screenshot / (C) Facebook Inc.


Darunter die Kommentare der “friedliebenden” Anhängerschaft, die es gerne hätte, wenn “dieses Pack [die Möglichkeit hätte,] sich so schnell als möglich selbst abzustechen”.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

. . . oder mit der Idee kommen, für einen “Zug” (mutmaßlich in Anlehnung an die Deportationszüge während des Holocaust) zusammen zu legen.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Man kann sich vorstellen, welche Person mit dem folgenden Kommentar gemeint ist. Im Posting darunter wird behauptet “alle Muslime sind Terroristen”

Screenshot / (C) Facebook Inc.






Danach - wie fast schon üblich bei solchen Gelegenheiten - die Aufregung darüber, dass Sympathien für “eh scho wissen” in Österreich unter Strafe stehen. . .

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. . . und so vergleicht man, wie man es in den Comics der FPÖ-Wahlwerbung gelernt hat, AusländerInnen und AsylwerberInnen mit Ratten.

Screenshot / (C) Facebook Inc.



Besonders interessant ist aber, dass der folgende Kommentar auf der Seite von Johann Gudenus stehen gelassen wird, wo doch Gudenus öffentlich immer vorgibt, niemals alle in einen Topf zu werfen und seine drohenden Aussagen wie “Knüppel aus dem Sack” ausschließlich für kriminelle AusländerInnen und Religionsgemeinschaften gelten und niemals verallgemeinert würden.

Dort behauptet man nämlich nicht nur, dass alle Muslime Terroristen wären, wie schon weiter oben gesehen, sondern man geht sogar so weit, zu fordern: ”Jeder Muslim muss aufgefordert werden zu konvertieren oder er muss ausgewiesen werden. Der Islam ist ein Krebsgeschwür in allen freiheitlichen Gesellschaften mit dem Ziel diese zu zerstören”. Diese Aussagen ähneln in erschreckender Weise dem Manifest von Anders Breivik, dem Attentäter von Oslo.

Screenshot / (C) Facebook Inc.









Um wiedereinmal zu demonstrieren, dass Johann Gudenus durchaus seine Facebook-Seite häufig im Blick hat und scheinbar nicht nur aus Zeitmangel die oben stehenden Kommentare “übersieht”, sehen wir uns ein weiteres Posting vom 31. Juli 2014 an, in dem der Wiener Klubobmann in gewohnter Weise vor den AsylwerberInnen warnt und “Armut, Kriminalität und sogar Krankheiten” über Österreich hereinbrechen sieht (natürlich ohne verallgemeinern zu wollen):

Screenshot / (C) Facebook Inc.


Dieses populistische Posting erntete nämlich neben den zu erwartenden zustimmenden Kommentaren. . .

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

. . .auch harsche Kritik, zum Teil sogar aus den eigenen Reihen:

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Screenshot / (C) Facebook Inc.
















Und bei kritischen Kommentaren ist Herr Gudenus, ganz im Gegenteil zu rechtsradikalen Postings auf seiner Seite, sogar um 00:20 noch bereit zu reagieren und die insgesamt 4 (!) kritischen Kommentare als “shitstorm der linken Kampfposter” abzutun:


Screenshot / (C) Facebook Inc.




Was kann man also daraus schließen:
  • Es ist davon auszugehen, dass Johann Gudenus mutmaßlich strafrechtlich relevante Hasspostings auf seiner Seite bewusst wahrnimmt und trotzdem nicht reagiert.
  • Die erschreckenden Verallgemeinerungen, Forderungen und Gewaltaufrufe gegen ganze Religionsgemeinschaften sind möglicherweise nur das Produkt einer jahrelangen Hetze.

Abschließend möchten wir Sie, Herr Johann Gudenus, bitten, sich noch einmal das folgende Posting anzusehen und darüber nachzudenken, wie weit möglicherweise eine Radikalisierung unter Ihren Anhängern und Anhängerinnen in Österreich schon fortgeschritten ist und ob es das wirklich ist, was Sie unter Ihrer politischen und menschlichen Verantwortung anstreben?

Screenshot / (C) Facebook Inc.