Freitag, 3. Januar 2014

Die nächste Aufdeckung: SOS Österreich


Screenshot / (C) Facebook Inc

Die Facebook-Seite “SOS Österreich” (Link) postete am 23. Dezember 2013 einen Artikel, in dem behauptet wird, Menschen türkischer Herkunft dürften in Österreich Kinder vergewaltigen. Die Behauptung wurde in der Vergangenheit mehrfach widerlegt:



Quelle: Facebook Seite von SOS Österreich, mittlerweile gelöscht.

Ursprünglich stammt das verbreitete Gerücht aus deutschen Neonazi-Kreisen und wurde vom “KOPP” Verlag publiziert.

Artikel auf INHR.net:
Unrechtsrepublik Österreich: Türken dürfen Kinder vergewaltigen
Weil der sexuelle Missbrauch von Kindern bei Türken eine lange »kulturelle Tradition« hat, läuft ein türkischer Kinderschänder in Österreich frei herum - kein Haftgrund. Nach Deutschland billigt damit jetzt auch Österreich Kindesvergewaltigungen in orientalischen Migrantenfamilien.

Als wir im Mai 2011 an dieser Stelle über ein Urteil des Landgerichts Osnabrück berichteten, wonach Kindesvergewaltigung durch Türken in Deutschland nicht mit Haft bestraft werden darf, weil KIndesvergewalrtigung eine lange »Tradition« im islamischen Kulturkreis habe, waren viele Leser entsetzt.

In Deutschland können sich orientalische Kindesvergewaltiger seither auf das Urteil des LG Osnabrück berufen< und müssen nicht einmal Sozialstunden ableisten, wenn sie sich bei ihrem Verbrechen auf eine »muslimische Tradition« berufen. Die Richter des Osnabrücker Landgerichts mussten über eine muslimische Familie urteilen, die es vollkommen in Ordnung fand, dass eine Elfjährige vergewaltigt wurde. Im islamischen Kulturkreis sei das halt so Tradition, bekundete die Familie vor Gericht. Sie wusste, dass es in Deutschland andere Sitten und Gesetze gegen Kindesvergewaltigungen gibt. Aber das störte die muslimische Familie nicht.

Und nun gibt es eine ähnliche Entscheidung auch in Österreich: Im niederösterreichischen Bruck waren einer Supermarkt-Verkäuferin beim Eintüten zufällig Fotos aus dem Umschlag gefallen, die eindeutig zeigten, wie ein Türke ein Kind missbrauchte. Sofort ging sie zur Polizei. Und die Staatsanwaltschaft ermittelte. Doch der Türke wurde nicht verhaftet. Begründung: Das vergewaltigte Kind ist der eigene Sohn des Türken. Und es handele sich bei der Kindesvergewaltigung um eine »jahrelange Familientradition«. Das Kind habe sich nicht gewehrt, weil es die Gefühle seines Vaters nicht verletzen wollte. Also ist doch alles in Ordnung, oder?

Wenn sich zugewanderte Orientalen also künftig in Deutschland oder Österreich bei der Vergewaltigung von Kindern auf ihre »Tradition« berufen, dann müssen sie keine Haftstrafe fürchten. Es gibt allerdings noch eine weitere beliebte Ausrede für Türken, damit sie bei Kindesvergewaltigungen im deutschsprachigen Raum nicht bestraft werden, ein Beispiel: Der Kölner Türke Erkan S. (35) hat hinter einem Supermarkt in Engelskirchen ein acht Jahre altes Kind vergewaltigt. Weil Türke Erkan S. aber nur einen Intelligenzquotienten von 40 (!) hat, ließ ihn das Kölner Landgericht ohne Gefängnisstrafe frei, während das Opfer weiter unter Albträumen leidet. »Die Unterbringung in der JVA würde seine soziale Existenz völlig vernichten«, so der Richter über den türkischen Täter. Erkan S. ist halt schwachsinnig. Auf solche Mitbürger müssen wir jetzt Rücksicht nehmen. Wir geben unsere eigenen Normen und Werte zugunsten von Schwachsinnigen auf, oder würden wir einen deutschen oder österreichischen Kinderschänder mit einem IQ von 40 etwa auch frei herumlaufen lassen, um seine »soziale Existenz« nicht zu vernichten?

KOPP | Udo Ulfkotte

Die ursprünglich in Deutschland kolportierte Geschichte wurde einfach für Österreich umgemodelt. Bei Rechtsextremen spielt das jedoch keine Rolle, da die Artikel selbst meist nicht bzw. nicht vollständig gelesen werden oder gar deren Inhalt überprüft wird, sondern nur die Überschriften wahrgenommen werden.

Die Seite Kopp.online und der Autor des Artikels, Udo Ulfkotte, der 2011 von einem „Fäkalien-Dschihad“ fantasierte, werden auf dem auf rechte VerschwörungstheoretikerInnen und EsoterikerInnen spezialisierten Info-Portal psiram beschrieben.

Laut Wikipedia ist der Kopp-Verlag selbst auf Folgendes spezialisiert: “Verlegt werden unter anderem Bücher zu Themen der Prä-Astronautik, der Ufologie, des Erfundenen Mittelalters, des Kreationismus, der Astrologie, der Geomantie sowie der Germanischen Mythologie, des Islamismus, der Freiwirtschaftslehre und „Enthüllungen“ wie zu sogenannten „linken Lebenslügen“.”

Bleibt die „Quelle“ inhr.net: INHR soll für “International Network of Human Rights” stehen – es gibt tatsächlich einen Eintrag im Vereinsregister, der Wolfsberg in Kärnten als Sitz dieses weltumspannenden Netzwerks ausweist. Der Vorsitzende des Vereins, der auch die Homepage inhr.com betreibt, ist 2011 selbst höchstgerichtlich wegen des Verbrechens des sexuellen Missbrauchs von Unmündigen und des Vergehens des Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses für schuldig befunden worden.

Ein verurteilter Sexualstraftäter bzw. dessen Verein als “Quelle” für Hetze gegen Türken, die angeblich (ihre) Kinder vergewaltigen dürfen? Das ist ein starkes Stück!

Der Vereinsvorsitzende ist übrigens noch in einem anderen Zusammenhang auffällig geworden: Der Scientology-Aussteiger Wilfried Handl berichtet auf seinem Blog über die Herkunft eines „Gutachtens“, das im Auftrag von Scientology angefertigt wurde und landet dabei bei dem verurteilten Vereinsvorsitzenden…


Die Seite “Stoppt Die Rechten” schreibt zu dem in dem Artikel von INHR/Kopp/Ulfkotte erwähnten Missbrauchsfall:

  • Der Vorfall ereignete sich vor Jahren.
  • Der hetzerische Vorwurf in allen Beiträgen bezieht sich nicht auf ein Urteil, sondern auf die ursprüngliche Entscheidung der Staatsanwaltschaft Ende August 2011, den Verdächtigen auf freiem Fuß anzuzeigen (diese Entscheidung wurde wenige Tage später revidiert).
  • Die Vorwürfe in den Beiträgen der FPÖ Lichtenwörth, Gmünd, Heidenreichstein sowie der genannten Quellen beziehen sich auf die „Unrechtsrepublik Österreich“, in der Türken erlaubt werde, ihre Kinder zu vergewaltigen.

Mit dem Posting ist der Tatbestand § 283 StGB (Verhetzung) erfüllt - “Heimat ohne Hass” wird aus diesem Grund eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft einbringen - gegen die ausgekundschafteten Administratoren der Facebook-Seite.


Was ist die Strategie derartiger Postings?

Besonders im Umfeld von Rechtsextremen tauchen derartige Postings immer wieder auf, um die Meinungen über MuslimInnen oder andere Bevölkerungsgruppen negativ zu beeinflussen. Es werden reißerische Überschriften gewählt - und Artikel ohne Angabe von Quellen veröffentlicht. Da es scheinbar keine Opfer gibt - es wird ja niemand persönlich “angepatzt” - verbleiben diese Inhalte im Netz und werden immer wieder “aufgewärmt”. Geködert werden damit auch Personen, die für rechtes Gedankengut empfänglich sind - diese Artikel werden auch als “Argument” für rassistische und menschenverachtende “Meinungen” präsentiert.

Wenn Seiten mit großen Reichweiten wie SOS Österreich diese Dinge weiter teilen, halten sie das Thema oftmals über Monate oder gar Jahre am Köcheln. Irgendwann findet sich jemand, der die Behauptungen nochmals verschärft und erneut postet.

Ein interessanter Aspekt ist: Wenn man sich auf die Suche nach den Ursprüngen derartiger Inhalte macht, dreht man sich nicht allzuselten im Kreis - im aktuellen Fall etwa: Man findet eine Quellenangabe zum Kopp-Verlag, der wiederum auf einen weiteren Blog verweist, dieser wiederum bezieht sich auf INHR. Scheinbar werden die “Quellen” so “glaubwürdig”, sichern sich jedoch meist nur gegenseitig ab - wer überprüft schon eine größere Anzahl von Artikeln, um auf die ursprüngliche Quelle zu stoßen? Die Rechtsextremen meist nicht.


Betrieben wird die Seite “SOS Österreich”, die nur so vor Werbung für die FPÖ strotzt, mutmaßlich von keinen Unbekannten:

Odo Döschl:
Stellvertretender Schriftführer FPÖ Schwechat
Ist auch in der Skandal-Facebook-Gruppe aktiv gewesen, welche im Sommer 2013 von Heimat ohne Hass aufgedeckt wurde.

Walter Gall:
Stellvertretender Schriftührer FPÖ Wr. Neustadt (Dort ist auch Andrea Kellner Rechnungsprüferin. Andrea Kellner ist die Administratorin der Facebook-Gruppe “Wir stehen zur FPÖ!”, die im Sommer 2013 von Heimat ohne Hass aufgedeckt wurde.)

FPÖ Ortsparteiobmann Theresienfeld
http://www.news.at/a/facebook-fpoe-seltsame-freunde

Dan Weber:
Betreiber des Blogs SOS-Österreich/SOS Heimat http://sosheimat.wordpress.com/
Die wahre Identität des Benutzers “Dan Weber” konnte bis dato noch nicht geklärt werden. Heimat ohne Hass hat jedoch eine Spur nach Niederösterreich.



Wie konnten diese Personen recherchiert werden?

Wir haben über Monate hinweg die Postings mehrerer Personen aus deren Umfeld analysiert und auf Ähnlichkeiten verglichen. So konnten wir den Kreis der Verdächtigen auf wenige Personen einschränken.


Zur Facebook-Seite “SOS Österreich”:
Diese ist die Facebook-Seite des Internet-Blogs SOS - Österreich (sosheimat.wordpress.com): Gepostet wird dort hauptsächlich FPÖ-Propaganda, im Gegensatz zum Blog selbst. Auf dem Blog wird zusätzlich zur Propaganda massiv Stimmung gegen MuslimInnen gemacht. Außerdem wird auf die Seite “Moschee Ade” verlinkt sowie zu rechtsextremen Blogs wie zukunftskinder.org oder Indexexpurgatorius's Blog.

Die Facebook-Seite selbst war schon Anlass für so manchen Medienbericht:
Die Facebook-Seite und der Blog sind eine Quelle für MARTIN GRAFS “Aufdeckungs-Website” unzensuriert.at, es wird dort in hohem Ausmaß aus SOS Österreich zitiert:
Für alle aufgelisteten Personen gilt die Unschuldsvermutung.

Richtigstellung zum Profil-Artikel: 
Die Internet-Initiative wurde nicht von Uwe Sailer gegründet, sondern er ist einer der Mitglieder.