Samstag, 3. Oktober 2015

Strache und die Wahrheit - Eine Analyse

Für jemanden, der gerne staatsmännisch auftritt, hat Herr Strache verdächtig wenige Skrupel, das Wort “Lügenpresse” (der Begriff wurde vor allem durch die Nationalsozialisten geprägt) im Kontext heimischer Medien (FPÖ-nahe Medien sind davon natürlich nicht betroffen, welch ein herrlicher Zufall) zu verwenden.
Hat Herr Strache etwa eine seltsame Hassliebe zur Wahrheit?

Quelle: Screenshot © Facebook Inc.


Quelle: Screenshot © Facebook Inc.


Quelle: Screenshot © Facebook Inc.

Wir wollen uns hier lediglich zwei spezifische Fälle genauer ansehen, eine umfangreiche Zusammenstellung von Straches Frontalkollisionen mit der Wahrheit kann hier gefunden werden:
https://medium.com/@fpoeticker/die-gesammelten-l%C3%BCgen-des-heinz-christan-strache-8ed54e4c388c

Anfang dieses Jahres hatten wir bereits darüber berichtet, wie Herr Strache es so mit der Recherche zu den gängigen Facebook-Hassmärchen hat: http://www.heimatohnehass.com/2015/02/der-mit-dem-schmah-pflanzt.html

Trotz hinreichend bekannter Widerlegung, durch die städtischen Kindergärten (MA 10) und die niederösterreichische Landesregierung, werden jedes Jahr auf ein Neues von der FPÖ, mit Schützenhilfe der “Kronen Zeitung”, Horrorgeschichten, in Insiderkreisen nur noch liebevoll “die Nikololüge” genannt, aus Wiener bzw. niederösterreichischen Kindergärten präsentiert, in denen man angeblich den Kindern das Feiern des Festes verbieten würde (stets auf Bestreben “muslimischer Eltern” erzwungen, no na).

2014 wurde die Facebook-Seite “Ich bin für den Nikolo” vom FPÖ Nationalrat Christian Höbart gegründet, die zum Zeitpunkt dieses Artikels sagenhafte 33.000 Likes besitzt, und von praktisch allen namhaften freiheitlichen Funktionären verbreitet. Diese Geschichte hat einen so unglaublichen Bart, dass man schon im Jahr 2006 (!) ob dieser Behauptungen nur die Stirn runzeln konnte. Im Jahr 2008 war sie bereits ein unumgänglicher jährlicher Schwerpunkt. Auch wir haben uns dieser Geschichte bereits ausgiebig gewidmet.


Aber wenn wir nach 9 Jahren Kampagnen zu diesem Thema etwas daraus gelernt haben, dann ist es, dass die Fakten für die Meinungsbildung der freiheitlichen Klientel nicht relevant sind. Die Nikololüge ist ein klassisches Beispiel für sogenanntes “fear mongering”.

Quellen:
http://www.heimatohnehass.com/2013/12/das-nikoloverbot-ist-eine-erfindung-der.html
http://www.heimatohnehass.com/2014/09/das-wundersame-wirken-des-mannes-aus.html
http://www.news.at/a/aus-gruenden-hausverbot-nikolo-kindergaerten-wiens-157783

http://derstandard.at/3123453/Alle-Jahre-wieder-FPOe-Sorge-um-Nikolo

http://www.heute.at/news/oesterreich/noe/Kein-Nikolo-Verbot-im-Kindergarten;art932,167788


Ende September teilte Strache ein weiteres Hassmärchen, präsentiert als “Fundstück eines Bürgers”.
Mehrere BürgerInnen und Initiativen hatten kurzerhand bei den Supermarktketten Hofer und Billa nachgefragt. Beide dementierten umgehend.

Quelle: mit freundlicher Genehmigung von “Blutgruppe HC Negativ”

Jeder halbwegs anständige Mensch würde zu diesem Zeitpunkt denken: “Gut, die Geschichte hat keine Glaubwürdigkeit mehr. Widerrufen. Fehler passieren jedem.” Zu diesem Zeitpunkt hatte sogar schon die Polizei dementiert, dass es in den letzten Monaten dort zu einem Einsatz gekommen sei.

Nicht so Herr Strache. Ganze zwei Tage nach einer Reihe von Dementis der Konzerne, die Herr Strache wohl doch gelesen hat, nachdem das Posting wortlos verschwand, erneuerte er seine Behauptung und bezichtigte damit wohl in logischer Konsequenz öffentlich zwei Großkonzerne und die Polizei der Lüge. Für dieses angeblich höllische Ereignis wurde, außer dem “Fundstück” selbst, keine Art von Beweis präsentiert.

Quelle: Screenshot © Facebook Inc.

Da fragt man sich: warum? Warum verbreitet jemand eigentlich solche Sachen? Warum behauptet er wieder und wieder, als einziger die einzig wahre Wahrheit zu kennen (Stichwort Lügenpresse)?
Die Antwort ist einfach: zum Zeitpunkt der Löschung des “Berichts” wurde dieser über 5000 mal geteilt. Er hat ganz offensichtlich einen Nerv getroffen, und das war seine volle Absicht.


Die Message ist eindeutig. Das Volk wird in Panik versetzt. Würde irgendjemand von diesen Leuten auch eine Richtigstellung lesen? Nein. Wo denn auch, solange Herr Strache sie nicht selbst veröffentlicht? In der Lügenpresse vielleicht?


Das Ziel wurde erreicht. Die Wahrheit ist somit eine Randnotiz in der Geschichte.