Pegida gibt vor, eine “Bewegung besorgter Bürger gegen die Islamisierung Europas” zu sein. De facto handelt es sich aber im wesentlichen um einen Zusammenschluss verschiedenster Interessensgruppen und Organisationen. Auf der einen Seite haben wir aus rechtsradikalen “Bürgerrechtsbewegungen” entstammenden Demonstranten, auf der anderen Seite bereits etablierte Gruppierungen wie die NPD und die AfD in Deutschland, die FPÖ in Österreich, die Identitäre Bewegung, und natürlich mittendrin ein Sammelsurium aus Hetze, eigenartig aufbereiteten Medienberichten - und eine mediale Berichterstattung, auf die so gut wie jeder aufspringt. Waren es vor wenigen Monaten die “Hooligans gegen Salafisten”, die in Hamburg eine Großdemo aufzogen, so ist es nun die Welle von “Pediga” - “Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes”.
Wir haben uns in diesem Artikel die Seite “Pegida Tirol” mal etwas genauer angesehen.
Am 27.12.2014 wurde von diversen Rechtsradikalen das Foto einer Dänin verbreitet, die durch mehrere Personen schwer zugerichtet wurde. Da gibt es (auch wenn die Quelle denkbar dubios ist) natürlich nichts zu beschönigen - die Kommentare darunter fallen allerdings in Österreich selbst unter das Strafgesetz.
Da wurde z.B. gefordert, die Täter in die “Kammer” zu schicken. Welche Kammer dabei gemeint ist, kann man sich denken. Die Wirtschaftskammer wird es wahrscheinlich eher nicht sein.
Screenshot / (C) Facebook Inc.
Auch dürfen die einschlägigen Aufforderungen zur Selbstjustiz natürlich nicht fehlen.
Screenshot / (C) Facebook Inc.
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In einem anderen Posting wurde ein Artikel der Zeitschrift “Focus” geteilt, in dem der umstrittene Berliner Oberstaatsanwalt Hausmann interviewt wurde. In diesem Artikel wird zwar gelegentlich differenziert, allerdings kann man trotzdem einen massiv ausländerfeindlichen Grundtenor herauslesen.
Auch dort können es die Fans von “Pegida Tirol” nicht lassen, auch gleich zum Genozid aufzurufen.
Screenshot / (C) Facebook Inc.
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In einem weiteren Posting wird ein Interview mit dem deutschen Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir geteilt und kommentiert. Wenn man sich den Artikel komplett durchliest, bekommt man auch einen relativ guten Einblick darüber, wie Pegida von deutschen Politikern gesehen wird [Link]
Interessanterweise hält sich immer noch hartnäckig das Gerücht, dass Grüne eine Ansammlung von Pädophilen sei. An dieser Stelle sollten wir darauf verweisen, dass auf dem PC der FPÖ Linz bei einer Hausdurchsuchung kinderpornografische Inhalte gefunden wurden. Das Verfahren wurde aber, nachdem die Fotos keiner einzelnen Person zugewiesen werden konnten, eingestellt. [Link]
Screenshot / (C) Facebook Inc.
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Wie wird Pegdia von der FPÖ beworben
Natürlich macht die FPÖ Werbung für die “Pegida”. Warum? Weil sich die Inhalte in einigen Bereichen decken und dadurch - so wird gehofft - zahlreiche neue Mitläufer gewonnen werden können..
Im SPIEGEL wurde das “Positionspapier” von “Pegida” übrigens recht gut analysiert. [Link]
Jedoch werden nicht nur Inhalte geteilt, sondern auch munter Seiteneinladungen versandt. So hat zum Beispiel Hildegard Schwaiger, FPÖ Landtagsabgeordnete in Tirol folgende Einladung versandt:
Wir haben bei ihr nachgefragt, allerdings hat Sie auch nach 3 Tagen nicht geantwortet:
Ob Sie somit auch mit den Inhalten der Seite konform geht - schließlich muss dafür, dass die Seite aktiv beworben wird ja manuell ein klick durchgeführt werden - bleibt als Frage im Raum stehen.
Was hat es mit Pegida so auf sich?
Was besonders spannend ist, ist die Tatsache, dass die Seite “Pegida Tirol” einen kleinen Überhang bei den deutschen Fans gegenüber den österreichischen Fans hat. Kein Wunder, die Seiten werden in rechtsradikalen Netzwerken aktiv beworben, und somit kommen auch die “Solidaritäts-Likes” auch aus diesem Land.
Das bedeutet, dass die eigentlichen österreichischen Unterstützer anstatt der 1.428 Likes eigentlich nur 376 Likes ausmachen. Wie viele Likes der Pegida Tirol davon noch auf andere Bundesländer fallen, lässt sich allerdings nicht wirklich eruieren.
Aber auch bei anderen Pegida-Seiten schaut es nicht anders aus. So zum Beispiel “Pegida Österreich”. Bei denen bleiben von den 6.223 Likes auch nur mehr 2.669 österreichische Likes übrig.
Wie wird das Thema von Pegida gepusht?
Nun noch ein skurriles Detail am Rande. Es gibt eine Seite “Patriotische Europäer für die Islamisierung des Abendlandes”. Diese wird nicht wie angenommen von Muslimen oder gar den “verhassten” Linken betrieben, sondern von Personen aus der rechten Reichshälfte Deutschlands. In der Freundesliste des Admins finden sich aber auch haufenweise Mitglieder der Identitären Bewegung wie Martin Sellner und unter den Likes auch so manch erstaunliche österreichische Möchtegern-Onlineplattform.
Es ergeben sich nun ein paar Fragen:
- Wenn Pegida nichts mit Rechtsradikalen zu tun haben möchte, sondern angeblich nur unser schönes Abendland vor der Islamisierung beschützen möchte - warum lassen sie dann Rechtsradikale munter Straftaten auf ihrer Seite begehen?
- Warum bewirbt die FPÖ eine Bewegung, deren “Führungspersonen” sie nicht kontrollieren oder steuern können? Das ist nämlich so lange hochriskant, so lange man nicht selbst dahinter steht und gegebenenfalls auch die Folgen mittragen kann.