Samstag, 4. Oktober 2014

Die Identitäre Bewegung - der neue kleine Bruder der FPÖ?

Über die “Identitäre Bewegung” und ihre möglichen Ziele und Hintergründe gibt es mittlerweile zahlreiche Veröffentlichungen in diversen Printmedien und im Verlagshandel. Definitiv hat die FPÖ bis zum aktuellen Zeitpunkt auf die Frage, ob und wie weit man sich mit der Identitären Bewegung auf gleicher Linie bewegt, immer abwehrend reagiert.

Zu heikel sind offenbar verschiedene Umstände der Identitären Österreich, wie etwa die Tatsache, dass z.B. der Leiter der Wiener Landesgruppe, Martin Sellner, in der Vergangenheit im Umfeld des momentan in Haft befindlichen Neonazis Gottfried Küssel auftrat. Auch FP-Chef Strache geriet schon viele Male in Erklärungsnot, was seine ebenfalls strittige Vergangenheit in diversen Wehrsportgruppen rund um Gottfried Küssel und die Teilnahme an verbotenen Neonazidemonstrationen betrifft, siehe auch den Bericht auf orf.at. Der inzwischen 25-jährige Sellner behauptet heute, mit dieser Ideologie gebrochen zu haben.

Unstrittig ist, dass etwa die Kundgebung der Identitären im Mai 2014 in mehreren europäischen Ländern auf eindeutig rechtsextremen Weblogs beworben wurde. Eine Tatsache, die IBÖ-Obmann Alexander Markovics unter Zugzwang brachte.

In Österreich sind Identitäre bisher zwar durch, gelinde gesagt, plakativen Aktionismus (man erinnere sich an die gestellte IS-Hinrichtung auf dem Wiener Stephansplatz vor einigen Wochen), aber nicht durch körperliche oder verbale Gewalt aufgefallen. Außerhalb Österreichs hingegen ”spielen” Identitäre jedoch ganz offen mit dem Thema Gewalt; darunter auch in jenen Ländern, mit denen die österreichische Gruppe vernetzt ist. So rufen deutsche Aktivisten in einem Video dazu auf, sich körperlich in Form zu bringen und zwar, „um den Kampf um unser ethnokulturelles Erbe" zu gewinnen und auch das „Schlachtfeld aus Eisen und Muskeln" letztendlich „siegreich zu verlassen". Von Frankreichs Identitären stammt ein YouTube-Video mit dem Titel: „Identitäre Kriegserklärung". In gespenstischer Manier sagen darin Jugendliche „Multikulturalismus" und „Islamisierung" den Kampf an.

Alle diese Tatsachen dürften der offiziellen FPÖ zu brisant sein, als dass sie offen zu einer Partnerschaft mit der Identitären Bewegung (IB) stehen würde. Dass aber hinter den Kulissen mehr als nur gegenseitige Sympathie zwischen den beiden Rechts-Gruppen herrschen dürfte, zeigt aktuell ein Beispiel auf der Facebookseite “Linksextremismus stoppen” - eine Seite, die vom jungen RFJ-Obmann aus Gänserndorf Markus Ripfl betrieben wird, der schon des Öfteren durch fragwürdige Aktionen am rechten Rand aufgefallen ist. 

Dabei échauffiert sich der Betreiber über einen Beitrag der “autonomen Antifa”, die aufgrund einer Aktion der Identitären in Wien mit dem plakativen Slogan “Fight Nazis” zum Widerstand aufruft. “Linksextremismus stoppen” geht dabei nur auf den Slogan ein und verteidigt die Identitären, indem auf der Seite von “jungen Patrioten” berichtet wird, die zwar “rechts aber keine Nazis” seien.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Ein User antwortet prompt mit der Behauptung, dass man bei der IB durchaus von “getarnten Nazis” sprechen könne . . .


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Als Beleg fügt der User ein Foto hinzu, das den Leiter der Wiener Landesgruppe, Martin Sellner, mit mehreren mutmaßlichen Neonazis rund um Gottfried Küssel beim Gang zu einer Gedenkfeier an einen gefallenen Nationalsozialisten zeigt:




































Screenshot / (C) Facebook Inc.

Nun würde man erwarten, dass der Betreiber der Seite verschiedene Argumente bereit hat, die man bei solchen Anschuldigungen bringen würde. Sellner selbst, wie auch Strache beispielsweise, betonten immer, dass diese Zeit lange her sei, man sich von solchen Gesinnungen gelöst hätte usw.

Stattdessen wird der Beitrag des Users samt Belegfoto kommentarlos gelöscht, wie der folgende Screenshot belegt. Genau über dem Kommentar des Users, der sich so sehr über “Gutmenschen” beschwert, stand vorhin noch der Kommentar mit dem Foto Sellners.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Nun stellt sich natürlich die Frage, weshalb sich ein RFJ-Obmann so sehr hinter die Identitäre Bewegung stellt, dass er dafür sogar manipulativ eingreift, indem er kritische Kommentare ohne jegliche weitere Möglichkeit zur Diskussion löscht, wo die FPÖ offiziell doch mit der Identitären Bewegung überhaupt nichts zu tun haben will.

Aber Markus Ripfl ist nicht der einzige Politiker aus FPÖ-Kreisen, der Sympathien für die Identitären offen zur Schau stellt. Nach und nach zeigen sich immer mehr Belege für gegenseitige Werbeaktionen, wie etwa der Facebook-Eintrag von Werner Königshofer.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Königshofer war in der Vergangenheit bereits Mitglied bei der NDP Österreich, die wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verboten wurde. Danach wurde er Mitglied bei der FPÖ und brachte es dort bis zum Nationalratsabgeordneten. Im März 2011 wurde bekannt, dass Königshofer die rechtsextremistische Internetplattform Alpen-Donau.info mit Materialien versorgte. Mitte 2011 wurde bekannt, dass Königshofer auf Facebook aktiv Freundschaften mit bekennenden Nationalsozialisten unterhielt und in Kommentaren dort die Terroranschläge in Norwegen mit der Fristenregelung aufrechnete. Am 28. Juli 2011 wurde Königshofer von der Parteiführung wegen „parteischädigenden Verhaltens“ aus der Partei und dem Parlamentsklub der FPÖ ausgeschlossen.

Der Ex-FPÖler ist politisch noch immer höchst aktiv und in der öffentlich einsehbaren Facebook-Gruppe “FPÖ” wird der Ruf laut, Königshofer einen Wiedereintritt in die FPÖ zu ermöglichen und Strategien dazu besprochen.

Selbstredend, dass Königshofer auch in der Facebook-Gruppe “FPÖ” fleißig Werbung für die IB macht:



































Screenshot / (C) Facebook Inc.

Aber auch viele weitere aktive FPÖ-Funktionäre zeigen immer wieder Interesse an der IB, wie z.B. GR Manfred Pühringer aus Linz...


Screenshot / (C) Facebook Inc.

… oder Heinz Wieser, Bezirksrat in Wien.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Werner Wassicek - Landesobmann des RFJ Burgenland - warb sogar per offizieller Ausschreibung für die Identitäre Bewegung:



Obwohl sich die IB anfangs von der FPÖ distanziert hat, spürt man mittlerweile eine stetig wachsende Zusammenarbeit. Den neuen Rechten, die sich hinter einer intellektuellen Fassade verbergen, wird der Weg bereitet, um die WählerInnen aufzufangen, denen die FPÖ zu populistisch vorgeht.
Freitag, 3. Oktober 2014

Giezingers Reaktionen und “flüchtige Freunde”

Vor einigen Tagen berichteten wir über die Facebookseite von Andreas Giezinger (FPÖ Pinzgau - Ortsgruppe Bruck an der Glocknerstraße), der zwischen “Ausländerfeind” und “Inländerfreund” differenziert und keineswegs von linkslinken Medien in die falsche Ecke gestellt werden will. Wir sind da natürlich absolut seiner Meinung und stellten in der Hoffnung auf Aufklärung einige “Ungereimtheiten” zur Diskussion.

Es dauerte nicht lange, bis sich ein User im ersten Kommentar zu Wort meldete, den man fast schon zum Inventar von Heimat ohne Hass zählen kann. Der User R. S. übt keine offizielle Funktion bei der FPÖ aus und ist damit keine Person öffentlichen Interesses, deswegen haben wir seinen Namen und Profilbild unkenntlich gemacht. Da er aber in diesem Artikel öfter vorkommt, haben wir seinen verpixelten Namen grün hinterlegt. 

Unser R.S. also genießt, wie auch Andreas Giezinger, eine gewisse Vorbild-Funktion für FPÖ-nahe Kreise, was einen gemäßigten und respektvollen Umgangston miteinander betrifft. Er ist auch auf HoH Stammgast und versucht regelmäßig, den aus FPÖ-Sicht “linkslinken” und völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Artikeln die Schärfe zu nehmen und relativiert diese gerne mit beschwichtigenden Kommentaren. Aber R. S. wird auch nicht müde zu betonen, dass rechtsradikale Gesinnungen und Deutsch-Nationalisten in der FPÖ nichts verloren haben und das halten wir ihm sehr zugute. Er hält zwar nach wie vor an der These fest, dass solche Gesinnungen kaum wahrnehmbare Randerscheinungen und Einzelfälle wären, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Bereits 15 Minuten nach Veröffentlichung unseres Giezinger-Artikels war unser Stammgast aus dem blauen Lager hilfsbereit zur Stelle und ging sofort auf das Titelbild des Artikels ein, indem Andreas Giezinger behauptete, dass Klappbetten des roten Kreuzes in einer Turnhalle in Eisenstadt viel zu luxuriös für Kriegsflüchtlinge seien, da sich “Einheimische” solche “Verpflegungen” und “Wohnmöglichkeiten eh nicht leisten können”. Obwohl diese einzelne Aussage alleine überhaupt nicht das Thema des Artikels war (“ausländerfeindlich” oder “inländerfreundlich”), stellte R. S. klar, dass er auch einen (!) Fall kennt, wo jemand ohne Schwarzarbeit unter der Brücke schlafen müsste. Trotzdem meldete sich bald darauf unser Pressesprecher zu Wort und stellte auch dahingehend seine und unsere Standpunkte klar, in der Hoffnung, dass nun zum Thema des Artikels kommentiert würde.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Von Andreas Giezinger selbst war zu dieser Zeit noch weit und breit nichts zu sehen und unser Obdachlosenkämpfer wurde mit der Frage konfrontiert, wie er denn dazu stehen würde und ob er denn den Artikel überhaupt gelesen hätte, da er nur über die Überschrift diskutierte. Plötzlich ließ der enge Facebook-Freund Giezingers - es gibt kaum jemanden, der die Beiträge auf Giezingers Facebook-Seite so oft mit einem “gefällt mir” belohnt wie R. S. - damit aufhorchen, dass er diesen eigentlich nur ganz flüchtig kennt, obwohl er seit 30 Jahren in Zell am See zu Gast ist (man läuft sich halt so selten über den Weg). Um nicht zu genau auf den Artikel einzugehen, kam aber ganz weltoffen ein schönes Beispiel einer (!) persönlichen Begegnung mit einer . . . Vorsicht Herr Giezinger . . . “arabischen Familie”!. Übrigens, bei dieser Familie war er im Gegensatz zur “einen” Begegnung mit Herrn Giezinger durchaus in der Lage, sich eine Meinung zu bilden, so kann’s gehen.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Dann war es endlich soweit: Man spürte förmlich den frischen Wind von inländerfreundlichem Patriotismus durch die “linkslinke Systempresse” wehen, als Andreas Giezinger leibhaftig auf unserer kleinen, feinen Facebook-Insel mit einem Link zu einem Video der Neonaziband “Sleipnir” zur Bruchlandung ansetzte, um ein für allemal die Frage zu klären, in welcher politischen Richtung seine politische Message denn nun einzuordnen sei. Ein User wollte auf Nummer sicher gehen und machte Giezinger darauf aufmerksam, dass man in der Neonaziszene mit dem Wort “Inländerfreundlichkeit” wohl nicht so viel anzufangen weiß:



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Doch es war vergebens. Gleich darauf setzte der FPÖ-Funktionär nach mit einem Link zu einer 2 Jahre alten Story der Internetseite “INHR” mit dem Titel “Deutschland: Elfjährige von Muslimen brutal vergewaltigt - Täter frei”, um uns den vermeintlichen Gnadenstoß zu versetzen.



Nun wollen wir die Gelegenheit nutzen und ein wenig über diese, schon tausendfach von FPÖ-Funktionären und -Anhänger verbreiteten, Geschichte aufklären, denn speziell diese hat es in sich. Die Geschichte an und für sich ist frei erfunden, und es funktioniert auch kein einziger der Quellenlinks, die in dem vermeintlichen Bericht einer deutschen Zeitung angegeben sind (aus gutem Grund). Ursprünglich entstammt diese Hetzstory der Feder von Udo Ulfkotte (ist auch auf INHR so angegeben), der für den berüchtigen “Kopp-Verlag” schreibt. Der Kopp-Verlag ist für seine kruden Verschwörungstheorien und hetzerischen Artikel bekannt, siehe folgenden Link - “das Geschäft mit der Angst”:


Udo Ulfkotte, der Schreiber dieser speziellen Geschichte selbst, passt natürlich perfekt in dieses fragwürdige Schema, da er eben auch dafür bekannt ist, Lügen zu verbreiten, die er meistens als “Islamkritische Aufklärung” verkauft, siehe folgenden Link - “So lügt Udo Ulfkotte”

“Islamkritische Aufklärung” ist nun auch das Stichwort, wo unsere inländerfreundliche FPÖ ins Spiel kommt - Achtung, Herr Giezinger: Eben genau für die Verbreitung dieser Lügengeschichte von Udo Ulfkotte, wurde bereits im Jahr 2013 der Obmann der FPÖ Lichtenwörth wegen Verhetzung verurteilt. 
Siehe folgende Links:

Der eine oder andere Leser mag angesichts dieser Tatsachen jetzt über die Methoden, mit denen bei der FPÖ und bei selbsternannten “Islamexperten” so gearbeitet wird, schockiert sein, aber leider ist das in diesem Fall noch lange nichts alles, was es zu bemerken gilt. Erst jetzt kommen wir nämlich zur zweifelhaften Krönung der Geschichte, nämlich zum Betreiber der Seite “INHR”, die als Quelle für Herrn Giezingers Lügengeschichte gilt. Jene Seite - deren Abkürzung makabererweise ausgerechnet für “International network of human rights” herhalten soll und die hauptsächlich gegen vermeintlichen Kindesmissbrauch (natürlich nur mit islamischem Hintergund) vorgeht - wird von einem (mittlerweile verurteilten) Kärntner Kinderschänder betrieben, der 10 Jahre lang die Richter mit verschiedensten Ausflüchten und dubiosen Taktiken vorgeführt hatte, bevor er ein betont mildes Urteil für den Missbrauch seiner damals 11-jährigen Stieftochter ausfasste. 


Selbstverständlich löschten wir Herrn Giezingers Link und informierten ihn auch über die Quelle, was dieser wenig später mit “Interessant” kommentierte, danach konnten wir von Andreas Giezinger keine Reaktionen mehr auf unserer Seite vernehmen.




Offiziell beantwortete der FPÖ-Funktionär aus Zell am See unsere Frage der Ausländerfeindlichkeit also damit, dass er ein Video einer Neonaziband und einen Link eines Kärntner Kinderschänders postete, für dessen Hetzgeschichten andere Funktionäre aus der FPÖ bereits verurteilt wurden. Das hatte selbst uns (und man möchte meinen, auch seinen treuen Facebook-Freund R.S.) noch negativ überrascht. Auf seiner eigenen Facebookseite hingegen setzte er noch eines drauf und postete, trotz allem, ebenfalls den Link von “INHR”, über den wir ihn aufklärten und er mit “interessant” bestätigte. Das Posting steht übrigens noch immer auf seiner Seite und jetzt kommt eine weitere Überraschung: Es taucht nämlich im folgenden Screenshot wieder unser verpixelter, aber grün hinterlegter User auf - Ja, unserem gemäßigten FPÖ-Anhänger und flüchtigen Bekannten Giezingers R. S., der zur selben Zeit auf unserer Seite so um Beschwichtigung bemüht war, gefällt dieses mutmaßlich strafrechtlich relevante Posting auch noch:



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Ansonsten scheint man auf Giezingers Seite plötzlich nicht mehr so bemüht zu sein, den “inländerfreundlichen” Schein zu wahren und probiert es mal mit einem so genannten “Mimimi-Posting”. “Womit hab ich das verdient”, “die grüne Scheisse ist schon überall”, aber auch ein klein wenig stolz: “Ich bin wieder Star auf der Seite HoH”.


Screenshot / (C) Facebook Inc.
Screenshot / (C) Facebook Inc.

“Hab nur die Wahrheit geschrieben” - man kann davon ausgehen, dass es Herr Giezinger auch nicht gleich über die Überschrift hinaus geschafft hat - “kommunistische Gehirnwäsche”, schön vorsichtig verpackt mit der Anmerkung, dass es aber nur persönlich so gemeint wäre. Dass es Herrn Giezingers “Inländerfreundlichkeit” sogar schon in die Zeitung schaffte, wussten nicht einmal wir, aber das erklärt die damalige, plötzliche Einsicht Giezingers auf der Aufdeckerseite der “Urlauberinnen in Burkas”-Geschichte. HoH hingegen “iss [sic!] eh nur eine dubiose Gruppe”, da braucht man sich nicht verstellen, meint der FPÖler.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Vermutlich aus demselben Grund pflichtet eine Userin dem gscholtenen “Andy” bei: Sie wurde ja auch Opfer einer linkslinken Hetzgesellschaft und hat ihren Job verloren “nur” weil sie zu einer Arbeitskollegin “dreckige Jugofut” gesagt hat. Sie hätte sich ja entschuldigen können, aber sie hat es ja auch so gemeint - zumindest kann man der Dame eine gewisse Ehrlichkeit nicht absprechen.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Da geht es dem Inländerfreund wieder besser und Freude kommt auf:


















Screenshot / (C) Facebook Inc.

So viel Zustimmung gibt neuen Mut und man beschließt, beim großen und unantastbaren Heinz Christian Strache selbst Rat zu suchen. Der abgebrühte Zahntechniker hat bekannterweise schon so manche aufgedeckte “Ungereimtheit” in seinem Leben ausgesessen und so folgt natürlich der langbewährte Rat: ignorieren!


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Ein weiterer und vorbildlich gut gemeinter Rat folgt auch von unserem HoH-Inventar und “flüchtigen Bekannten” Giezingers.



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Sogar eine direkte Message richtet Giezinger an HoH, wir fühlen uns geehrt (auch wenn der Rat Straches vom Ignorieren scheinbar nicht fruchtet): Man gibt natürlich ganz in gewohnter Manier Heimat ohne Hass die Schuld dafür, was man selbst so an Fremdenfeindlichkeiten ablässt und denkt nicht im Traum daran, dass an diesem Ton etwas Unpassendes sein könnte. Er fühle sich bespitzelt, was bei knapp 2000 Facebook-Freunden und mehreren Facbook-Profilen von Giezinger doch ein wenig verwundert.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Unser grün hinterlegter Freund ist natürlich mit Rat und Tat zur Seite. Dann fällt dem Freund der Inländer wieder ein, dass er HoH ja ignorieren wollte.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Um sich von den Strapazen zu erholen, geht man wenig später wieder zur Tagesordnung über und lässt sich gepflegt über die “bösen” Kriegsflüchtlinge aus (Anlass ist das ORF-Gespräch zum Thema). Dabei nutzt man natürlich auch gleich die Gelegenheit, um sich ganz klar von Ausländerfeindlichkeit zu distanzieren. Mit “Glock” war natürlich keine Handfeuerwaffe gemeint, sondern das war ein Tippfehler und sollte bestimmt “Clock” heissen und mit “Stg77” war kein Maschinengewehr sondern ein Steuerparagraph gemeint - Indianerehrenwort. Und an Amnesty (International) bloß keine Spenden tätigen, sonst kommen die Herren mit ganz viel “Nächstenliebe”.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Da man jetzt auf der richtigen Linie und sich sicher ist, einen guten Eindruck zu machen, kann man auch gleich das Thema “Nazis” ein für alle mal mit weiteren “Fachspezialisten” abklären. Eingeweihte wissen: Damit sind natürlich die israelischen Staatsbürger gemeint, denn die Nationalsozialisten schrieben sich ganz anders, nämlich “NASO” (wir wissen nicht, ob die Quelle dazu in irgendwelchen Liedtexten von Neonazi-Bands zu finden sind, die uns Herr Giezinger vorschlug).


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Wo dieses Faktum geklärt ist, fehlt nurmehr die Erklärung, wer nun der “Nachbar in Not” sei - ja, das ist eine Verschwörung um den “Asylanten den Arsch zu vergolden”.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Zusammenfassend kann man als Beantwortung der Frage, wie das denn nun mit der “Inländerfreundlichkeit” zu verstehen sei, nicht behaupten, dass sich Herr Giezinger nicht bemüht hätte, uns Klarheit darüber zu vermitteln. Herr Giezinger und natürlich auch Herr Strache: Wir haben verstanden!
Montag, 29. September 2014

Das wundersame Wirken des Mannes aus Myra

Die Blätter verfärben sich, der Herbst zieht ins Land und der aufmerksame politische Beobachter weiß, der Nikolo steht vor der Türe. Nein, nicht der in Begleitung seines Kumpels Krampus am 6. Dezember manch Kaufhaus und Familie heimsuchende Laiendarsteller, sondern jener Nikolo, dessen angebliches Ausbleiben bzw. Auftrittsverbot seit Jahren von den selbsternannten Heimat- und Brauchtumsschützern der FPÖ bejammert wird. Und da die Geschichte des angeblich aus Wiener Kindergärten verbannten Bischofs aus Myra - schon x-mal widerlegt - offenbar ausgelutscht ist, wird dem freiheitlichen NAbg. Höbart angeblich ähnlich Empörendes aus einer Kleinstadt in Niederösterreich zugetragen. In einem ÖVP-dominierten Bundesland natürlich ein doppeltes NoGo! 

In der Sonntagsausgabe der Kronen Zeitung vom 21. September 2014 und, einen Tag später, auf der von Höbart und zwei weiteren Mitstreitern in aller Herrgottsfrüh, um 04:54 Uhr, aus dem Boden gestampften Facebookseite „Ich bin für den Nikolo“, erfährt der Leser, was sich Ungeheuerliches in einem Kindergarten in Mödling angeblich zutragen soll. 

Christian Höbart ist empört“ schreibt die Krone - für einen Mandatar der FPÖ, die den Eindruck erweckt, ohnehin dauerempört zu sein, nicht wirklich außergewöhnlich - da ihm „zu Ohren gekommen sei, dass der Nikolo aus dem ‚Kindergarten XY’ ausgeladen worden sein soll“, weil - hier gerät Höbart laut Krone sogar in Rage - weil eben dieser Nikolobesuch angeblich „wegen Kindern abgesagt worden sei“, weiß Höbart von einem entsetzten Vater, „in deren Religion dieser Heilige nicht vorkommt“. 

Unter Beigabe einer die Dramatik des Anlasses würdigenden Anzahl von Ausrufzeichen, wird auf “Ich bin für den Nikolo” aus der angeblich zugetragenen “Ausladung” ein “geplantes Nikolo-Verbot” und natürlich fordert man “ALLE” - vermutlich gesperrt geschrieben, damit auch wirklich alle Aufgeforderten die Aufforderung zu sehen bekommen - politischen Verantwortungsträger auf “den Besuch des heiligen Nikolo” nicht nur im beanstandeten sondern auch “in ALLEN ANDEREN Kindergärten dieser Republik sicherzustellen”. Ohne Wenn und Aber, versteht sich!


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Dass der diesjährige “Nikolotag”, also der 6. Dezember, zufällig und, wie wir vermuten, auch ganz ohne Zutun des Landeshauptmannes von Niederösterreich oder der ÖVP auf einen Samstag fällt und nicht nur dieser Kindergarten an Samstagen geschlossen hat, darüber schweigen sowohl die Krone als auch die “Nikolo-Fanpage”. Dieses unbedeutende Faktum kann man entweder jedem Taschenkalender entnehmen oder auch der Onlineausgabe der NÖN, die den, ohne Übertreibung eigentlich, langweiligen Sachverhalt so darstellt:


Screenshot www.noen.at, Artikel vom 23.09.2014


Nun ja, Fakten können ganz schön störend sein, vor allem, wenn man sich in (selbst)gerechtem Pathos übt. Dies dürften die KommentatorInnen der Fanpage ähnlich empfinden und lassen sich vom Wesentlichen nicht ablenken:


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Auch ein „Junker Rolf“ findet klare Worte, wenn er in seinem hellsichtigen Kommentar die zwei Seiten des Bösen benennt. „Die herrschende Klasse“, die den Autochthonen an die Gurgel will und „eine leicht lenkbare Masse von Humankapital“ die weder Schuhplattelt noch Bandeltanzt und schon gar nicht die „Bedrohung durch die Nazikeule“ abschütteln kann. Fürwahr, sehr beängstigend!


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Ob Höbart oder auch Strache reagieren und sich zu einem Selfie beim Bandeltanz hinreißen lassen werden? Man darf gespannt sein! Aber wenden wir uns einem anderen Aspekt der Nikolo-Seite zu, der weitaus amüsanter ist, den „Gefällt mir“-Angaben und dem Mann aus Myra. Seinem wundersamen Wirken schreiben wir nämlich die plötzliche Popularität dieser Fanseite zu. 

Wir erinnern uns: am 22. September ging die Seite online. Likes: 0 (Null). Am 26. September 2014 um 14:06 Uhr, hatten genau 20.116, in Worten, zwanzigtausendeinhundertsechzehn Personen auf „Gefällt mir“ gedrückt! Facebook sei Dank, lässt sich dieser wahre „Begeisterungssturm“ auch grafisch nachvollziehen.


Screenshot facebook.com/ichbinfuerdennikolo/likes


Auffallend und irritierend an diesem „Einblick“ ist, dass die „engagiertesten“ Menschen in Istanbul leben!


Screenshot facebook.com/ichbinfuerdennikolo/likes (Detail)


Da ja erst kürzlich die Fanseite der blauen Nachwuchshoffnung Maximilian Krauss (laut Posting auf dieser) angeblich durch eine „Invasion“ von Likes aus der Türkei offline gehen musste, (der Zusammenhang erschließt sich wohl nur dem Eingeweihten, aber vielleicht liegt es ja auch nur daran, dass der eine oder andere Übersensible aus den Reihen der FPÖ die zweite Türkenbelagerung seelisch noch nicht verkraftet hat) wurden wir natürlich etwas stutzig und überprüften die „Gefällt mir“ Angaben der Seite „Ich bin für den Nikolo“ mit „GraphSearch“. Und tatsächlich, mehr als 1000 Likes stammen von Profilen, die angeben gegenwärtig in Istanbul zu leben. [~ 650 Suchergebnisse)


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Doch etwas erstaunt, weiteten wir die Suche auf die Türkei aus. Und wurden ebenfalls fündig. Laut „GraphSearch” stammen ebenfalls mehr als 1000 Likes von „Personen”, die laut Profilangaben gegenwärtig in der Türkei leben (~2700 Suchergebnisse). (Zur Erklärung: GraphSearch unterscheidet nur zwischen “mehr als 100” und “mehr als 1.000” Likes, weist den tatsächlichen Wert aber nicht aus.)



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Nur so nebenbei eine weitere Auffälligkeit: Mehr als 100 Personen, denen die Facebookseite „Ich bin für den Nikolo“ gefällt, arbeiten auch bei „Galatasaray Istanbul“. (Ob als „Maneger”, entzieht sich unserer Kenntnis (Siehe “Strache und seine falschen ‘Fans’” ;-) Zwar sind laut offizieller Homepage des „Galatasaray Istanbul“ nicht mehr als 20 Personen (exkl. Spieler) im Verein beschäftigt, aber das muss nichts zu bedeuten haben.



Screenshot / (C) Facebook Inc.


Da der Mann aus Myra ja nicht nur ein Wohltäter war, sondern verschiedenen Quellen zufolge auch Wunder gewirkt haben soll, kam uns folgende Erklärung in den Sinn: 


  • Nikolo = Bischof von Myra > 
  • Myra = Demre = Kale > Antalya > 
  • Antalya = Türkei > 
  • Türkei > Likes > viele Likes > unglaublich viele Likes…

Das könnte es sein! Ein Wunder! Leider macht uns Facebook einen dicken Strich durch unsere schlüssige Deduktion, denn kein einziges „Gefällt mir“ stammt aus Myra. Schade eigentlich. Wie sonst könnte man sich diese wundersame Like-Vermehrung erklären?


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Abschließend...

Dass man seitens der FPÖ das Thema “Nikoloverbot” irgendwann vor Weihnachten wieder aus der blauen Mottenkiste hervorkramen würde, war abzusehen. Neu ist die - auf den ersten Blick - unparteiische Aufmachung. Kein Logo, kein Foto eines Mandatars, keine wehende rot-weiß-rote Fahne im Hintergrund, kein der FPÖ zuordenbares Grafikdesign. Ob man die Parteilichkeit absichtlich versteckt, um das Thema “Nikolo” ohne den Hautgoût der “Inländerliebe” hochkochen zu können, darüber können wir nur spekulieren. 


Ziemlich sicher sind wir aber, dass uns die FPÖ in naher Zukunft mit ähnlichen Seiten beglücken wird. Ein Superwahljahr steht bevor und zugetragene Aufmacher für “Traditionsthemen” werden gefunden werden. Und so sind wir schon sehr neugierig, aus welcher Weltenregion dann die Likes für eine Seite - nur so als Beispiel - “Ich bin für den Schweinsbraten” stammen werden. Denn, auf welchen verschlungenen Wegen auch immer “Ich bin für den Nikolo” in der Türkei Aufmerksamkeit erregen und Likes generieren konnte, ein “Nikolo-Wunder” dürfte wohl nicht dahinterstecken. In diesem Sinne: “Bitte weitergeilen!” ;-)



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Nachtrag, 28. September 2014

Wie durch ein Wunder, wurde “Ich bin für den Nikolo” seit dem 26. September mit weiteren 13.000 Likes bedacht. Und ist jetzt wieder fest in österreichischer Hand! 


Screenshot / (C) Facebook Inc.


Weniger verwunderlich die Aufschlüsselung der Likes nach Ländern (Datenstand 24.09.2014), die heute erstmals auf “Sterntv-Likecheck” zu finden sind…



Screenshot sterntv-experimente.de/FacebookLikeCheck



Nachtrag, 29. September 2014

Neue Erkenntnisse vom “Like-Check”. Am 25. September hatten bereits 
7.485 Profile aus Österreich und 5.958 Profile aus der Türkei auf “Gefällt mir” gedrückt.



Screenshots sterntv-experimente.de/FacebookLikeCheck

Nachtrag, 30. September 2014





Screenshots sterntv-experimente.de/FacebookLikeCheck

Links: