Freitag, 3. Oktober 2014

Giezingers Reaktionen und “flüchtige Freunde”

Vor einigen Tagen berichteten wir über die Facebookseite von Andreas Giezinger (FPÖ Pinzgau - Ortsgruppe Bruck an der Glocknerstraße), der zwischen “Ausländerfeind” und “Inländerfreund” differenziert und keineswegs von linkslinken Medien in die falsche Ecke gestellt werden will. Wir sind da natürlich absolut seiner Meinung und stellten in der Hoffnung auf Aufklärung einige “Ungereimtheiten” zur Diskussion.

Es dauerte nicht lange, bis sich ein User im ersten Kommentar zu Wort meldete, den man fast schon zum Inventar von Heimat ohne Hass zählen kann. Der User R. S. übt keine offizielle Funktion bei der FPÖ aus und ist damit keine Person öffentlichen Interesses, deswegen haben wir seinen Namen und Profilbild unkenntlich gemacht. Da er aber in diesem Artikel öfter vorkommt, haben wir seinen verpixelten Namen grün hinterlegt. 

Unser R.S. also genießt, wie auch Andreas Giezinger, eine gewisse Vorbild-Funktion für FPÖ-nahe Kreise, was einen gemäßigten und respektvollen Umgangston miteinander betrifft. Er ist auch auf HoH Stammgast und versucht regelmäßig, den aus FPÖ-Sicht “linkslinken” und völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Artikeln die Schärfe zu nehmen und relativiert diese gerne mit beschwichtigenden Kommentaren. Aber R. S. wird auch nicht müde zu betonen, dass rechtsradikale Gesinnungen und Deutsch-Nationalisten in der FPÖ nichts verloren haben und das halten wir ihm sehr zugute. Er hält zwar nach wie vor an der These fest, dass solche Gesinnungen kaum wahrnehmbare Randerscheinungen und Einzelfälle wären, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Bereits 15 Minuten nach Veröffentlichung unseres Giezinger-Artikels war unser Stammgast aus dem blauen Lager hilfsbereit zur Stelle und ging sofort auf das Titelbild des Artikels ein, indem Andreas Giezinger behauptete, dass Klappbetten des roten Kreuzes in einer Turnhalle in Eisenstadt viel zu luxuriös für Kriegsflüchtlinge seien, da sich “Einheimische” solche “Verpflegungen” und “Wohnmöglichkeiten eh nicht leisten können”. Obwohl diese einzelne Aussage alleine überhaupt nicht das Thema des Artikels war (“ausländerfeindlich” oder “inländerfreundlich”), stellte R. S. klar, dass er auch einen (!) Fall kennt, wo jemand ohne Schwarzarbeit unter der Brücke schlafen müsste. Trotzdem meldete sich bald darauf unser Pressesprecher zu Wort und stellte auch dahingehend seine und unsere Standpunkte klar, in der Hoffnung, dass nun zum Thema des Artikels kommentiert würde.

Screenshot / (C) Facebook Inc.

Von Andreas Giezinger selbst war zu dieser Zeit noch weit und breit nichts zu sehen und unser Obdachlosenkämpfer wurde mit der Frage konfrontiert, wie er denn dazu stehen würde und ob er denn den Artikel überhaupt gelesen hätte, da er nur über die Überschrift diskutierte. Plötzlich ließ der enge Facebook-Freund Giezingers - es gibt kaum jemanden, der die Beiträge auf Giezingers Facebook-Seite so oft mit einem “gefällt mir” belohnt wie R. S. - damit aufhorchen, dass er diesen eigentlich nur ganz flüchtig kennt, obwohl er seit 30 Jahren in Zell am See zu Gast ist (man läuft sich halt so selten über den Weg). Um nicht zu genau auf den Artikel einzugehen, kam aber ganz weltoffen ein schönes Beispiel einer (!) persönlichen Begegnung mit einer . . . Vorsicht Herr Giezinger . . . “arabischen Familie”!. Übrigens, bei dieser Familie war er im Gegensatz zur “einen” Begegnung mit Herrn Giezinger durchaus in der Lage, sich eine Meinung zu bilden, so kann’s gehen.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Dann war es endlich soweit: Man spürte förmlich den frischen Wind von inländerfreundlichem Patriotismus durch die “linkslinke Systempresse” wehen, als Andreas Giezinger leibhaftig auf unserer kleinen, feinen Facebook-Insel mit einem Link zu einem Video der Neonaziband “Sleipnir” zur Bruchlandung ansetzte, um ein für allemal die Frage zu klären, in welcher politischen Richtung seine politische Message denn nun einzuordnen sei. Ein User wollte auf Nummer sicher gehen und machte Giezinger darauf aufmerksam, dass man in der Neonaziszene mit dem Wort “Inländerfreundlichkeit” wohl nicht so viel anzufangen weiß:



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Doch es war vergebens. Gleich darauf setzte der FPÖ-Funktionär nach mit einem Link zu einer 2 Jahre alten Story der Internetseite “INHR” mit dem Titel “Deutschland: Elfjährige von Muslimen brutal vergewaltigt - Täter frei”, um uns den vermeintlichen Gnadenstoß zu versetzen.



Nun wollen wir die Gelegenheit nutzen und ein wenig über diese, schon tausendfach von FPÖ-Funktionären und -Anhänger verbreiteten, Geschichte aufklären, denn speziell diese hat es in sich. Die Geschichte an und für sich ist frei erfunden, und es funktioniert auch kein einziger der Quellenlinks, die in dem vermeintlichen Bericht einer deutschen Zeitung angegeben sind (aus gutem Grund). Ursprünglich entstammt diese Hetzstory der Feder von Udo Ulfkotte (ist auch auf INHR so angegeben), der für den berüchtigen “Kopp-Verlag” schreibt. Der Kopp-Verlag ist für seine kruden Verschwörungstheorien und hetzerischen Artikel bekannt, siehe folgenden Link - “das Geschäft mit der Angst”:


Udo Ulfkotte, der Schreiber dieser speziellen Geschichte selbst, passt natürlich perfekt in dieses fragwürdige Schema, da er eben auch dafür bekannt ist, Lügen zu verbreiten, die er meistens als “Islamkritische Aufklärung” verkauft, siehe folgenden Link - “So lügt Udo Ulfkotte”

“Islamkritische Aufklärung” ist nun auch das Stichwort, wo unsere inländerfreundliche FPÖ ins Spiel kommt - Achtung, Herr Giezinger: Eben genau für die Verbreitung dieser Lügengeschichte von Udo Ulfkotte, wurde bereits im Jahr 2013 der Obmann der FPÖ Lichtenwörth wegen Verhetzung verurteilt. 
Siehe folgende Links:

Der eine oder andere Leser mag angesichts dieser Tatsachen jetzt über die Methoden, mit denen bei der FPÖ und bei selbsternannten “Islamexperten” so gearbeitet wird, schockiert sein, aber leider ist das in diesem Fall noch lange nichts alles, was es zu bemerken gilt. Erst jetzt kommen wir nämlich zur zweifelhaften Krönung der Geschichte, nämlich zum Betreiber der Seite “INHR”, die als Quelle für Herrn Giezingers Lügengeschichte gilt. Jene Seite - deren Abkürzung makabererweise ausgerechnet für “International network of human rights” herhalten soll und die hauptsächlich gegen vermeintlichen Kindesmissbrauch (natürlich nur mit islamischem Hintergund) vorgeht - wird von einem (mittlerweile verurteilten) Kärntner Kinderschänder betrieben, der 10 Jahre lang die Richter mit verschiedensten Ausflüchten und dubiosen Taktiken vorgeführt hatte, bevor er ein betont mildes Urteil für den Missbrauch seiner damals 11-jährigen Stieftochter ausfasste. 


Selbstverständlich löschten wir Herrn Giezingers Link und informierten ihn auch über die Quelle, was dieser wenig später mit “Interessant” kommentierte, danach konnten wir von Andreas Giezinger keine Reaktionen mehr auf unserer Seite vernehmen.




Offiziell beantwortete der FPÖ-Funktionär aus Zell am See unsere Frage der Ausländerfeindlichkeit also damit, dass er ein Video einer Neonaziband und einen Link eines Kärntner Kinderschänders postete, für dessen Hetzgeschichten andere Funktionäre aus der FPÖ bereits verurteilt wurden. Das hatte selbst uns (und man möchte meinen, auch seinen treuen Facebook-Freund R.S.) noch negativ überrascht. Auf seiner eigenen Facebookseite hingegen setzte er noch eines drauf und postete, trotz allem, ebenfalls den Link von “INHR”, über den wir ihn aufklärten und er mit “interessant” bestätigte. Das Posting steht übrigens noch immer auf seiner Seite und jetzt kommt eine weitere Überraschung: Es taucht nämlich im folgenden Screenshot wieder unser verpixelter, aber grün hinterlegter User auf - Ja, unserem gemäßigten FPÖ-Anhänger und flüchtigen Bekannten Giezingers R. S., der zur selben Zeit auf unserer Seite so um Beschwichtigung bemüht war, gefällt dieses mutmaßlich strafrechtlich relevante Posting auch noch:



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Ansonsten scheint man auf Giezingers Seite plötzlich nicht mehr so bemüht zu sein, den “inländerfreundlichen” Schein zu wahren und probiert es mal mit einem so genannten “Mimimi-Posting”. “Womit hab ich das verdient”, “die grüne Scheisse ist schon überall”, aber auch ein klein wenig stolz: “Ich bin wieder Star auf der Seite HoH”.


Screenshot / (C) Facebook Inc.
Screenshot / (C) Facebook Inc.

“Hab nur die Wahrheit geschrieben” - man kann davon ausgehen, dass es Herr Giezinger auch nicht gleich über die Überschrift hinaus geschafft hat - “kommunistische Gehirnwäsche”, schön vorsichtig verpackt mit der Anmerkung, dass es aber nur persönlich so gemeint wäre. Dass es Herrn Giezingers “Inländerfreundlichkeit” sogar schon in die Zeitung schaffte, wussten nicht einmal wir, aber das erklärt die damalige, plötzliche Einsicht Giezingers auf der Aufdeckerseite der “Urlauberinnen in Burkas”-Geschichte. HoH hingegen “iss [sic!] eh nur eine dubiose Gruppe”, da braucht man sich nicht verstellen, meint der FPÖler.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Vermutlich aus demselben Grund pflichtet eine Userin dem gscholtenen “Andy” bei: Sie wurde ja auch Opfer einer linkslinken Hetzgesellschaft und hat ihren Job verloren “nur” weil sie zu einer Arbeitskollegin “dreckige Jugofut” gesagt hat. Sie hätte sich ja entschuldigen können, aber sie hat es ja auch so gemeint - zumindest kann man der Dame eine gewisse Ehrlichkeit nicht absprechen.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Da geht es dem Inländerfreund wieder besser und Freude kommt auf:


















Screenshot / (C) Facebook Inc.

So viel Zustimmung gibt neuen Mut und man beschließt, beim großen und unantastbaren Heinz Christian Strache selbst Rat zu suchen. Der abgebrühte Zahntechniker hat bekannterweise schon so manche aufgedeckte “Ungereimtheit” in seinem Leben ausgesessen und so folgt natürlich der langbewährte Rat: ignorieren!


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Ein weiterer und vorbildlich gut gemeinter Rat folgt auch von unserem HoH-Inventar und “flüchtigen Bekannten” Giezingers.



Screenshot / (C) Facebook Inc.

Sogar eine direkte Message richtet Giezinger an HoH, wir fühlen uns geehrt (auch wenn der Rat Straches vom Ignorieren scheinbar nicht fruchtet): Man gibt natürlich ganz in gewohnter Manier Heimat ohne Hass die Schuld dafür, was man selbst so an Fremdenfeindlichkeiten ablässt und denkt nicht im Traum daran, dass an diesem Ton etwas Unpassendes sein könnte. Er fühle sich bespitzelt, was bei knapp 2000 Facebook-Freunden und mehreren Facbook-Profilen von Giezinger doch ein wenig verwundert.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Unser grün hinterlegter Freund ist natürlich mit Rat und Tat zur Seite. Dann fällt dem Freund der Inländer wieder ein, dass er HoH ja ignorieren wollte.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Um sich von den Strapazen zu erholen, geht man wenig später wieder zur Tagesordnung über und lässt sich gepflegt über die “bösen” Kriegsflüchtlinge aus (Anlass ist das ORF-Gespräch zum Thema). Dabei nutzt man natürlich auch gleich die Gelegenheit, um sich ganz klar von Ausländerfeindlichkeit zu distanzieren. Mit “Glock” war natürlich keine Handfeuerwaffe gemeint, sondern das war ein Tippfehler und sollte bestimmt “Clock” heissen und mit “Stg77” war kein Maschinengewehr sondern ein Steuerparagraph gemeint - Indianerehrenwort. Und an Amnesty (International) bloß keine Spenden tätigen, sonst kommen die Herren mit ganz viel “Nächstenliebe”.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Da man jetzt auf der richtigen Linie und sich sicher ist, einen guten Eindruck zu machen, kann man auch gleich das Thema “Nazis” ein für alle mal mit weiteren “Fachspezialisten” abklären. Eingeweihte wissen: Damit sind natürlich die israelischen Staatsbürger gemeint, denn die Nationalsozialisten schrieben sich ganz anders, nämlich “NASO” (wir wissen nicht, ob die Quelle dazu in irgendwelchen Liedtexten von Neonazi-Bands zu finden sind, die uns Herr Giezinger vorschlug).


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Wo dieses Faktum geklärt ist, fehlt nurmehr die Erklärung, wer nun der “Nachbar in Not” sei - ja, das ist eine Verschwörung um den “Asylanten den Arsch zu vergolden”.


Screenshot / (C) Facebook Inc.

Zusammenfassend kann man als Beantwortung der Frage, wie das denn nun mit der “Inländerfreundlichkeit” zu verstehen sei, nicht behaupten, dass sich Herr Giezinger nicht bemüht hätte, uns Klarheit darüber zu vermitteln. Herr Giezinger und natürlich auch Herr Strache: Wir haben verstanden!