Montag, 4. November 2013

Machiavellistische Gelüste?

Dieses "Fundstück" haben wir der privaten Facebookseite von Johann Gudenus, seines Zeichens Klubobmann der Wiener FPÖ.

Screenshot / (C) Facebook Inc.





Leider verrät uns Herr Gudenus nicht, was genau er mit diesem Zitat meint. Wen meint er mit den unterwerfenden Nationen und wen mit den unterworfenen?

Herr Gudenus kleiner Tipp für s nächste Mal: Ein Zitat wird erst dann sinnvoll, wenn sowohl die Zusammenhänge als auch die Interpretationen klar sind!
Die Kommentierenden auf der Seite scheinen jedenfalls (wie von Herrn Gudenus beabsichtigt?) der Meinung zu sein, dass wir Österreicherinnen und Österreicher zu den unterdrückten Nationen gehören- und zwar seit Ende des 2. Weltkriegs, als wir nicht von den Nazis befreit, sondern von den Amerikanern, Russen und Briten zwangsbesetzt wurden.

Screenshot / (C) Facebook Inc.



Diese Lesart gehört zu den gängigen Mustern rechtsextremer Argumentationsführung, genauso wie die Behauptung, dass (natürlich autochthone) Volk würde von der Regierungen und anderen Nationen unterdrückt

Eine zweite Analysequelle eines Zitats ist, wer denn eigentlich zitiert wird. In aller Regel wird das jemand sein, der vom Zitierenden wenn schon nicht bewundert, so doch eher positiv gesehen wird. Wer ist also dieser Niccolò Machiavelli? Wikipedia verrät, dass es sich dabei um einen mittelalterlichen florentinischen Politiker, Diplomaten, Philosophen, Geschichtsschreiber und Dichter handelt.

Herr Gudenus liest also Philosophie. Interessant wird es nun, wenn wir das Hauptwerk von Macciavelli “Il Principe” (der Fürst) etwas genauer betrachten. Darin schildert er, wie ein Fürst einen Staat zu führen habe. Dies müsse geschehen indem “die Gesetze der traditionellen Moral verletzt werden”. Für einen Herrscher ist es egal, ob er gut oder böse ist, solange es ihm gelingt an der Macht zu bleiben. Der perfekte Herrscher muss die traditionellen Moralvorstellungen vorspielen können, aber er darf auch – im Interesse der Staatsräson – vor Gewalt und Terror nicht zurückschrecken.

Kurz zusammengefasst: Laut Macciavelli ist es nicht die Aufgabe des Politikers für das Wohl des Volkes zu sorgen, sondern alles zu unternehmen, um selbst an die Macht zu kommen, bzw. dort zu bleiben, völlig egal welche moralischen Grenzen dabei überschritten werden müssen oder welche Konsequenzen dies langfristig für das Volk hat.

Vor diesem Hintergrund scheint die Frage angebracht, ob Herr Gudenus Macciavelli aus mehr als nur historischem Interesse liest und zitiert?