Freitag, 14. November 2014

Es gibt nichts, was es nicht gibt

Die meiste Zeit beschäftigt sich HoH mit teils sehr trockenen, teils sehr erschreckenden Inhalten. Hinter den Kulissen sorgen jedoch gewisse Ereignisse hin und wieder dennoch für Erheiterung.

Die Seite “JA!! zu: Österreich ohne Minarette!!!” wurde von uns über mehrere Monate analysiert, und nachdem wir letzten Februar eine Sachverhaltsdarstellung gegen mehrere UserInnen eingebracht haben, kam es im August zu einer Verurteilung, über die auch die Medien berichteten. So wurde der Seitenbetreiber Robert F. darauf aufmerksam, dass es doch wichtig ist, sich nicht nur um das Erstellen fragwürdiger Postings zu kümmern, sondern eben auch darum, die Seite sauber zu halten - zumindest nach seinen ganz persönlichen Richtlinien . Da er aber offenbar nicht die Zeit hat (bei seinem Brotberuf als Discobesitzer ist dies auch verständlich), sich um alles und jeden zu kümmern, hat er auf seiner Seite um Unterstützung gebeten.

Wir haben Ihm mit einem Fake-Profil diese Unterstützung zugesagt - und er hat sie angenommen. Nachdem wir ja dabei nicht unbedingt die großen Experten heraushängen lassen wollten, haben wir mit dem Profil einfach mal naiv nachgefragt, was denn alles zu löschen sei. Die Antwort - “wenn ein Moslem eine Österreicherin vergewaltigt und einer schreibt ‘tötet alle Türken’ dann löschen, wenn er schreibt ‘tötet ihn’ - dann nicht löschen”.




Screenshot / (C) Facebook Inc.


Wir haben dann die Arbeit offenbar zu seiner vollsten Zufriedenheit erledigt, eigentlich sogar darüber hinaus, weil wir natürlich alles berücksichtigt haben, was strafrechtlich relevant war. Und wir haben die strafbaren Inhalte in verschiedene Sachverhaltsdarstellungen verpackt, so wie es sich gehört.

Vom 31.10 auf den 1.11. war nun für F. klar: Ups, da haben wir jemanden von Heimat ohne Hass geholt. Und er hat unseren Fakeaccount wieder rausgeschmissen.

Später am 1.11. war es ihm dann doch wieder zu viel Arbeit und war erneut auf der Suche nach jemanden, der ihm beim Moderieren hilft. 

Doch nun der eigentlich witzigen Teil: Er hat ein weiteres Mal eines unserer Fake-Profile angenommen. Nachdem er scheinbar mitten in der Nacht mitbekommen hat, dass das Profil wieder nach bestem Wissen und Gewissen die Benutzer sperrt und Inhalte strafrechtlich relevanter Natur löscht - wurden wir wieder entfernt.
Wir wollen jedoch anmerken, dass unser Fake-Profil während dieses Zeitraums nicht alleine Moderator war, sondern zusätzlich eine junge Frau - nennen wir sie Frau X.

Schließlich folgt etwas absolut nicht Nachvollziehbares: Robert F. gingen die Ausblendungen und Sperren zu weit, die wir über beinahe zwei Monate vorgenommen haben, und so hat er tatsächlich einfach alle Sperren wieder entfernt. Somit wurden leider auch alle strafrechtlich relevanten Dinge wieder sichtbar -> die nächste Sachverhaltsdarstellung wird natürlich folgen.

Aufgrund der Vorgehensweise von Herrn F. mussten wir den Druck erneut erhöhen. Wir schrieben Frau X an, die daraufhin ihre Moderationstätigkeit zurücklegte.

Das Finale

Aber wir sind noch nicht am Ende der Geschichte angekommen. An dieser Stelle empfanden wir erstmals doch etwas Mitleid mit Herrn F. Denn: wir haben ihm erneut ein Profil untergeschoben. Diesmal in Form einer jungen Frau. Nach einem kurzen Chat war sie Moderatorin. Erneut konnten wir Inhalte sichern, die nächste Sachverhaltsdarstellung wird ebenfalls folgen.

Die Seite ist übrigens mittlerweile offline.

Fassen wir zusammen:

Wir schieben einem Seitenbetreiber ein Fakeprofil unter. Am Tag des ersten Zeitungsartikels einen weiteren und danach noch einen dritten. Auf gut Deutsch: Herr F. ist gleich dreimal auf HoH-Fakes hereingefallen. Anhand eines von ihm herausgegebenen Statements müssen wir jedoch leider annehmen, dass er seine extremen Ansichten weiter verbreiten würde, wäre er nicht (mehrfach) ertappt worden. 

Andere Artikel zu der Causa:

Mittwoch, 12. November 2014

Leserkommentar einer jüdischen Nachfahrin

Ich hoffe ich darf das hier einstellen, da ich eine "Beinahe-Zeitzeugin" bin. In den letzten Tagen wird wieder viel darüber geschrieben.

Meine Eltern waren Juden, lebten beide in Wien in einer so weit ich weiß, intakten Familie. Sie waren beide etwa 8 Jahre alt, als der Horror der Verfolgung richtig begann und etwa 13 Jahre alt, als man sie abholte - mitsamt den Eltern.

Die Eltern hat man umgebracht, die Kinder waren stark genug, um zu überleben, zu arbeiten für die Nazis - jeder mit seiner Möglichkeit.

Sie kamen von einem Tötungslager ins andere... bis zur Befreiung.

Da waren sie noch keine 20.

Sie lernten sich kennen und heirateten dann.

Wir waren zwei Kinder, die mit schwer traumatisierten Eltern zurande kommen mussten. Wir hatten nur sie. Keine Großeltern. Keine Tanten und Onkel. Niemand hat uns geholfen - wir waren alleine, kein "Kriseninterventions-Team", keine Therapeuten .. wir waren alleine, wir vier, im Nachkriegsleben.

Meine Eltern versuchten, uns zu schützen.: Sie ließen uns "taufen" - evangelisch, sie gaben uns vorübergehend in Kinderheime, wenn einer von ihnen wieder diese schweren Depressionen hatte... (was wir Kinder nicht verstehen konnten - wir waren erst 4 und 2 Jahre alt, als es das erste Mal geschah) ...wenn die Bilder wieder hoch kamen. Mein Vater, der gesehen hat, wie seine Mutter erschossen wurde, weil sie ihn - ihr Kind - schützen wollte.

Er starb, als er jünger war, als ich es heute bin. Er hatte einfach keine Kraft mehr. Meine Mutter folgte ihm bald.

Ich habe das hier geschrieben, weil mich das kalte Grauen überkommt, das pure Entsetzen, wenn ich lese, dass es schon wieder beginnt ... alles.

Und so lange ich lebe werde ich es bekämpfen. Ich bin es mir schuld, meinen toten Eltern, meiner toten großen Familie.

Ich werde daran erinnert tagtäglich - und sei es nur beim Arzt: Anamnese..hat jemand aus Ihrer Familie Diabetes gehabt?

Diabetes!

Ich weiss es nicht.

Susanne Fischer

Montag, 10. November 2014

Die Minarett-Seite und die FPÖ

Die mittlerweile offline genommene Seite “Ja!! zu: Österreich ohne Minarette!!!”, betrieben von Robert F., hat einige Wellen geschlagen. Interessanterweise verschwanden die Likes von FPÖ-Bundesobmann Strache und FPÖ-Bundesobmann-Stellvertreter Gudenus erst, als wir berichteten, dass es Verbindungen zur FPÖ gibt. 

Aber diese beiden Likes hätten sowieso nur eine Nebenrolle gespielt, denn Heinz-Christian Strache hatte die Seite nicht nur mit einem “Gefällt mir” markiert, er war außerdem auf der Seite aktiv und hat auch Inhalte kommentiert und explizit mit einem “Gefällt mir” markiert. Die Inhalte waren zwar weder strafrechtlich relevant noch besonders aufregend, zeigten jedoch, dass Strache dort aktiv mitgelesen und interagiert hat.
Screenshot / (C) Facebook Inc
Obwohl Strache, wie auf Facebook üblich, eine Benachrichtigung über die Antwort auf sein Posting erhalten hat, hat er auf den Kommentar des Users, der zum Vergasen von Menschen aufforderte, nicht weiter reagiert.

Es gab auch auch durchwegs weitere interessante Verbindungen zu anderen Ebenen der FPÖ.


So warnte der Vorsitzende des Rings freiheitlicher Studenten Salzburg, Thomas Eggert, den Seitenbetreiber vor strafrechtlich relevanten Kommentaren. Gelöscht hat Robert F. den betreffenden Kommentar übrigens trotzdem nicht.
Screenshot / (C) Facebook Inc

Nun zu einem weiteren Jungfunktionär: Markus Ripfl. Dieser betreibt die Facebook-Seite “Linksextremismus stoppen”, die aber eher als FPÖ-Sprachrohr verwendet wird, als eine seriöse Auseinandersetzung mit “Linksextremismus” zu bieten. Herr Ripfl ersuchte den Seitenbetreiber Robert F., seine Seiten bzw. die seiner Freunde zu bewerben, was Robert F. auch tat. Die Minarett-Seite bewarb somit, zumindest auf aktiven Zuruf, Seiten von FPÖ-Funktionären.

Screenshot / (C) Facebook Inc

Screenshot / (C) Facebook Inc

Screenshot / (C) Facebook Inc



Auch Erhard Brunner, FPÖ Gemeinderat versuchte Herrn F. mit Inhalten zu versorgen:
Screenshot / (C) Facebook Inc


Robert F. rief immer wieder zur Gründung eines “Heimatschutzes” auf und stieß dabei beim RFJ-Funktionär Dominic Winkler aus Freistadt auf offene Ohren. Dieser wollte die Gründung eines Heimatschutzes sogar mit den Mitgliedern seiner RFJ-Ortsgruppe besprechen.

Screenshot / (C) Facebook Inc


Unter einem Heimatschutz verstand F. laut der Chatprotokolle Folgendes:

Die Islamisierung und die Massenzuwanderung werden immer schlimmer. Gleichzeitig kommen auch noch andere große und kleine Probleme auf uns alle zu.
Die EU und ihr Euro, die NATO und ihre Kriegslust... bis hin zu "kleinen" Problemen wie dem Rauchverbot, die Teuerungen vom Einkauf über den Benzin bis zu Miete, Strom, Wasser usw.
Apropos Wasser, deren Ausverkauft wird unsere Kinder und Enkel dürsten lassen, wenn ihnen nicht sowieso der Kopf abgeschnitten wird - von irgendeinem irren Islamisten.
DOCH das Alles sind Probleme, die sich lösen lassen. Denn im Gegensatz zu z.b. einer Hungerkrise oder Ebola, kann man unsere Probleme alle mit einem Gesetz lösen.
GESETZE ändern sich nicht von selbst und unsere Parteien und Regierungen haben gezeigt, dass sie nicht fähig oder auch nur willens sind etwas zu verändern ohne massiven Druck.
DIESEN Druck aufzubauen, um Gesetze so zu ändern, dass wir wieder eine Zukunft haben, geht nur über einer breite, bürgerliche, geschlossene, aktive Bewegung!
UNSERE Aufgabe muss es also sein, so eine Bewegung aufzubauen.
Dafür müssen wir raus gehen und die Menschen aufklären, ihnen eine Heimat bieten, in der sie ohne Angst aktiv werden können!


Auch diverse Gemeinderäte und Landtagsabgeordnete waren auf der Seite aktiv. Darunter zum Beispiel Erhard Brunner, der schon in diesem Artikel Hauptakteur war.

Bis zuletzt wurde “Ja!! zu: Österreich ohne Minarette!!!” noch von folgenden Seiten inkl. offiziellen FPÖ Seiten auf Facebook unterstützt:

Screenshot / (C) Facebook Inc

Apropos “Akteure” - hier tun sich noch folgende Fragen auf:

  • Weshalb möchte ein RFJ-Funktionär gemeinsam mit Robert F, einem (nicht rechtskräftig) verurteilten Neonazi, Heimatschutz spielen?
  • Weshalb schafft es die FPÖ nicht, sich gänzlich von derartigen Gestalten fernzuhalten?
  • Weshalb bitten FPÖ-Funktionäre um eine Zusammenarbeit, wenn sie doch mit derartigen Personen offiziell nichts zu tun haben wollen?
  • Sind den UnterstützerInnen aus Kreisen der FPÖ die vielen mutmaßlich strafrechtlich relevanten, jedenfalls höchst widerlichen Postings auf der Seite nicht aufgefallen, waren sie ihnen einfach egal oder spiegelte sich darin vielleicht sogar ihre eigene Meinung wider?